Nach dem Riesling gilt der zweite Teil der Aufarbeitung dem Spätburgunder und ein wenig dem Lemberger. Warum nur ein wenig Lemberger? Weil der Jahrgang 2019 wenig Grund zur Euphorie bot, anders als 2017 und zum Teil auch 2018. Stilistisch eher ein Rückschritt in Richtung dichter, konzentrierter Weine mit dunkler Frucht und präsentem Toasting. Auszuklammern sind die beiden Lämmler von Aldinger und Schnaitmann, wobei Aldinger mit starker Reduktion extrem polarisieren dürfte. So stammt der herausragende Lemberger 2019 von Rainer Schnaitmann. Auch der Schlossberg von Graf Neipperg konnte überzeugen. Hier war die Stilistik immer schon etwas kräftiger und dunkler, und der 2019er zeigt viel Schliff und gute Balance.
Dafür haben sich Matthias und Hansjörg Aldinger mit ihren beiden Spätburgundern unangefochten an die Spitze der württembergischen VDP-Betriebe gesetzt. Die beiden Pinots aus 2019 sind die bislang besten des Felbacher Weinguts. Speziell der elegante und feine Gips Marienglas gehört zu den besten des Landes.
Noch besser, und zwar mit 96 Punkten, bewerteten wir sieben deutsche Spätburgunder. Einem einzigen Weingut gelang es, uns doppelt zu begeistern: Andreas und Steffen Rings mit ihren ultrafeinen Felsenberg und dem deutlich kraftvolleren, aber geschliffenen Saumagen. Beide Weine verbindet ihre ausgeprägt kalkige Textur am Gaumen. Diese Eigenschaft trifft auch auf Sophie und Steffen Christmanns Idig und Felix und Klauspeter Kellers Morstein zu. Dessen Frauenberg steht mit 95 Punkten nur einen Tick unter dem Morstein. Neben Rings und Christmann darf in der Pfalz Rebholz auf keinen Fall unerwähnt bleiben. Der 2016 (!) Im Sonnenschein läutet die endgültige Abkehr vom überreifen, leicht bräunlichen Stil der Vergangenheit ein. Der neue Rebholz Spätburgunder ist würzig-mineralisch, ohne zu sehr in die Sauerkirsch-fruchtige, säuerliche Richtung zu schwenken. Eine exzellente neue Handschrift, die viele neue Fans finden wird, ohne die alten abzustoßen.
Der Hundsrück vom Weingut Fürst fällt stilistisch etwas aus der Reihe, begeistert mit seinem Facettenreichtum und einer sehr eigenständigen Stilistik, die in den letzten Jahren immer etwas feiner und frischer wurde. Wer es einen Tick voller oder wärmer bevorzugt, wird Centgrafenberg und Schlossberg auswählen.
Fehlt noch Baden, das in Sachen Spätburgunder mit vier Weingütern gleichzusetzen ist, zumindest innerhalb des VDP: Huber, Salwey, Keller, Dr. Heger. Alle vier überzeugten, wobei zwei Weine herausstechen. Der Bienenberg „Wildenstein“ von Huber, der auch mit seinen anderen drei Pinot-GGs aus 2019 wieder einmal seine präzise, klare und unverwechselbare Handschrift unter Beweis stellte. Gerade reif genug, um neben einer frischen, klaren Frucht genügend Kraft und Würze sowie vor allem auch reife Tannine zu erhalten.
Etwas dunkler und wesentlich würziger ist der Charakter der Salwey-Spätburgunder, dessen Kirchberg wir als zweiten Pinot Badens mit 96 Punkten bewertet haben. Das Highlight in der Keller-Kollektion ist der kraftvolle, majestätische Schlossberg, der mit 95 Punkten nur eine Spur hinter Wildenstein und Kirchberg rangiert.
Der beste, weil frischeste und spannungsreichste unter den Spätburgundern von Dr. Heger ist der Winklerberg Winkeln „Rappenecker“, der mit 94 Punkten noch einen Punkt über den anderen drei roten Heger-GGs eingestuft wurde.
Diese vier Weingüter haben zusammen 14 Spätburgunder GGs aus 2019 vorgestellt. Alle wurden mit mindestens 93 Punkten bewertet. Ein weiterer Beweis, dass die badische Spitze längst wieder an Breite gewonnen hat und mit tonangebend ist, wenn es um die besten deutschen Pinots geht. Das Ergebnis zeigt ebenso, dass 2019 – nicht nur in Baden – seinen Ruf als erstklassiger Pinot-Jahrgang zementieren kann.
Da macht auch die Ahr keine Ausnahme. Die stärkste Kollektion präsentierte das Weingut Meyer-Näkel mit dreimal 94 Punkten. Der vierte Spätburgunder von der Ahr mit 94 Punkten ist die Alte Lay von J.J. Adeneuer, dessen Rosenthal mit 93 Punkten ebenfalls voll und ganz überzeugen konnte.
Text: Sascha Speicher
Bewertungen: Christoph Nicklas und Sascha Speicher
96
2019 Felsenberg, Rings
2019 Saumagen, Rings
2019 Idig, A. Christmann
95
2016 Im Sonnenschein, Ökonomierat Rebholz
94
2018 Kastanienbusch, Dr. Wehrheim
2018 Heydenreich, Friedrich Becker
93
2018 Steinbuckel, Philipp Kuhn
2018 Kirschgarten, Philipp Kuhn
2017 Kirschgarten, Knipser
2018 KB, Friedrich Becker
2018 Sankt Paul, Friedrich Becker
96
2019 Bienenberg Wildenstein, Bernhard Huber
2019 Kirchberg, Salwey
95
2019 Bienenberg, Bernhard Huber
2019 Schlossberg, Franz Keller
94
2019 Sommerhalde, Bernhard Huber
2019 Schlossberg, Bernhard Huber
2019 Eichberg, Franz Keller
2019 Eichberg, Salwey
2019 Kirchberg, Franz Keller
2019 Henkenberg, Salwey
2019 Winklerberg Winklen, Dr. Heger
93
2019 Enselberg, Franz Keller
2019 Vorderer Winklerberg, Dr. Heger
2019 Winklerberg Wanne, Dr. Heger
Franken Spätburgunder
96
2019 Hundsrück, Rudolf Fürst
95
2019 Centgrafenberg, Rudolf Fürst
94
2019 Schlossberg, Rudolf Fürst
Rheinhessen Spätburgunder
96
2019 Morstein, Keller
95
2019 Frauenberg, Keller
94
2019 Pares, J. Neus
93
2019 Kreuz, Kühling-Gillot
Ahr Spätburgunder
94
2019 Pfarrwingert, Meyer-Näkel
2019 Sonnenberg, Meyer-Näkel
2019 Kräuterberg, Meyer-Näkel
2019 Alte Lay, J. J. Adeneuer
93
2019 Schieferlay, Burggarten
2019 Rosenthal, J. J. Adeneuer
Württemberg Spätburgunder
95
2019 Gips Marienglas, Aldinger
94
2019 Lämmler, Aldinger
93
2019 Schlossberg, Graf Neipperg
Württemberg Lemberger
94
2019 Lämmler, Rainer Schnaitmann
93
2019 Schlossberg, Graf Neipperg
2019 Lämmler, Aldinger
2019 Gehrnhalde, Karl Haidle
2018 Mönchberg "Schalksberg", Beurer