Die Winzer der Champagne konnten sich auf eine Erntemenge einigen (Foto: JC Gutner - Collection CIVC).
Die Winzer der Champagne konnten sich auf eine Erntemenge einigen (Foto: JC Gutner - Collection CIVC).

Ernte-Dilemma

Das gab es zumindest in der jüngeren Geschichte der Champagne noch nie. Am 17. August begann in der Aube im Süden der Champagne die Ernte, bei gutem Behang, bestem Gesundheitszustand und ebensolchen Qualitätsaussichten. Das Problem: Bei Erntebeginn wussten die Winzer noch nicht, wie groß die erlaubte Erntemenge sein würde. Ganz sicher nicht die möglichen 12.000 bis 14.000 kg/ha, die von Natur aus vorhanden wären. Vermutlich auch nicht jene 10.000 kg, die als Mindestmenge von den »Vignerons Indépendants« gefordert werden, weil diese unabhängigen Winzer ihre bestehenden Kunden versorgen möchten. Am Dienstag, 18. August, schließlich die Einigung zwischen den Vertretern der Winzer und der Handelshäuser auf 8.000 kg/ha, die zur Vermarktung freigegeben wurden. Darüber hinaus kann der einzelne Winzer zusätzliche Erntemengen in seine persönliche Reserve einstellen, sofern diese nicht bereits bis zum Maximum gefüllt ist.

Der Forderung der selbstproduzierenden Winzer gegenüber stand die Forderung der Vereinigung der Handelshäuser, die eine ganz andere Rechnung aufmachten. Jean-Marie Barillère, Präsident der Union des maisons de Champagne, erklärte den Standpunkt gegenüber Francebleu und France3: »Die Verkäufe werden 2020 durch Covid-19 voraussichtlich in einem historischen Ausmaß um rund 100 Mill. Flaschen einbrechen, das entspricht einem möglichen Umsatzverlust von 1,7 Mrd. Euro.« Seine Rechnung: »Wenn die Absätze um mehr als 30 Prozent sinken, müssen wir auch die Ernteerträge um 3.000 kg reduzieren.« Das wären nach 10.200 kg im Vorjahr also 7.000 kg/ha. Viel zu wenig für die unabhängigen Winzer, die bereits im Vorjahr angesichts der Spitzenqualität des Jahrgangs 2019 nicht gerade begeistert waren, nur 10.200 kg/ha ernten bzw. vermarkten zu dürfen.

Der zweite Brandherd: Die selbstvermarktenden Winzer fühlen sich nicht länger ausreichend repräsentiert vom Syndicat Général des Vignerons, das nach Meinung der Selbstvermarkter viel zu sehr die Position der reinen Traubenproduzenten einnimmt. Das ist die weit überwiegende Mehrheit der Champagnerwinzer. Das führte dazu, dass die Vignerons Indépendants Ende Juni aus ihren Büros im Gebäude des Syndicat Général des Vignerons ausgezogen sind. Mit anderen Worten: Viel Druck also auf Seiten des Syndicat, bei den Verhandlungen über die Erntemenge nicht allzu nachgiebig aufzutreten. sas

Schlagworte

Ausgabe 8/2024

Themen der Ausgabe

Württemberg

Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

Christof Queisser

Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm im Interview.

Sommerwein

Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.