Eric Taillet (neu bei Kierdorf Wein), begutachtet die geernteten Trauben
Eric Taillet (neu bei Kierdorf Wein), begutachtet die geernteten Trauben

Dramatische Lese 2021

Am härtesten traf es in diesem Jahr die Winzer im Marnetal. Je weiter westlich, desto erbarmungsloser schlug der Mehltau zu, bis hin zu 100-prozentigen Ernteverlusten bei vielen Betrieben. Dies macht sich besonders beim Meunier bemerkbar, der hauptsächlich im Vallée de la Marne angebaut wird. Über die gesamte Champagne werden die Einbußen durch Mehltau auf 25 bis 30 Prozent geschätzt. Kaum besser erging es jenen Winzern an der Côte des Bar, deren Flächen vom Hagel betroffen waren. Rund 500 Hektar wurden schwer geschädigt. Am besten kamen die Chardonnays durch die Klimakapriolen. Bis auf leichte Einbußen durch Oidium konnten die Winzer der Côte des Blancs eine normale Erntemenge einfahren.
In allen anderen Gebieten ging es nur noch um Schadensbegrenzung. Der fantastische, sonnige und warme September rettete das, was zu diesem Zeitpunkt noch vorhanden war. Am Ende liegt die Erntemenge bei rund 6.500 kg/ha, vergleichbar mit 2003, als Frost und Hagel den Winzern der Champagne eine ähnlich kleine Erntemenge bescherten. 
Der Charakter des Jahrgangs wird jedoch das Gegenteil von 2003 sein. In der Champagne werden aufgrund der höheren Säurewerte und des vergleichsweise späten Lesezeitpunktes Vergleiche mit 1997, 2008 und 2013 gezogen. Die beiden letztgenannten gehören bekanntlich zu den besten Jahrgängen dieses Jahrhunderts.
Da ausnahmslos alle Winzer eine randvolle Reserve zur Verfügung hatten, um die Ernteeinbußen auszugleichen, dürfte sich die kleine Erntemenge in zwei Jahren, wenn die ersten Champagner auf Basis dieser Ernte in den Verkauf kommen, kaum bemerkbar machen. Jahrgangschampagner wird es jedoch hauptsächlich von Produzenten der Côte des Blancs geben.
Die komplizierte Ernte hat auch komplizierte Regelungen zur Folge. Die Winzer und Häuser einigten sich auf eine vermarktungsfähige Menge von 10.000 kg/ha. Jenen Betrieben, die weniger als 10.000 kg/ha ernteten (das trifft auf die Mehrheit der Winzer zu) wurde erlaubt, das fehlende Volumen aus der persönlichen Reserve aufzustocken. Die ist auf 8.000 kg/ha
limitiert und war vor der Ernte mit durchschnittlich 7.500 kg/ha fast komplett gefüllt.
Die maximale Erntemenge wurde mit 13.100 kg/ha taxiert. Jene Winzer – hauptsächlich an der Côte des Blancs und im Sézannais – die mehr als 10.000 kg/ha ernteten, konnten diese Erträge wiederum in ihre individuelle Reserve einlagern, sofern sie Kapazitäten frei hatten. 

01-24

Themen der Ausgabe

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Wie schmeckt die Zukunft Frankens?

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Bibraud - kreativ und innovativ in Ulm

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Bairrada und Dão - Portugals feinste Rote