Ein Fälschungsskandal beschäftigt die Justiz in Katalonien (Foto: Adobe Stock/andrano_cz)
Ein Fälschungsskandal beschäftigt die Justiz in Katalonien (Foto: Adobe Stock/andrano_cz)

40 Mill. Flaschen in Katalonien gefälscht

Die  katalanische Gruppe »Reserva de la Tierra« ist bei einer Razzia im Oktober 2021 verdächtigt worden, Weine mit gefälschten DO-Siegeln in Verkehr gebracht zu haben. Dadurch seien mehr DO-Weine in Umlauf geraten, als überhaupt zugelassen. Laut aktuellen Medienberichten sind 40 Mill. Flaschen  im Wert von ca. 14,2 Mill. Euro vom Betrug betroffen. 

Der Untersuchungszeitraum liegt zwischen 2019 und 2021. Das zuständige Gericht in der katalanischen Stadt Reus hat deshalb Mitarbeiter aus Verwaltung und Betriebsleitung sowie zugehörige Anwälte vorgeladen, insgesamt sechs Personen. Die Prozesse sollen am 21. September beginnen. 

Von den 40 Mill. Flaschen entfallen ca. 22 Mill. auf die DO Terra Alta. Diese Zahl übersteige die zulässige DO-Produktion um das 13-fache. Darauf folgt die DO Tarragona mit 6,3 Mill. Flaschen, was die Zahl der DO-qualifizierten Weine um das 25-fache übersteige. Zudem seien auch die DOs Catalunya und Montsant betroffen, sowie die Premium-Herkunft Priorat. Die Konsortien der DOs Terra Alta, Montsant und Priorat waren es, die schließlich auch die Beschwerde vor Gericht eingelegt haben. 

Die falsch deklarierten Weine landeten, soweit nachvollziehbar, im spanischen Lebensmittelhandel, etwa bei Lidl oder Mercadona. Das Verfahren richtet sich ebenfalls gegen die zur Gruppe gehörenden Unternehmen Viña Tridado als Hersteller und die Corporación Vinícola Solitierra und Golf Global Wines, die den Vertrieb koordiniert haben sollen.

In Deutschland hat unter anderem Mack und Schühle mit Reserva de la Tierra zusammengearbeitet. Auf Anfrage von WEINWIRTSCHAFT teilt das Unternehmen jedoch mit: »Wir haben in der Vergangenheit einige Artikel im Abfüllbetrieb (Tochterunternehmen von Reserva de la Tierra) abfüllen lassen, waren jedoch nicht Vertriebspartner im klassischen Sinn. Wie man uns im Frühsommer mitgeteilt hatte, war das im Oktober 2021 eingeleitete Ermittlungsverfahren noch immer im Prüfungsverfahren und noch nicht abgeschlossen, sodass auch keine Anklage bis dahin erhoben wurde. Zum aktuellen Stand sind wir nicht mehr informiert, da Reserva de la Tierra mittlerweile in einem Insolvenzverfahren ist. Wir können auch kurzfristig kein Statement vom Insolvenzverwalter erhalten. Die von uns bezogenen Artikel waren zu keinem Zeitpunkt von den Ermittlungen betroffen und unseres Wissens wurden nur Artikel, die im spanischen Markt vertrieben wurden, untersucht.«

Reserva de la Tierra stellte spanischen Medienberichten zufolge seine Zahlungen im Mai ein, als Folge der Betrugsvorwürfe. Erst kürzlich ist das Unternehmen von der Private-Equity-Gesellschaft Sherpa Capital aus Madrid übernommen worden. Für Sherpa Capital handle es sich dabei um den Eintritt in die Weinbranche. Private-Equity-Gesellschaften sind darauf spezialisiert, (teils unrentable) Unternehmen zu kaufen, umzustrukturieren und nach einer gewissen Zeit gewinnbringend weiter zu verkaufen. SW/AW    

Ausgabe 8/2024

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Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

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