Weinberge in der Pfalz (Foto: © Dominik Ketz)
Weinberge in der Pfalz (Foto: © Dominik Ketz)

Das Jahr 2022 in der Pfalz

Die Pfalz, Deutschlands zweitgrößtes Anbaugebiet, rechnet  im Jahr 2022 mit einer Ernte von 2,3–2,35 Mill. Hektolitern und damit einem durchschnittlichen Ergebnis. Bei der Herbstpressekonferenz am 18. Oktober kündigte Boris Kranz, 1. Vorsitzender der Pfalzwein e.V., einen »sehr spannenden Jahrgang« an. »Wir haben Weine im Keller, die nicht von Überreife geprägt sind mit Säurewerten im Idealbereich für den Ausbau trockener Weine.«

Dennoch war der Jahrgang von Extremen begleitet, wie Dr. Jürgen Oberhofer vom DLR unterstrich: »2022 war ein außergewöhnliches Jahr, mit einer frühen Blüte im Mai und einer noch nie dagewesenen Trockenheit, zwei Monate lang gab es fast keinen Niederschlag. Das setzte vor allem junge Reben unter Stress.« Mit Erntebeginn setzte dann schlagartig der Regen ein. Dafür sei die Region fast gänzlich ohne jedweden Schädlingsdruck durchs Jahr gekommen, weder die im feuchten 2021 extrem aufgetretene Peronospora noch die Kirschessigfliege hätten den Erzeuger große Sorgen bereitet. Während in der südlichen Pfalz mit ihren schwereren Böden höhere Erträge möglich waren, lägen diese in der Mittelhaardt mit den leichteren Böden eher unter dem Durchschnitt. 

Auch der Pfälzer Weinbaupräsident Reinhold Hörner betonte, dass die Bedingungen keineswegs in allen Bereichen der Region identisch gewesen seien, und punktuell teilweise unterschiedliche Wetter auftraten. Größte Herausforderung werde auch in der Zukunft die Trockenheit sein. »Die Frage wird sein, wie wir Wasser in den Wingert bekommen. Die Reben werden sich zusätzlich auch mehr an die Hitze gewöhnen«. Riesling werde sich verändern, aber weiterhin Hauptrebsorte der Region bleiben. Sauvignon Blanc verbreite sich immer mehr und Rotweinsorten würden von den wärmeren, trockeneren Bedingungen »wahnsinnig profitieren«.

Die größte Herausforderung sind die Kostensteigerungen der Erzeuger. Bis zu 30 Prozent mehr müssten diese für Produktionsmittel ausgeben. »Wieviel kann man da an den Kunden weitergeben?«, bringt es Oberhofer auf den Punkt.

Markt und Vermarktung

Der Jahrgang 2022 werde früh auf den Markt kommen, erläutert Dr. Thomas Weihl vom Weinbauamt der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Die Altweinbestände seien aufgrund aufeinanderfolgender unterdurchschnittlicher Jahrgänge sehr überschaubar. Trotz Krise sprach er vom »robusten Weinmarkt« und stabiler Nachfrage.  

Auch bei der Vermarktung der Region stehen inzwischen neue Themen im Fokus. Der Tourismus solle gestärkt werden, so Joseph Greilinger, Geschäftsführer Marketing & Kommunikation der Pfalzwein. »Wir wollen die richtigen Kunden in die Region holen«. Dies gelinge inzwischen vor allem mit der App, die bereits 25.000 Mal heruntergeladen wurde.

Da 80 Prozent des Pfälzer Weins über den LEH vermarktet würden, sei man hier aktiv geworden und habe in Kooperation mit Globus in Krefeld das Pfälzer Portfolio beworben, etwa mit Anzeigen in regionalen Medien. Insgesamt sei in einem dreiwöchigen Aktionszeitraum im Juni der Absatz Pfälzer Weine um fast 50 Prozent gesteigert worden. Auch ein Testlauf mit zwei Onlinehändlern, Belvini und Vicampo, sei geplant. Die Marke selbst werde zur ProWein einen neuen Anstrich erhalten, der Slogan »Zum Wohl. Die Pfalz« bleibe aber erhalten, versicherte Greilinger.

Schutzgemeinschaft mit neuem Vorstand

Unterdessen hat auch die Schutzgemeinschaft der Pfalz einen neuen Vorstand gewählt. Reinhold Hörner wurde zum Vorsitzenden gewählt, seine Stellvertreter sind Anja Wissing und Albert Kallfelz. Der Vorstand der Schutzgemeinschaft Pfalz setzt sich zusammen aus Vertretern der Interessengruppen Weinbau, Kellereien und Genossenschaften. Diese sind:

Interessengruppe Weinbau:
Reinhold Hörner, Hochstadt
Boris Kranz, Ilbesheim
Karl-Friedrich Junker, Impflingen
Hansjörg Rebholz, Siebeldingen
Martin Freund, Bad Dürkheim
Steffen Christmann, NW-Gimmeldingen
Martin Fußer, Niederkirchen
Frank Bohlender, Steinweiler
Yvonne Libelli, Forst
Stephan Schindler, Bobenheim am Berg

Interessengruppen Kellereien: 
Ralph Anton, Kirrweiler
Johannes Hübinger, Zell
Anja Wissing, Oberotterbach
Roland Johannes Möndel, Waldbrunn
Dirk Mäurer, Großkarlbach

Interessengruppen Genossenschaften: 
Frank Jentzer, Ilbesheim
Albert Kallfelz, Wachenheim

Hauptaufgabe der Schutzgemeinschaft als Organisation zur Verwaltung herkunftsgeschützter Weinnamen für das Weinanbaugebiet Pfalz ist, die Profilierung der g.U. und g.g.A.-Weine im Rahmen der neuen weinrechtlichen Regelungen auszugestalten. Uneinigkeit herrscht hier teilweise in Bezug auf die weitere Behandlung der Großlagen, hier liegen die Interessen der unterschiedlichen Gruppen teilweise deutlich auseinander.

Hörner appellierte an alle Vorstandsmitglieder sich ihrer Aufgabe als Selbstverwaltung für den Wein aus der g. U. Pfalz und der g. g. A. Pfälzer Landwein bewusst zu sein. AW

Ausgabe 8/2024

Themen der Ausgabe

Württemberg

Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

Christof Queisser

Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm im Interview.

Sommerwein

Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.