Auf Sonne eingestellt. Zuversicht bei neuen Herausforderungen  Neuer geschäftsführender Vorstand André Weltz (l) und Vorstand Eckart Escher. (Foto: BWK)
Auf Sonne eingestellt. Zuversicht bei neuen Herausforderungen Neuer geschäftsführender Vorstand André Weltz (l) und Vorstand Eckart Escher. (Foto: BWK)

Badischer Winzerkeller: Ertrag durch Ernteergebnis und Pandemie stark belastet

Die Markenfamilie des Badischen Winzerkellers (BWK) kann trotz schwerer Marktbedingungen ihre positive Umsatzentwicklung weiter fortsetzen. Der Wandel des BWK werde weiter vorangetrieben, Kostenstrukturen und Vermarktungskonzepte sollen den wachsenden Herausforderungen in hohem Tempo angepasst werden.

Im Berichtsjahr lagen die Umsatzerlöse des BWK nach eigenen Angaben 2,8 Prozent über denen des Vorjahres. Im Absatz habe der Badische Winzerkeller sogar um 5,1 Prozent zulegen können, zwar nicht marktkonform, aber dennoch mit Wachstum. Die aufgestellten Pläne seien nahezu erreicht worden.

Wie es heißt, konnten in einem anspruchsvollen Marktumfeld die Umsätze der wichtigen Markenprodukte Martin Schongauer, Heinrich Hansjakob, Schloss Munzingen und der Discount-Premium-bereich um 7,7 Prozent zulegen. Die Rückgänge in den Bereichen Gastronomie, Fachhandel und Export konnten zwar im Umsatz, allerdings nicht im Ergebnis vollständig ausgeglichen werden. Der Lebensmittelhandel einschließlich Discount stehe in Summe für mehr als 85 Prozent des Vertriebsumsatzes im Eigengeschäft. Im zurückliegenden Geschäftsjahr konnte die Verfügbarkeit der Produkte des Badischen Winzerkellers im LEH weiter ausgebaut werden, heißt es. Das Positionierungskonzept „Die Sonnenwinzer“ konnte weiter etabliert werden und auch in 2020 zur positiven Wahrnehmung des Badischen Winzerkellers bei Handelspartnern und Konsumenten beigetragen.

Der positiven Entwicklung in den Bereichen LEH, Discount und insbesondere auch dem Onlinehandel stünden deutlich sinkende Erlöse in den Bereichen Gastronomie, Fachhandel und auch den Ortslägern gegenüber. Der Umsatz in der Gastronomie sei für den BWK um 51,5 Prozent zurückgegangen und sei seit dem November 2020 faktisch zum Erliegen gekommen.

Im zurückliegenden Geschäftsjahr habe sich die Exportsituation nicht verbessert. Der Badische Winzerkeller müsse in diesem schwierigen Export-Umfeld einen Umsatzrückgang von 18,1 Prozent hinnehmen. Die Perspektiven in den Exportmärkten, insbesondere auch in Europa, hätten sich für den Badischen Winzerkeller durch die Corona-Pandemie nicht verbessert. Zwar bewegten sich die Umsätze nach wie vor sechsstellig, die Aufwendungen stünden aber in keinem günstigen Verhältnis zum derzeitigen Erfolg. Die für den Export konzipierten Produktlinien hätten zwar in allen bearbeiteten Märkten zunehmend Fortschritte in ihrer Akzeptanz erfahren, der wünschenswerte Absatzerfolg sei aber auch im Berichtszeitraum noch nicht gegeben gewesen. Es zeigte sich laut BKW auch in 2020 einmal mehr, dass nachhaltige Exporterfolge langfristige Aufbauarbeit benötigen.

Zur Ertragslage des Badischen Winzerkellers

Die Umsätze hätten gegenüber dem vorherigen Geschäftsjahr 2019 auf insgesamt 46,6 Millionen Euro gesteigert werden und damit die pandemiebedingten Umsatzverluste kompensiert werden können. Allerdings habe sich die Gesamtleistung aufgrund der hohen negativen Bestandsveränderung um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr reduziert. Die witterungsbedingt gegenüber dem Vorjahr um fast 20 Prozent geringere Ernte 2020 habe u.a. dazu geführt, dass der Bestand an Wein- und Sektvorräten um 3,0 Mio. Liter auf 21,1 Mio. Liter zurückgegangen sei.Die Höhe des Traubengelds sei im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben. Um die Ertragslage des Unternehmens weiterhin zu verbessern, seien bereits erfolgte Kosteneinsparungen durch weitere Maßnahmen im Geschäftsjahr 2021 ergänzt worden.

