Henkell Freixenets Stammhaus in Wiesbaden (Foto: Henkell Freixenet)
Henkell Freixenets Stammhaus in Wiesbaden (Foto: Henkell Freixenet)

Henkell Freixenet mit signifikantem Wachstum

»Wir werden die Internationalisierung weiter vorantreiben«, kündigt Dr. Andreas Brokemper, Vorsitzender der Geschäftsführung von Henkell Freixenet auf der Bilanzpressekonferenz am 11. Mai in der Wiesbadener Firmenzentrale an. Bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 war die Internationalisierung maßgeblich für den Erfolg des Konzerns verantwortlich, dessen Nettoumsatz ohne Schaum- und Branntweinsteuer um 8,5 Prozent auf 1,18 Mrd. Euro gestiegen ist.

International erfolgreich

Der DACH-Markt steht mit 318 Mill. Euro (+3,4%) für 27 Prozent des Umsatzes und ist damit der zweitgrößte Teilmarkt hinter Westeuropa mit 385 Mill. Euro (+4,3%). Vor allem in Spanien, Frankreich und Italien konnte Henkell von der Wiedereröffnung der Gastronomie profitieren, während Großbritannien und Benelux 2022 anspruchsvolle Märkte gewesen seien. Wachstumstreiber war der amerikanische Markt, der um 28,7 Prozent auf 216 Mill. Euro zulegte und dadurch zur drittwichtigsten Region aufstieg, obwohl auch in Osteuropa ein signifikantes Wachstum von 9,2 Prozent auf 210 Mill. Euro erzielt wurde.

Mit seiner Dynamik bleibt Osteuropa für Henkell ein wichtiges Marktumfeld, auch wenn die prozentuale Bedeutung seit dem Zusammenschluss mit Freixenet auf 18 Prozent zurückgegangen ist. Sowohl in Osteuropa und Deutschland als auch in den USA und Kanada entwickelte sich die Prosecco-Marke »Mionetto« zur Umsatzlokomotive. In Südamerika konnte Henkell dagegen vom Wachstum der Marke »Freixenet« profitieren.

Markenstärke gegen Preiskampf

Weltweit stehen die drei als »Global Icons« titulierten Marken Henkell, Freixenet und Mionetto mit 539 Mill. Euro (+9,7%) für fast die Hälfte des Umsatzes. Das Wachstum in Deutschland wurde von teilweise schwierigen Preis-Verhandlungen mit dem LEH ausgebremst, die auch zu einer mittlerweile beendeten Auslistung von »Fürst von Metternich« bei Kaufland führten.

Brokemper relativierte, dass der Handel angesichts der massiven Kostensteigerungen zum großen Teil Verständnis für die Preiserhöhungen gehabt habe. Trotz der neuen Preise seien die seit Jahren fixen Preispunkte in Deutschland kaum ins Wanken geraten, wenn man auf die erzielten Durchschnittspreise schaue. Dies liege daran, dass der Anteil der Aktionskäufe 2022 deutlich zugenommen habe. Im Ausland sei es stärkeren Preisverschiebungen gekommen.

Mit einem international ausgerichteten Executive Commitee verändert Henkell Freixenet seine Führungsstruktur. Auch in Deutschland baut der Schaumwein-Riese das Management um die Bereiche Marketing und Verkauf aus.

Optimistischer Ausblick

Für 2023 zeigte Brokemper sich verhalten zuversichtlich. Er hoffe auf eine Beruhigung der Glaspreise, auch wenn diese derzeit noch nicht in Sicht sei – trotz einer Entspannung der Energiepreise und des Wiederanlaufens einer Glashütte in der Ukraine. Die Normalisierung der internationalen Lieferketten in der maritimen Logistik habe dagegen schon Ende 2022 eingesetzt, und auch die Inflationsrate schwäche sich ab. Zu einer großen Herausforderung könnte sich aber die Trockenheit im Mittelmeerraum entwickeln. Für Spanien sei bereits jetzt eine kleine Erntemenge absehbar, die zu steigenden Einkaufspreisen führen dürfte.

Für die Weinwirtschaft insgesamt erwartet Brokemper noch einige Bewegungen – insbesondere durch die Zinswende. »Seit 15 Jahren kennen wir keine nennenswerten Zinssätze. Die jetzigen Zinsen stellen die ein oder andere Finanzierung in Frage«, so Brokemper. Die Chancen auf mögliche Akquisitionen wollte er nicht überbewerten. »Wir legen unseren Fokus auf organisches Wachstum. Natürlich sind wir auch durch Akquisitionen groß geworden, und wenn sich Gelegenheiten ergeben, werden wir sie uns anschauen. Aber wir sind auch zwischen 2013 und 2018 (Anm. d. Red.: dem Zeitpunkt des Zusammenschlusses mit Freixenet) organisch gewachsen, und wir sind auch jetzt bestens für organisches Wachstum aufgestellt.«  

Die Basis dafür legt der Konzern auch mit der Ausweitung seiner Investitionen, die um mehr als 50 Prozent auf 39 Mill. Euro gestiegen sind. Wichtigste Maßnahmen sind der Neubau der Mionetto-Kellerei in Valdobbiadene sowie neue Abfülllinien bei Freixenet und am Stammsitz in Wiesbaden. CG

Ausgabe 10/2023

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