Hinter diesen beiden Ausnahmeweinen gruppiert sich eine Gruppe von acht Spätburgundern, denen wir mit 95 Punkten ebenfalls ein Weltklasse-Niveau attestieren.
Allen voran die badischen Superstars Julian Huber und Friedrich Keller, exakt im Gleichschritt, mit jeweils zweimal 95 und dreimal 94 Punkten. Beide konträr in der Stilistik: Während bei Huber ganz klar die Frucht im Vordergrund steht, zieht sich bei Keller eine intensive, ätherische Würze durch die Kollektion und prägt die Handschrift. 95 Punkte für den Henkenberg von Salwey und 94 Punkte für den Schlossberg von Dr. Heger komplettieren das Spitzenfeld. In Summe ein Dutzend Pinots aus Baden mit 94 oder 95 Punkten. Im letzten Jahr waren es elf badische Spätburgunder mit 94 bis 96 Punkten. Anzumerken ist, dass Kirchberg und Eichberg von Salwey in diesem Jahr fehlten, weil beide künftig im gleichen Rhythmus wie die Weißweine vorgestellt werden sollen. So dürfen wir uns auf die 2020er im kommenden Jahr freuen.
Vom Jahrgang 2019 hatten wir sieben Pinots mit 96 Punkten bewertet, wovon allerdings zwei in diesem Jahr in Wiesbaden fehlten. Von der ultimativen Spitze ausgehend sieht es so aus, als stünde der Jahrgang 2020 eine Spur hinter 2019. Fraglos zwei ganz exzellente Pinot-Jahre in Folge.
Etwas mehr fruchtiger Schmelz in 2020 und eine Spur weniger komplexe, griffige Struktur und mineralischer Ausdruck, so lässt sich der Unterschied zu 2019 auch in der Pfalz – Ausnahme Idig – beschreiben. Die Bilanz des Jahrgangs 2020 liest sich so: Idig als Fixstern über allen, dann zwei Weltklasse-Pinots von Rings (Felsenberg und Saumagen) und ein überzeugender Kostert von VDP-Frischling Jülg (94 P.). Dazu noch zweimal 94 Punkte für zwei ältere Jahrgänge: 2019 Kirschgarten von Philipp Kuhn, der seinen Ruf als Multitalent untermauert und als einziger in der Pfalz mit drei Rebsorten Bewertungen 94 oder 95 Punkten erreicht. Erst nach fünf Jahren bringt Rebholz seinen Im Sonnenschein auf den Markt. Auch auf den 2017er hat sich das Warten für die Fans gelohnt.
Überblick über den Rest der Republik: Das Weingut Rudolf Fürst (einmal 96, zweimal 94 Punkte) hat in Wiesbaden gemeinsam mit Fritz Keller, Huber und Rings die beste Pinot-Kollektion vorgestellt. Aus Rheinhessen ragten zwei Spätburgunder heraus, Felix und Klaus Peter Kellers Frauenberg (95 P.) und das Kirchenstück von Battenfeld Spanier (94 P.).
Mit ebenfalls 94 Punkten untermauert das Weingut Kaufmann seinen Führungsanspruch in Sachen moderne Spätburgunderstilistik im Rheingau. Ansonsten scheint sich das Gebiet von der aktuellen Entwicklung weitgehend abzukoppeln.
Ganz im Gegenteil zu Württemberg. Allen voran Hansjörg und Matthias Aldinger mit zweimal 94 Punkten, gefolgt von Rainer Schnaitmanns Lämmler und dem Schlossberg von Graf Neipperg aus 2020 sowie Schupen von Dautel und Ruthe von Graf Neipperg führen das Feld an.
