WEINWIRTSCHAFT (05/2012): SUD-OUEST 2012

>Auf die Frage, was ein typischer Rotwein aus der Sorte Négrette sei, könnte man antworten: »Es kommt darauf an, was man daraus macht.« Puristen werden seine ungestüme Kräuterwürze loben, Modernisten nichts gegen den Ausbau im Barrique einzuwenden haben.>Beide Weintypen findet man mittlerweile im Fronton. Und nicht nur dort, der gesamte Südwesten präsentierte sich heuer ungemein vielfältig und experimentierfreudig. Rund 180 Weine standen zur alljährlichen Verkostung bereit. Wie eh und je konnte die Gascogne mit einer breiten Phalanx saftiger Weißweine glänzen, die trotz ihrer hocharomatischen Art mit erfreulich geringen Alkoholgradationen auskommen. Obschon ihr Stile oftmals an einen modernen Sauvignon erinnern lassen, spielt der Tausendsassa Sauvignon in den Cuvées doch nur eine kleine Rolle. Vielmehr verstehen es ihre Winzer glänzend, aus den heimischen Sorten brillante Weißweine mit klarem Fruchtausdruck zu erzeugen. Naturgemäß ergibt sich bei den Rotweinen ein deutlich komplexeres Gesamtbild. Was grundsätzlich den großen klimatischen Unterschieden und der Sortenvielfalt von Sud- Ouest geschuldet ist.>Jedoch schlägt man nun auch im Keller mitunter innovative Wege ein. War früher noch ein urwüchsiger Geschmack wesentlicher Ausweis der Weine aus Gaillac, Fronton, Saint-Mont oder Madiran, zeigte diese Probe, dass man sich im Südwesten auch vor modernen Ausbaumethoden nicht mehr scheut und mit einem gezähmten Geschmacksbild seiner uralten roten Varietäten experimentiert. Dieser Entwicklung haben wir bei unserer Weinauswahl Rechnung getragen und sowohl modern als auch traditionell bereitete Weine berücksichtigt. Denn beide haben in Sud-Ouest unbedingt ihre Berechtigung. Eine besondere Erwähnung verdienen die Süßweine aus der Appellation Pacherenc du Vic-Bilh, die mit vielschichtiger Frucht und einmaliger Würze punkten konnten.

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