WEINWIRTSCHAFT (16/2015): Leistungstest italienische Genossenschaften

In unserem Leistungstest der »Italienischen Genossenschaften« liefern sich die Südtiroler Winzergenossenschaften erneut ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die vorderen Plätze. Einige exzellente Betriebe aus dem übrigen Italien mischen in der ersten Liga munter mit.

Basis unseres Leistungstests der »Italienischen Genossenschaften«, genauso wie der Wettbewerbe der deutschen und französischen Genossenschaften, ist die Bewertung der eingereichten Weine. Um Vergleichbarkeit herzustellen, müssen die Einreicher Weine vergleichbarer Kategorien anstellen. Ein feststehender Katalog repräsentativer Rot- und Weißweine von Basisqualitäten über Bestseller bis hin zu Weinen aus dem Premiumbereich und regionalen Spezialitäten bestimmt die Spannweite der jeweils 6 Weine, die jeder Betrieb einreichen muss.

Die jeweils fünf besten Weine jeder Genossenschaft fließen dann in die Endwertung ein. Knapp 40 der qualitativ führenden italienischen Genossenschaften beteiligten sich 2015 und belegen damit erneut den hohen Stellenwert des Wettbewerbs. Das Feld der führenden Top 20 erreichte ein erstaunlich hohes und dicht beieinander liegendes Niveau.

Bei den Weißweinen dominierten natürlich die Jahrgänge 2012 und 2013 in der Spitze, wobei einige Weine aus dem Jahrgang 2014 sich mit jugendlicher Frische in das vordere Feld schieben konnten. Naturgemäß breiter ist das Jahrgangsspektrum bei den Rotweinen, das bei den besten Weinen von 2008 (Amarone) bis 2013 für Merlot aus dem Trentino reichte, hauptsächlich jedoch bei den Jahrgängen 2011 und 2012 lag.

Das Feld führen wie in den Vorjahren die exzellenten Südtiroler Kellereigenossenschaften an. Mit Fug und Recht dürfen sie sich auch im internationalen Vergleich und über Betriebsformen hinweg als die führenden Weinbaubetriebe Europas auf dem Feld der Genossenschaften betrachten.

Ihre Position verdanken sie nicht zuletzt dem wirtschaftlichen Aufschwung und der Prosperität Südtirols. Mehr als viele andere Regionen hat sich Südtirol in die Moderne katapultiert und schöpft trotz oder gerade wegen der schwierigen Topografie die natürlichen und menschlichen Ressourcen besser aus als viele andere Regionen Italiens. Bestens ausgebildete Weinfachleute mit dem Willen zur höchsten Qualität stehen als Treiber hinter der beispielhaften Entwicklung.

Südtiroler Wegmarken

An der Spitze steht erneut die Kellerei Cantina Terlan, auf halbem Weg zwischen Bozen und Meran gelegen, die mit Weinen wie dem 2013 Quarz Sauvignon Blanc DOC (91 Punkte) oder dem 2012 Weissburgunder Riserva DOC Terlaner (89 Punkte) überzeugen konnte.

Wie im Vorjahr folgt dahinter die Kellerei Cantina Tramin, die sich erneut mit Terlan ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert hat. Tramin ist quasi das Pendant auf der anderen Seite Südtirols, kurz unterhalb des Kalterersees, die sich typisch mit Gewürztraminer (2013 Nussbaumer Gewürztraminer DOC Alto Adige) und Sauvignon Blanc (2014 Sauvignon Blanc DOC Alto Adige) erneut den zweiten Platz sicherte.

Dem Dritten im Bunde des Südtiroler Führungstrios, der »Ersten und Neuen Kellereigenossenschaft Kaltern« gelang diesmal ein riesiger Sprung von Platz 15 im vergangenen Jahr auf Platz 3 im Jahr 2015. Mit einem herausragenden Cabernet Sauvignon stellte Kaltern den besten Rotwein der Verkostung.

Den führenden drei folgen dicht auf den Fersen die Kellereigenossenschaften Andrian und St. Pauls bevor sich mit der Cantina Tollo aus den Abruzzen auf Platz 6 sowie Clavesana und Vinchio Vaglio Serra auf den Plätzen 7 und 8 zwei Genossenschaften aus dem Piemont in die Phalanx Südtiroler Betriebe schieben. Clavesana im Süden des Piemont am oberen Lauf des Tanaro gelegen und deshalb auch als Tor zur Langhe bezeichnet, ist bekannt für ihre Dolcettos. Auf der anderen Seite des Piemonts oberhalb von Nizza Monferrato gelegen, ist Vinchio Vaglio Serra auf Barbera spezialisiert und unterstreicht damit die große Bedeutung der Rebsorte im Piemont.

Einsteiger

Mit der Kellerei Girlan nahe Bozen und der Kellerei Kaltern folgen zwei weitere Südtiroler Genossenschaftskellereien: Girlan als Neueinsteiger unter den Top 20, während Kaltern wie in den Vorjahren unter den führenden Genossenschaften vertreten ist.

Mit der Cantine Leonardo da Vinci schiebt sich erneut eine Genossenschaft aus der Toskana in die vorderen Ränge und besetzt mit Platz 11 exakt die gleiche Position wie die Agricoltori del Chianti Geografico im vergangenen Jahr. Mit der Terre Cortesi Moncaro auf Platz 12 aus den Marken, der Cantina Valpolicella Negrar aus dem Veneto bzw. dem Hinterland Veronas auf Platz 15 schieben sich weitere Genossenschaften außerhalb Südtirols unter die Top 20, Cavit punktgleich mit Negrar auf Platz 15 und Mezzocorona aus dem Trentino auf Platz 18 sowie die Cantina Colli del Soligo aus dem Prosecco-Kerngebiet auf Rang 20 heißen die weiteren Sieger in unserem Wettbewerb.

Die Riege erfolgreicher Südtiroler Betriebe komplettieren die Kellerei Cantina St. Michael Eppan auf Platz 12, die als Neueinsteiger wieder in den Wettbewerb eingestiegen sind, sowie die Kellereigenossenschaft Bozen auf Platz 14, die Kellerei Meran Burggräfler auf Platz 17 und die Kellerei Kurtatsch auf Platz 18, gleichauf mit Mezzacorona aus dem Trentino, komplettieren die erneut machtvolle Demonstration des Südtiroler Weinbaus.

Hermann Pilz

Die Top 20 - Sieger Italien 2015

1. Kellerei Cantina Terlan (Südtirol)
2. Kellerei Tramin (Südtirol)
3. Erste + Neue (Südtirol)
4. Kellerei Andrian (Südtirol)
5. Kellerei St. Pauls (Südtirol)
6. Cantina Tollo (Abruzzen)
7. Cantina Clavesana (Piemont)
8. Vinchio Vaglio Serra (Piemont)
9. Kellerei Girlan (Südtirol)
9. Kellerei Kaltern (Südtirol)
11. Cantine Leonardo da Vinci (Toskana)
12. Kellerei St. Michael Eppan (Südtirol)
12. Terre Cortesi Moncaro (Marken)
14. Kellerei Bozen (Südtirol)
15. Cantina Valpolicella Negrar (Venetien)
15. Cavit (Trentino)
17. Kellerei Meran Burggräfler (Südtirol)
18. Kellerei Kurtatsch (Südtirol)
18. Nosio Gruppo Mezzacorona (Trentino)
20. Cantina Colli del Soligo (Venetien)

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