Nach einem schlechten Geschäftsjahr 2019 strukturiert sich der Badische Winzerkeller um (Foto: Gerold Zink)
Nach einem schlechten Geschäftsjahr 2019 strukturiert sich der Badische Winzerkeller um (Foto: Gerold Zink)

Badischer Winzerkeller dreht an Kostenschraube

Der Badische Winzerkeller will sich nach einem schlechten Geschäftsjahr 2019 neu ausrichten und die Kosten um 10 Prozent senken. Dass Absatz und Umsatz im vergangenen Jahr deutlich unter den Erwartungen geblieben sind, bekommen die Mitglieder von Badens größter Genossenschaft zu spüren. Der Auszahlungspreis je Hektar wird um rund 20 Prozent sinken. Für 2020 rechnet die Genossenschaft wieder mit deutlich besseren Zahlen.

»Wir sind überhaupt nicht zufrieden mit der Auszahlung an die Winzer«, sagte der Vorstandsvorsitzende Dr. Peter Schuster in der Pressekonferenz zum Geschäftsjahr 2019. Oberstes Ziel des Winzerkellers sei es, den Weinbauern ein Einkommen zu garantieren, das auch Investitionen in die Zukunft ermögliche. 

Das schlechte Ergebnis im Geschäftsjahr 2019 könne nicht ohne Folgen bleiben. Man habe bereits begonnen, Strukturen im Haus zu verändern. Um die Kosten zu senken, werde man künftig  nicht mehr alle freiwerdenden Stellen besetzen. Schuster ließ durchblicken, dass die Zahl der rund 170 Beschäftigten sinken soll. Betriebsbedingte Kündigungen seien wohl nicht vorgesehen, in Zeiten von Corona könne er sie jedoch auch nicht ausschließen. Darüber hinaus ist geplant, das Sortiment von bislang rund 1.000 auf künftig 500 verschiedene Tropfen zu reduzieren.
 
Ernte 2018 war zu groß
2017 war die Ernte noch zu klein, 2018 zu  groß. »Auf dieser Achterbahnfahrt haben die Preise angefangen zu tanzen, erst gingen sie 2017 nach oben, 2018 dann nach unten«, erklärte Schuster. Beim Badischen Winzerkeller sank der Umsatz im Geschäftsjahr 2019 um 3,4 Prozent von 47,6 auf 45,3 Mill. Euro. Der Absatz verringerte sich von 17,4 auf 16,1 Mill. Liter. 

Hoffnung für die Zukunft gibt den Verantwortlichen des Badischen  Winzerkellers, dass die wichtigsten Markenprodukte Martin Schongauer, Heinrich Hansjakob, Schloss Munzingen, die Gosch-Weine und der Premiumbereich im Discount 1,6 Mill. Euro mehr als im Vorjahr einbrachten.

Im Preiseinstiegsbereich, im Offenweingeschäft und bei Weinen, die keinen bekannten Namen haben, wurden jedoch 3,3 Mill. Euro weniger eingenommen. Auch im Fachhandel und im Direktverkauf sank der Umsatz um 1,5 Mill. Euro, während bei der Gastronomie ein Plus von 6 Prozent erzielt werden konnte. Nach wie vor unbefriedigend ist die Situation im Export.
 
»Kein Bestandsproblem«
Ungünstig auf das Geschäftsergebnis 2019 hat sich auch ausgewirkt, dass vor allem durch die große Ernte 2018 sogenannte Überlagerungsmengen im Keller entstanden sind.  Sie können erst in Jahren mit kleineren Ernten vermarktet werden, wirken sich aber bereits jetzt auf die Gewinn- und Verlustrechnung aus. »Wir sitzen aber nicht auf alten Jahrgängen, und wir haben auch kein Bestandsproblem«, betonte Schusters Vorstandskollege Eckart Escher. 
 
2020 sieht es besser aus
Im für viele Betriebe bislang äußerst schwierigen Jahr 2020 sieht es für den Badischen Winzerkeller recht gut aus. In den ersten sechs Monaten gab es einen Umsatzzuwachs von 2 Mill. Euro. »Damit liegen wir 1 Prozent über dem Vorjahr und nur knapp unter unserem Plan. Andere Betriebe haben hier viel mehr zu kämpfen«, sagte Schuster.

Während es in der Gastronomie und im Fachhandel schlecht lief, gab es vor allem im März sehr viele zusätzliche Bestellungen aus dem Discount. Der Online-Verkauf wuchs sogar um 60 Prozent. 

Beim Traubengeld für die Winzer plant das Unternehmen, für das Geschäftsjahr 2020 wieder an den badischen Durchschnitt von knapp 9.000 Euro je Hektar heranzukommen. Ob das zweite Halbjahr jedoch so gut wie das erste werden wird, kann laut Schuster in Corona-Zeiten niemand seriös vorhersagen. gz

Ausgabe 8/2024

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