Ein starke Marke seit Dekaden: Bollingers neuer Chef de Cave Denis Dunner (links) präsentiert den neuen RD 2008 in Paris
Ein starke Marke seit Dekaden: Bollingers neuer Chef de Cave Denis Dunner (links) präsentiert den neuen RD 2008 in Paris

Auf dem Weg zur Legende?

Das Champagnerhaus Bollinger lud nach Paris, um seinen R.D. 2008 vorzustellen. Um es kurz zu machen: Der Champagner hält, was die beiden Initialen sowie die magische Jahreszahl versprechen.

Schon heute ist der Jahrgang Kult und reiht sich ein in den Kanon der legendären Vintages der Champagne. Meist sind es warme Jahre mit hoher physiologischer Reife wie 1952, 1959, 1961 oder 1982 oder 2002. Ausnahmen stellen 1969, 1988 und jener Jahrgang 2008 dar.

Entsprechend wurde die Vorstellung des Bollinger R.D. 2008 mit Spannung erwartet. Das Bollinger-Team um den neuen Kellermeister Denis Bunner hob das Aroma frischer und gerösteter Haselnüsse als besonders charakteristisch für den R.D. 2008 hervor und ließ eigens ein Menü rund um die piemontesischen Haselnüsse von Emanuele Canaparo kreieren, die den R.D. 2008 zu begleiteten. Aber der Star des Tages war ohne Frage der Champagner. 

Der zeigte in der 0,75-Liter-Flasche ein Aromenspektrum, das weit über die nussigen Komponenten hinausging. Vor allem Gewürzaromen wie Koriandersamen, Brotkruste, auch heller Tabak standen im Vordergrund. Letzteres deutet bereits den Übergang in die tertiäre Aromenwelt an. Am Gaumen viel Frische und Salinität bei gut balancierter Stoffigkeit, kein Schwergewicht, sondern eher auf der eleganten Seite. Noch deutlich jugendlicher, weit weniger entfaltet, dabei jedoch noch etwas fruchtbetonter zeigten sich die größeren Formate Magnum und Jéroboam. Hier verstärkten sich die Aromen von Orangenschalen und Orangenblüten der 0,75-Liter-Flasche, jedoch mit einer Tendenz Richtung kandierter, gelber Zitrusfrüchte. Logischerweise ist auch der geschmackliche Einfluss des Naturkorkens, mit dem die Flaschen bei Bollinger für die zweite Gärung des R.D. verschlossen werden, bei der „kleinen“ 1/1-Flasche größer. 

Wie wichtig diese Tirage à liège für die Entwicklung und den typischen Stil des R.D. ist, zeigten zwei „Experimentalweine“: zwei Pinot-Noir-Champagner aus Aÿ, Ernte 2011, einmal unter Naturkork gereift und einmal mit Kronenkapsel verschlossen. Die Kork-Variante zeigte sich deutlich reduktiver, straffer und mit griffigerer Textur am Gaumen, während die Flasche mit Kronenkapsel deutlich oxidativer, offener und weiter entwickelt schmeckte.  sas

01-24

Themen der Ausgabe

PANORAMA

Wie schmeckt die Zukunft Frankens?

PROFILE

Bibraud - kreativ und innovativ in Ulm

PROBE

Bairrada und Dão - Portugals feinste Rote