Die Huber-Anekdote aus Teil I des GG-Resümees muss man an dieser Stelle noch einmal bemühen, allerdings in präzisierter Weise: Wie erwähnt waren Chardonnay und Spätburgunder Wildenstein von Julian Huber die ersten beiden Weine, die in Wiesbaden ausgetrunken waren. Allerdings zuerst der Chardonnay, dann der Pinot. Das zeigt den Stellenwert, den beide Chardonnay-GGs von Huber inzwischen genießen. Sowohl der etwas wildere, flintige und ungemein saftige Bienenberg als auch der kraftvolle, stoffige und mineralische Schlossberg. Am nächsten kommt diesen beiden Ausnahmeweinen Friedrich Keller mit dem Kirchberg, gefolgt von Dr. Hegers Winklerberg Hinter Winklen "Gras im Ofen".
Spannend ist die Entwicklung beim Grauburgunder, wie bereits in der aktuellen Ausgabe 3/2021 von meiningers sommelier beschrieben. Konrad Salwey überrascht bei seinen beiden 2018ern mit einem Comeback der kupfernen Farbe, nachdem der 2017er komplett ohne Kupferstich in die Flasche kam. Nun also ein – sehr gelungener – Mittelweg mit einem Hauch von Kupfer oder Zwiebelschale, der sich auch sensorisch nur zart bemerkbar macht. Der Eichberg ist der beste Grauburgunder Badens, gefolgt von Friedrich Kellers komplexem, in sich ruhendem Schlossberg 2019, der mit großer, vertikaler Grand-Cru-Struktur beeindruckt, und Salweys Henkenberg 2018. Etwas überraschend mischt das einzige Grauburgunder-GG aus Württemberg, das in Wiesbaden gezeigt wurde, auf allerhöchstem Niveau mit. Der Lämmler von Schnaitmann mit seiner intensiv goldenen, an klassische Ruländer erinnernden Farbe strotzt nur so vor kräutriger Würze und hat sich gegenüber der Verkostung Anfang Mai in der Flasche noch einmal deutlich gesteigert.
Auch den Titel bester Weißburgunder teilen sich ein Kaiserstühler und ein Remstäler. Wieder ist es Konrad Salwey, der mit dem Kirchberg 2018 den Maßstab setzt (Steingrubenberg ein Punkt darunter). Drei Winter auf der Hefe im großen Fass – diese seit dem Jahrgang 2017 praktizierte Philosophie zahlt sich bei Salwey voll aus. Der Gips Marienglas 2019 von Matthias und Hansjörg Aldinger erreicht mit rauchig-hefiger Reduktion und ungemeiner Spannung das gleiche Niveau.
Einen Punkt dahinter rangieren Franz Kellers Bassgeige Leh 2019, Dr. Hegers Winklerberg Hinter Winklen "Gras im Ofen" 2019 und Graf Neippergs Schlossberg 2020.
Der beste Pfälzer aus dem Vorjahr, der Kirschgarten von Philipp Kuhn darf noch im Fass reifen und kommt als Jahrgang 2020 erst im Frühjahr 2022 in den Verkauf. Das Vakuum an der Spitze füllen die Knipsers mit Kirschgarten 2019 und Boris Kranz mit Kalmit 2020 aus. Kalmit und Schlossberg sind die bestbewerteten Weißburgunder des Jahrgangs 2020 (dicht gefolgt von Dr. Wehrheim und Ökonomierat Rebholz). Auf dem Niveau der besten Pfälzer bewegt sich auch der Karthäuser 2019 vom Juliusspital in Franken.
Womit wir beim Thema Silvaner angekommen wären. Die 17 vorgestellten GGs aus Franken verteilten sich fast paritätisch auf die Jahrgänge 2019 und 2020, wobei die vier Top-Weine ausnahmslos aus dem jüngeren der beiden Jahrgänge stammen. Ganz an der Spitze führt der Himmelspfad von Rudolf May, dessen mächtiger Rothlauf nur knapp dahinter rangiert. Auf dem gleichen Niveau präsentierten sich Maustal vom Zehnthof Luckert und Paul Weltners gewohnt puristische Hoheleite.
96
2019 Bienenberg Chardonnay, Bernhard Huber
95
2019 Schlossberg Chardonnay, Bernhard Huber
2018 Eichberg Grauer Burgunder, Salwey
2018 Kirchberg Weißer Burgunder, Salwey
2019 Lämmler Grauer Burgunder, Rainer Schnaitmann
94
2019 Kirchberg Chardonnay, Franz Keller
2019 Schlossberg Grauburgunder, Franz Keller
2018 Henkenberg Grauer Burgunder, Salwey
2018 Steingrubenberg Weißer Burgunder, Salwey
2019 Gips Marienglas, Aldinger
93
2019 Kirschgarten Weißer Burgunder, Knipser
2020 Kalmit Weißer Burgunder, Kranz
2020 Schlossberg Weißer Burgunder, Graf Neipperg
2019 Bassgeige Leh Weißer Burgunder, Franz Keller
2019 Winklerberg Hinter Winklen "Gras im Ofen" Weißer Burgunder, Dr. Heger
2020 Karthäuser Weißer Burgunder, Juliusspital
94
2020 Himmelspfad, Rudolf May
93
2020 Rothlauf, Rudolf May
2020 Maustal, Zehnthof Luckert
2020 Hoheleite, Paul Weltner