Noch einige Worte zur Ahr: Es stellt sich unweigerlich eine leichte Gänsehaut ein, wenn man den Jahrgang 2020 vor sich im Glas hat. Fast hat man das Gefühl, es verbietet sich, eine profane Bewertung in Punkten abzugeben. Das Niveau der Pinots ist angesichts der dramatischen Umstände, unter denen dieser Jahrgang erzeugt wurde, nicht hoch genug einzuschätzen. Jeder einzelne Winzer verdient es, auf den Weinkarten des Landes gelistet zu sein und kein Gast wird enttäuscht sein.
Die Jahrgänge 2016 und 2017 versprachen viel. Es schien, als sei der Knoten geplatzt. Elegante, pfeffrig-würzige Lemberger mit edler dunkler Frucht und reifen Tanninen, weder überreif und rumtopfig, noch grün und aggressiv, noch vom Holz überladen. Die folgenden 2018er waren eingepreist, dem warmen Charakter des Jahrgangs geschuldet. 2019 dann die erste Ernüchterung und 2020 schließlich die bittere Erkenntnis: Die deutschen Lemberger sind relativ weit entfernt von Weltklasse. Leider! Gerade einmal drei Weine erreichten 93 Punkte: Gehrnhalde von Moritz Haidle sowie die beiden Lämmler von Rainer Schnaitmann und den Brüdern Aldinger. Dazu weitere drei Weine mit 92 Punkten. Macht in Summe sechs Weine auf einem Niveau, auf dem sich im Burgenland je nach Jahrgang zwischen 60 und 100 Blaufränkisch bewegen, darunter bei Weitem nicht nur Lagenweine.
Das Niveau bei den württembergischen Pinots ist im direkten Vergleich eindeutig höher, die Bewertungen liegen im Schnitt um einen ganzen Punkt darüber, was in diesem Spitzenbereich eine Welt ist. Und auch bei den weißen Sorten zeigen die führenden Betriebe entlang von Neckar und Rems ihre volle Dynamik. Warum hakt es ausgerechnet beim Lemberger?
Text: Sascha Speicher; Bewertungen von Alexandra Wrann, Christoph Nicklas und Sascha Speicher
Jahrgang 2020
97
2020 IDIG Spätburgunder GG A. Christmann
96
2020 HUNDSRÜCK Spätburgunder GG Rudolf Fürst
95
2020 HENKENBERG Spätburgunder GG Salwey
2020 EICHBERG Spätburgunder GG Franz Keller
2020 KIRCHBERG Spätburgunder GG Franz Keller
2020 BIENENBERG Spätburgunder GG Bernhard Huber
2020 BIENENBERG "WILDENSTEIN" Spätburgunder GG Bernhard Huber
2020 FELSENBERG Spätburgunder GG Rings
2020 SAUMAGEN Spätburgunder GG Rings
2020 FRAUENBERG Spätburgunder GG Keller
94
2020 SCHLOSSBERG Spätburgunder GG Rudolf Fürst
2020 CENTGRAFENBERG Spätburgunder GG Rudolf Fürst
2020 SCHLOSSBERG Spätburgunder GG Dr. Heger
2020 SCHLOSSBERG Spätburgunder GG Franz Keller
2020 ENSELBERG Spätburgunder GG Franz Keller
2020 BASSGEIGE STEINRIESE Spätburgunder GG Franz Keller
2020 ALTE BURG Spätburgunder GG Bernhard Huber
2020 SCHLOSSBERG Spätburgunder GG Bernhard Huber
2020 SOMMERHALDE Spätburgunder GG Bernhard Huber
2020 KIRCHENSTÜCK Spätburgunder GG Battenfeld Spanier
2020 HASSEL Spätburgunder GG Kaufmann
2020 KOSTERT Spätburgunder GG Jülg
2020 GIPS MARIENGLAS® Spätburgunder GG Aldinger
2020 LÄMMLER Spätburgunder GG Aldinger
Jahrgang 2019 und 2017
94
2019 KIRSCHGARTEN Spätburgunder GG Philipp Kuhn
2017 IM SONNENSCHEIN Spätburgunder GG Ökonomierat Rebholz