MEININGERs WEINWELT (06/2009): Deutsche Rotwein-Cuvées und Österreich edelsüß

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Es gibt jede Menge blitzsaubere deutsche Rotweine. Unglaublich, was zahllose Winzer heute Gepflegtes in die Flasche füllen. Wir verkosteten fast 350 rote Cuvées. Zwei Drittel davon waren uns mindestens einen Stern wert. Selbst der Rest war nun nicht wirklich schlecht, aber halt keine Empfehlung. Dennoch: Wie oft mussten wir die Vokabeln “dicht”, “stoffig” oder “kraftvoll” bemühen. Deutsche Rotweine des 21. Jahrhunderts haben nichts mehr mit den dünnen Langweilern, den “roten Weißweinen” früherer Jahrzehnte zu tun.
 
Die meisten Proben stammten mit über einem Viertel aus dem größten deutschen Rotwein-Anbaugebiet, der Pfalz (27 Prozent), die rund ein Viertel der deutschen Rotweinfläche stellt. Es folgte bei den Anstellungen nicht etwa das zweitgrößte Rotwein-Anbaugebiet Rheinhessen (20 Prozent der angestellten Weine, 22,4 Prozent der roten Rebfläche), sondern das drittplatzierte, Württemberg. Im Ländle stehen knapp 22 Prozent der deutschen Rotweinsorten, bei der Cuvée-Verkostung waren sie mit knapp 24 Prozent noch höher repräsentiert. Die viertgrößte Rotweinregion schließlich ist dann Baden (19 Prozent der deutschen Rotwein-Rebfläche, danach kommt lange nichts), das allerdings nur knapp 15 Prozent der Anstellungen repräsentierte. Je nach Anbaugebiet variieren natürlich die Rebsorten- Kombinationen. Dennoch ist die beliebteste deutsche Rotweinsorte, der Spätburgunder, auch beliebtester Cuvée-Partner. In einem Drittel der angestellten Cuvées war sie vertreten, darunter freilich so abenteuerliche Kompositionen wie Spätburgunder mit Cabernet Sauvignon, also Bordeaux mit Burgund, was vor einigen Jahren noch verpönt war und bis heute in Frankreich unvorstellbar wäre. Rang zwei der beliebtesten Cuvée-Partner ging nicht an die deutschen Klassiker Dornfelder oder Portugieser, sondern an Merlot (in jeder vierten Cuvée enthalten), knapp vor dem bordelaiser Kollegen Cabernet Sauvignon, die jedoch beide im deutschen Rebsortenspiegel keine große Bedeutung erlangten (je unter einem Prozent Anteil an der Gesamtrebfläche).
 
So international die deutschen Cuvées heute zusammengesetzt werden, so international werden sie auch konfektioniert. Ausbau im Barrique ist längst alltäglich. Meist ist er prägend, oft wird er noch übertrieben. So manch überspanntes Holzstyling haben wir aussortiert. Bei allen positiven Meldungen bleibt die Erkenntnis, dass ein deutscher Rotwein-Stil nicht auszumachen ist. Zu arg schielt man auf internationale Rebsorten und/oder Techniken aus Übersee. Das erbringt zwar oft erstaunliche Gewächse, aber keine eigene Identität. Zudem gehen viele Weine mehr in die Breite als in die Tiefe, immerhin schon mal in die Länge. Hier die spannendsten deutschen Rotwein- Cuvées ...
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