Die Hallgarter Zange in Hessen (Foto: Weingut Meine Freiheit)
Die Hallgarter Zange in Hessen (Foto: Weingut Meine Freiheit)

Hoch hinaus

Auf 580 Meter geht es im Rheingau auf die »Hallgarter Zange« hinauf, die vor allem als Ausflugsziel bekannt ist, mit Aussichtsturm, Kletterpark und Ausflugslokal. Genau hierhin aber will Unternehmer Sascha Magsamen sein Rheingauer Weingut Meine Freiheit verlegen. Das Weingut wäre damit das wahrscheinlich höchstgelegene in ganz Deutschland. Erst kürzlich hat Ex-Investmentbanker Magsamen mit seiner PMV Private Values Media AG die Mehrheitsanteile an Grundstück und dem Turm auf dem Berg vom Vorbesitzer Hallgarter Zange GmbH & Co. KG erworben.

Bislang hat das vor rund zehn Jahren gegründete Weingut seinen Sitz direkt am Rheinufer in Oestrich-Winkel. 23 Hektar werden in verschiedenen Rheingauer Lagen bewirtschaftet darunter der berühmte Assmannshäuser Höllenberg, aber auch Lagen in Geisenheim, Rüdesheim und an der Nahe. Etwa 90.000 Flaschen einstehen pro Jahr. Für die Weine verantwortlich zeichnet die Saarbrücker Kellermeisterin Sabrina Schach, Susanne Ossendorf leitet den Betrieb.

 

Inhaber Sascha Magsamen und Kellermeisterin Sabrina Schach (Foto: Weingut Meine Freiheit)
Inhaber Sascha Magsamen und Kellermeisterin Sabrina Schach (Foto: Weingut Meine Freiheit)
Große Ambitionen

Die nun veröffentlichten Pläne klingen ambitioniert: Wein- und Sektgut, Hotel, Gastronomie, Sport- und Freizeitanlagen, alles in einem Komplex vereint. Und eine »gläserne Sektmanufaktur« soll hier entstehen, wo Besucher genauen Einblick in das Weingutsgeschehen erhalten sollen. Ein neuer Keller soll in den Fels des Berges gehauen werden, damit die Weine nach Anlieferung nur per Gravitation bewegt. Wie hoch die Investitionen für die Erneuerungen ausfallen, sei noch unklar, so das Weingut. »Die letztendlich anfallende Investitionssumme hängt vom endgültigen Bauantrag – und dessen Genehmigung – ab. In der Maximalausbaustufe können da bis zu 5 Mill. Euro Investitionssumme zusammenkommen. Doch dafür ist es aktuell zu früh.«

Die Sektproduktion soll deutlich vergrößert werden. Bisher gehören neun Sekte zum Sortiment, die nach traditioneller Methode entstehen, die Basisqualität reift 24 Monate auf der Hefe. »Unser Ziel ist es, dass wir in den nächsten zehn Jahren unter die Top 10 der deutschen Sektproduzenten aufsteigen«, heißt es von Unternehmensseite.

Baubeginn 2023?

Bislang wurde jedoch weder ein Bauantrag noch eine sogenannte Bauvoranfrage gestellt, die für ein solches Projekt notwendig wäre. Die frühe Veröffentlichung der Pläne aber ist taktisch gewollt, um frühzeitig die Region, also Politik und Bewohner, bei der konkreten Ausgestaltung mit ins Boot zu holen. Dies wohl wissend, dass der moderne Neubau des Steinberg-Kellers durch die Hessische Staatsweingüter Kloster Eberbach GmbH vor rund 13 Jahren im Rheingau für viel Kritik gesorgt hatte. Es drohe eine Zersiedelung der Landschaft, zusätzlich wurde dem Land damals die unzulässige Finanzierung eines Staatsbetriebes vorgeworfen. 

Was also tatsächlich hoch auf dem Berg in Sachen Wein und Tourismus entstehen kann, hängt davon ab, was genehmigt wird und was die Menschen vor Ort einbringen. Man ist aber optimistisch, dass die Bauarbeiten 2023 beginnen können. Die ersten Hotelzimmer im Turm, meldet man, seien bereits wieder bewohnbar. aw

Ausgabe 8/2024

Themen der Ausgabe

Württemberg

Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

Christof Queisser

Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm im Interview.

Sommerwein

Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.