Präsident Giovanni Busi will mit der Gran Selezione die Wettbewerbsfähigkeit der DOCG Chianti erhöhen (Foto: Alessandro Fibbi)
Präsident Giovanni Busi will mit der Gran Selezione die Wettbewerbsfähigkeit der DOCG Chianti erhöhen (Foto: Alessandro Fibbi)

Krach im Chianti

Die Mitglieder des Konsortiums DOCG Chianti haben für diverse Änderungen im Regelwerk gestimmt. Für Streit sorgt dabei die Einführung der Spitzenkategorie »Gran Selezione«, die das Chianti Classico bereits 2014 auf den Markt gebracht hatte.

Die Chianti Gran Selezione soll 30 Monate reifen, einen Mindestalkohol von 13 Grad aufweisen und sie darf nicht in die folkloristische Bastflasche »Fiasco« abgefüllt werden. Zu weiteren Überarbeitungen der Produktionsnormativen zählen die Erhöhung des Alkoholgrades für den normalen Chianti DOCG auf mindestens 12 Grad, die Einführung der Unterzone »Chianti Terre di Vinci« sowie strengere Handelsbedingungen für die Fassweine. Ihre Eignung auf die DOCG-Zertifizierung muss bereits in der herstellenden Kellerei geprüft werden, bevor die Offenware weiterverkauft wird. 

»Wir haben den Alkoholgrad hochgesetzt und eine große Neuigkeit wie die Gran Selezione eingeführt, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Weine auf strategischen Märkten wie China und den USA zu erhöhen. Jetzt erwarten wir schnellstmöglich die Einleitung des Amtsweges für die Bewilligungen auf ministerieller und EU-Ebene. Wir sind sicher, dass die Überarbeitung des Regelwerks dem kommerziellen Erfolg unserer Weine einen weiteren Schub geben wird, auch auf internationalem Niveau«, kommentierte Giovanni Busi, Präsident des Konsortiums. 

Die Einführung der Chianti Gran Selezione soll rückwirkend gelten. Die Produzenten können schon ab dieser Ernte eine potenzielle Gran Selezione nach den festgelegten Regeln herstellen und in drei Jahren auf den Markt bringen, sollte dem Antrag stattgegeben werden. Der Amtsweg bis zum Inkrafttreten dauert rund zwei Jahre.

Das Konsortium des Schwarzen Hahns hat sich über den Vorstoß der Chianti-Verwandtschaft, ebenfalls eine Gran Selezione einzuführen, mächtig aufgeregt. »Wir werden auf allen institutionellen Ebenen Widerspruch gegen den Vorschlag der Chianti Gran Selezione einreichen«, wetterte Giovanni Manetti, der Präsident im Chianti Classico. 

In einer Mitteilung bezeichnet das Konsortiums die Strategie des Chianti als »nicht konstruktiv und völlig frei von innovativen Ideen«. Der Schwarze Hahn fühlt sich schlichtweg kopiert und befürchtet Verwechslungen. Der Begriff Gran Selezione ist laut dem italienischen Weingesetzbuch »Testo Unico« allerdings eine Spitzentypologie, die alle DOCGs einführen können. Das Collio im Friaul arbeitet beispielsweise ebenfalls daran.

Den normalen Verbraucher könnte das Angebot einer Chianti Gran Selezione zusätzlich zur Chianti Classico Gran Selezione zunächst verwirren. Er hat nicht nur in Deutschland Schwierigkeiten, überhaupt zwischen Chianti und Chianti Classico zu unterscheiden. Einige große Produzenten in der Toskana, beispielsweise Antinori, Castelli di Grevepesa, Cecchi, Piccini oder Ruffino stellen ebenso Chianti wie Chianti Classico her. Sollten sie die neue Spitzentypologie ebenfalls für ihren Chianti benutzen wollen, fällt ihnen auch die Aufgabe zu, die Unterschiede zwischen den beiden zu erklären. Aber warten wir ab, ob der Antrag auf die Chianti Gran Selezione überhaupt den Segen vom Agrarministerium und der EU-Kommission bekommt. vc

 

Ausgabe 8/2024

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