Die im Vergleich zum Vorjahr deutlich geringere Erntemenge habe zu einer erheblichen Reduzierung der Wein- und Sektbestände in Höhe von 3,1 Millionen Liter zum 31. Dezember 2020 geführt. Inklusive der Eingangsmengen von teilanliefernden Mitgliedsbetrieben und des Zukaufs seien 15,2 Millionen Liter (ohne Anreicherung) eingelagert worden. Zum Bilanzstichtag habe der Badische Winzerkeller über einen Gesamtbestand von 21,0 Millionen Liter verfügt. (VJ 24,1 Mio. Liter).

Die Summe aller Anlagenzugänge habe sich laut BWK auf 549.000 Euro (VJ 988.000) belaufen. Im Berichtsjahr habe der Schwerpunkt der Investitionen wie im Vorjahr im Bereich der Sachanlagen gelegen. Hervorzuheben seien eine neue Kühlanlage für die Raumkühlung in der Produktion, eine neue Kompressor Anlage zur Luftversorgung im Bereich Technik, eine Erneuerung der Tankstruktur in Teilbereichen der Kellerei sowie diversen anderen technischen Anlagen. Im Bereich der immateriellen Vermögensgegenstände seien Investitionen für diverse Softwarelizenzen getätigt worden, insbesondere prozessverkürzende Add-ons für das ERP-System MS Dynamics NAV und für die Windows Server-Struktur. Die durchschnittliche Investitionssumme der letzten 3 Geschäftsjahre 2018 bis 2020 liege aktuell bei 900.000 Euro.

Martin Schongauer wichtigste Erzeuger-Weinmarke aus Baden.

Der Badische Winzerkeller setze weiter auf die Entwicklung seiner Markenlinien im Lebensmittelhandel und in der Gastronomie, heißt es laut BWK. Die Fortführung der erfolgreichen Markenstrategie der letzten Jahre entspreche den Anforderungen des Marktes und schaffe bei Handel und Konsumenten Vertrauen. Die Marken Martin Schongauer, Heinrich Hansjakob, Schloss Munzingen und Gosch hätten insgesamt einen Umsatzzuwachs von 7,7 Prozent zum Vorjahr 2019 erzielt und setzten damit ihre positive Entwicklung der letzten Jahre fort.

Diesen Weg wollen die Sonnenwinzer in 2021 fortsetzen.

Zu den bislang etablierten Marken verfolge der Badische Winzerkeller außerdem den Markenaufbau der Sortimentsmarke „Die Sonnenwinzer-Weine mit Charakter“, die im März 2021 erfolgreich am Markt eingeführt worden sei. Zunehmend würden generische Produkte in die Dachmarke integriert und so mit einem klar erkennbaren Absender als Sortimentsmarke für den Verbraucher sichtbar. Ob Badens bekannteste Weinmarke Martin Schongauer, die Markenpersönlichkeit Schloss Munzingen oder die Gosch-Linie – jedes Produkt stehe für Leidenschaft, Liebe zum Handwerk und zur Qualität direkt vom Erzeuger, gepaart mit einem emotionalen Mehrwert.

Erhebliche geringere Erntemenge als im Vorjahr, aber beste Qualitäten

Wie in ganz Baden weniger Erntemenge als im Vorjahr, aber beste Qualitäten – so lautet die Formel für den Weinjahrgang 2020. Optimale Vegetation zur Erntereife, Lesebeginn noch im Sommer und ein Bilderbuchherbst seine weitere Merkmale der Weinlesesaison 2020. Der Weinjahrgang 2020 habe von der Blüte bis zum ersten Lesetag optimale Voraussetzungen gehabt. Warme Tage, kühle Nächte, die für beste Aromen-Ausbildung sorgten, sowie ein insgesamt unkomplizierter Vegetationsverlauf ohne außergewöhnliche Naturereignisse wie Frost und Hagel. Wachstum und Reife seien in diesem Jahr optimal verlaufen.

Typisch badisch und durchgehend von der Sonne verwöhnt habe sich schlussendlich die anhaltende Trockenheit bemerkbar gemacht und was dazu führte, dass die Erntemenge fast 20 Prozent geringer ausgefallen sei als im Vorjahr. Wenn die Traube schrumpfe, werde der Inhalt konzentrierter und die Qualität steige. Das Profil des 2020er Jahrgangs ergebe daher viele kräftige und charaktervolle Aromen. Der Jahrgang brilliere durch geschmacklich körperreiche und ausdrucksstarke Weine - beim Spätburgunder ein vollmundiges Geschmacksprofil und bei den Weißweinsorten viel Frucht und Leidenschaft der sonnenverwöhnten Natur.

