Cyril Brun, Chef de Caves von Charles Heidsieck; Foto: Charles Heidsieck
Cyril Brun, Chef de Caves von Charles Heidsieck; Foto: Charles Heidsieck

Champagner-Zeitreise

charles Heidsieck gehört zu den wenigen Champagnerhäusern, die ihren Champagner in den berühmten Crayères reifen lassen können. Eine weise Entscheidung des Firmengründers, vor 150 Jahren in die „unterirdischen Kathedralen“ zu investieren. Als Hommage an die historischen Kreidekeller, die heute als UNESCO-Weltkulturerbe klassifiziert sind, präsentiert Chef de Cave Cyril Brun mit der neuen Collection Crayères die mittlerweile vierte Auflage. Die gereiften Champagner, ob Vintage oder Non-Vintage, bilden den Kern der charakteristischen Stilistik des Hauses. „Wir können in unserem Teil der Crayères bis zu zehn Millionen Flaschen lagern. Ein Platzproblem haben wir sicher nicht“, erklärte Brun im Rahmen einer Verkostung und Videokonferenz. 
Für die aktuelle Kollektion wurde ein Trio alter „Mis en Cave“ Non-Vintages aus den Basisjahren 1989 bis 2000 zusammengestellt. Für die Verkostung mit meiningers sommelier hatte er jedoch drei andere Mis en Cave (2009, 2011 und 2016) ausgewählt, um die Entwicklung in der Flasche zu zeigen. Die Idee der „Mise en Cave“ wurde vom früheren Kellermeister Daniel Thibault (1947 – 2002) in den 80er-Jahren geboren. 1987 begann man als erstes Champagnerhaus das Jahr der Abfüllung sowie das Degorgierdatum auf dem Rückenetikett abzubilden. Zeitgleich begann Daniel Thibault, ein umfangreiches Lager an Reserveweinen aufzubauen. Die Assemblage ist beim Brut Réserve immer ähnlich: Je 40 Prozent Chardonnay und Pinot Noir, davon die Hälfte als Réservewein, sowie 20 Prozent Meunier der aktuellen Ernte. Die Komposition mit hohen Anteilen an Reserveweinen (ca. 40 Prozent) bringt den nussig-röstigen Aromenreichtum sowie die typische Opulenz und Intensität in die Cuvées. Auch die etwas höhere Dosage von ca. 11 g/l, ein weiteres Markenzeichen von Charles Heidsieck, kommt bei den 10, 20 oder gar 30 Jahre auf der Hefe gereiften Champagnern voll zur Geltung. „Seit Jahren baut Charles Heidsieck systematisch eine Kollektion auf, insbesondere in Großformaten. Wir werden dieses Thema also regelmäßig spielen können.“ Auch in Sachen Hefelager geht der Trend bei Charles Heidsieck bei Brut Réserve eher in Richtung vier statt drei Jahre. Neu ist auch der Einsatz von Holzfässern. „Wir haben mit der Ernte 2016 begonnen, einen Teil in Holzfässern zu vinifizieren. Die ersten Champagner aus dieser Produktion kommen Ende des Jahres auf den Markt.“  Sascha Speicher

Champagne Charles Heisieck Brut Réserve

Mis en Cave 2009 (Ernte 2008 plus 40 Prozent Réserveweine; degorgiert 2014)

intensives, relativ dunkles Gold; ein Winter­champagner mit Nougat, Kakao, Mirabellen­konfitüre, Orangenschale, Florentiner; beginnende Tertiäraromatik mit weißem Trüffel, cremige, leicht salzig unterlegte Länge

Mis en Cave 2011 (degorgiert 2018)

längeres Hefelager als bei Mis en Cave 2009, mehr gegrilltes Weißbrot, getrocknete Feigen, kandierte Zitrusfrucht; dicht mit enormem Fruchtspiel, klar geprägt von Hefeautolyse und Sekundäraromatik, Salzkaramell und leichte Kaffeenote, wirkt sehr trocken, tolle Balance

Mis en Cave 2016 (degorgiert 2019)

kommt Ende des Jahres in den Verkauf; leichte Reduktion, Salzzitrone, reifer Apfel und Toastbrot; weinig am Gaumen, cremige Fülle, Bitterschokolade, besitzt große Länge, wirkt aber zu keinem Zeitpunkt schwer; der Trend zu einem Hauch mehr Frische ist deutlich zu erkennen

01-24

Themen der Ausgabe

PANORAMA

Wie schmeckt die Zukunft Frankens?

PROFILE

Bibraud - kreativ und innovativ in Ulm

PROBE

Bairrada und Dão - Portugals feinste Rote