Premiere in Beaumes-de-Venise: Erstmals dürfen Winzer in diesem Jahr Maschinen bei der Lese einsetzen (Foto: Interprofession des A.O.C. de Beaumes de Venise).
Premiere in Beaumes-de-Venise: Erstmals dürfen Winzer in diesem Jahr Maschinen bei der Lese einsetzen (Foto: Interprofession des A.O.C. de Beaumes de Venise).

Maschinenlese erlaubt

Der Einsatz von Vollerntern ist in den südfranzösischen Appellationen Beaumes-de-Venise, Muscat de Beaumes-de-Venise und Cairanne gesetzlich verboten. Doch das Ausnahmejahr 2020 sorgt auch hier für ein Abweichen von der Norm. Wie das französische Magazin Vitisphère berichtet, dürfen Winzer in diesen drei Gebieten für die diesjährige Lese auf Maschinen zurückgreifen. Das hat demnach das für die AOC-Regularien zuständige Institut National de l’Origine et de la Qualité (INAO) gestattet.

Nicht nur ist die Ernte in diesem Jahr recht früh gestartet und flexible Erntehelfer dringend gesucht. Durch die Pandemie-Situation sei es grundsätzlich problematisch, Arbeitskräfte für die Handlese ins Land zu holen, so Jean-Paul Anrès, AOC-Präsident Beaumes-de-Venise: »Unsere Arbeiter kommen zum größten Teil aus Spanien und Portugal. Wir befürchten, dass die Grenzen erneut geschlossen werden könnten und wir unsere Arbeitskräfte nicht zum optimalen Lesezeitpunkt holen können.«

»Und selbst wenn die Winzer ausreichend Erntehelfer finden, stellt sich die Frage, wie diese gemäß der Hygiene-Auflagen untergebracht werden könnten, um einen Virus-Ausbruch zu verhindern«, ergänzt Caroline Blot vom INAO.

Für die Appellationen Beaumes-de-Venise, bekannt für seine Rotweine, und Muscat de Beaumes-de-Venise, bekannt für seinen Vin doux naturel, ist diese Aunahmeregelung eine Premiere. Cairanne hingegen hatte sich erst 2015 als eigenständiger Cru aus dem Konstrukt Côtes du Rhône-Villages herausgelöst. Zu den neuen, strengeren Richtlinien gehörte auch die obligatorische Handlese. Nach Protesten einiger Traubenbauern wurde jedoch eine Übergangsphase von fünf Jahren genehmigt, in der die Maschinenlese weiterhin erlaubt war. Diese Phase verlängert sich nun erneut. 

Während also die rund 850 Hektar in Cairanne bereits für die maschinelle Lese geeignet sind, werden in Beaumes-de-Venise und Muscat de Beaumes-de-Venise voraussichtlich nur 20 bis 30 Prozent der 700 bzw. 300 Hektar, so schätzt Anrès, überhaupt mit Maschinen bearbeitet werden können – einerseits weil viele Flächen kaum mit Maschinen erreichbar sind, andererseits weil es in der Region schlichtweg nicht genügend Vollernter gibt. aw

Ausgabe 8/2024

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