Die Besonderheit in diesem Jahr habe darin gelegen, dass BWK Winzerinnen und Winzer aus den Mitgliedsgenossenschaften wegen der Trockenheit möglichst rasch ihre Trauben bringen wollten, um nicht noch mehr Traubenvolumen zu verlieren. Daraus habe sich, wie schon im Vorjahr, wiederum eine sehr kompakte Traubenanlieferung von gerade mal 3 Wochen Hauptlese ergeben. So früh wie noch nie habe man die 2020er Federweißenlese am 11. August gestartet, bei Sommer, Sonne und Temperaturen von über 30 Grad. Mit absolut gesundem Traubengut habe man dann die Hauptlese bereits am 1. September begonnen. Und am 24. September sei schon der letzte volle Lesetag der Saison 2020 gewesen. Der durchschnittliche Ertrag habe bei 106 kg/ar gelegen. Seien es 2019 noch gut 20 Millionen Kilogramm Einlagerungsmenge gewesen, habe 2020 mit rund 17 Millionen Kilogramm fast 20 Prozent naturbedingt weniger in den Keller eingebracht. 

Badischer Winzerkeller soll als modernes, badisches und digitalisiertes Unternehmen positioniert werden

In der Roadmap BWK 2023 wird in einem 3-Jahresplan verbindlich erarbeitet und hinterlegt, dass der Badische Winzerkeller in Zukunft das ausgeschüttete Traubengeld auch operativ verdient haben muss, um sicherzustellen, dass einerseits langfristig in das Unternehmen zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit investiert und andererseits ein angemessenes, aber verdientes Traubengeld ausgeschüttet werden kann.

Ein wichtiges und zentrales Anliegen der Roadmap BWK 2023 sei es, die Erlöse und Aufwendungen in ein besseres Verhältnis zu setzen. Bei lediglich leicht wachsenden Umsatzpotentialen liege somit der Focus auf einer strikten Kostenkontrolle, Steigerung der Effizienz und der Sicherung des Zugangs zum Markt und vor allem zu den Konsumenten.

Der BWK werde den Konsumentenwünschen folgen und seine Sortimentsstrategie darauf ausrichten. Man will da sein, wo der Konsument BWK erwartet. Man werde mit ihm über alle Touchpoints in Kontakt bleiben und die eigene Sichtbarkeit erhöhen. Dabei stärke man bestehende ertragsstarke Kundenbeziehungen und baue neue auf. Man fühle sich der Pflege seiner Marken und Produkte verpflichtet und investiere nachhaltig in konsumenten-relevante Konzepte.

In der neu formulierten BWK-Charta halte man verbindlich fest, dass man im Denken und Handeln der Ökologie und der Nachhaltigkeit verpflichtet sei. Man stehe für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Mensch und Natur. In der neuen BWK-Charta lege man verbindlich fest, für welche Werte man stehe. Den eigenen Kompass beschreibe man über das Kürzel ARD: Achtung, Respekt, Dynamik und ZDF: Zahlen, Daten, Fakten.

Zur Erreichung der eigenen Ziele führe man zunächst eine „Inventur“ durch - Man wolle wissen, wo man steht. Im Anschluss identifiziere man die wichtigsten Stellschrauben nach Verantwortungsbereich und handele zügig und entschlossen, um die Potentiale zu heben. Man stelle sich immer die Frage „Zahlt das was man mache auf die Steigerung des Traubengeldes ein?“

Man plane, die eigenen Kosten um 10 Prozent zu senken, dabei prüfe man alle Optionen. Es gebe keine Denkverbote, man prüfe, ob man alle Leistungen in gleichem Umfang weiterhin erbringen könne, neue Leistungsangebote sollen entwickelt werden.

Man wolle den Badischen Winzerkeller als modernes, badisches und digitalisiertes Unternehmen positionieren. //pip

GZ 08/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Mineral- und Tafelwasserverordnung

Der Entwurf des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Neufassung der Mineral- und Tafelwasserverordnung könnte zu Verwerfungen im gesamten Mineralwassermarkt führen. Verbände fordern daher dringend Nachbesserungen.

Aktuelles Interview: Jürgen Reichle, VDM

Jürgen Reichle, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Mineralbrunnen, sieht beim vorgelegten Entwurf für die Mineral- und Tafelwasserverodnung Verbesserungsbedarf in mehreren Punkten. Der nächste Schritt sei eine intensive Dialogphase mit Bund und Ländern.

Gastkommentar: Thomas Fischer, DUH

Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, hält die in der PPWR festgelegt Mehrwegquote von vorerst 10 Prozent für deutlich zu niedrig angesetzt. Ein erhoffter Rückenwind für Mehrweg werde so ausbleiben sagt er und fordert deshalb nationale Maßnahmen zum Mehrwegschutz.