MEININGERS WEINWELT (02/2013): Ländervergleich Shiraz - Übersee

iv>iv>iv>Shiraz – schon der Name klingt kraftvoll. Und die Weine halten in der Regel, was der Name verspricht. Aber aus dem einst einheitlichen Übersee-Stil, der die Sorte in den 1990er Jahren populär machte, haben sich viele Stile entwickelt.
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iv>iv>„Deinen ersten Shiraz vergisst Du nie.“ Angelehnt an den Werbeslogan eines Schokoladenriegels könnte man auch für Shiraz einen passenden Spruch kreieren. Besonders für all jene, die mit den klassischen europäischen Rotweinen groß geworden sind, trifft der Satz absolut zu. Soviel Kraft und Konzentration, Fruchttiefe und Präsenz am Gaumen wie Shiraz, besonders aus dem Barossa Valley, ab spätestens Ende der 1990er Jahre auch einer breiten Masse an Konsumenten zugänglich machte, war bis dato unbekannt. Mit ihrer imposanten Art wurden die mächtigen Weine aus Australien zu Favoritenschrecken in jeder Blindverkostung – und fanden schnell Nachahmer in anderen Übersee-Ländern, die vergleichbare Sonnenstunden vorweisen konnten. Das Wettrennen um Kraft und Konzentration war eröffnet.
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iv>Soviel zur Historie, denn als solche muss man die eben gelesene Ausführung betrachten, wenn man sie mit dem aktuellen Stand der Dinge in Sachen Shiraz vergleicht. Denn wenn Shiraz heute eines nicht mehr ist, dann einheitlich! Wir hatten 174 Shiraz und Syrah – bekanntermaßen Synonyme – aus allen Weinbauländern in Übersee auf den Verkostungstischen. Mengenmäßig am stärksten vertreten war übrigens nicht Australien (54 Proben), sondern Südafrika mit 56 Weinen. Es folgten Chile (35) und die USA (15) vor Argentinien (9). Neuseeland, unter Kennern als eines der aussichtsreichsten Länder für wirklich große Weine aus der ursprünglich wohl von der Rhône stammenden Sorte anerkannt, war mit nur zwei, dafür aber sehr beachtlichen Weinen vertreten. Weltweit, das aber nur als Anmerkung am Rande, sind aktuell rund 145 000 Hektar Rebfläche mit Syrah – beziehungsweise Shiraz – bestockt. Das wichtigste Weinbauland für die Sorte nach der französischen Heimat ist Australien. Das wohl typischste Leitaroma von Shiraz ist eine dunkle Beerenfrucht und pfeffrige Würze, je nach Herkunft tritt eher das würzige oder das fruchtige Element in den Vordergrund.
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iv>Die Probe verdeutlichte das enorm hohe Durchschnittsniveau mit sehr vernünftigen Weinen ab bereits unter fünf Euro. Insgesamt 159 Weine waren mindestens gut, 69 sehr gut, 27 herausragend und eine Troika in der Spitze erzielte sogar mindestens 92 Punkte. Auch wenn in der Spitze die Preise steil nach oben gingen, ab 7,99 Euro war der Einzug in die Top-10 möglich! Australien zeigte sich, wenngleich deutliche Unterschiede beispielsweise zwischen Barossa Valley, Clare Valley und Margaret River erkennbar waren, als das stilistisch einheitlichste aller Überseeländer. Als verbindendes Element erwies sich neben der Struktur eine Eukalyptus-Note, die fast durchweg vorhanden war. Südafrika hingegen war deutlich zweigeteilt, in die üppigen Vertreter von der Küste und die deutlich würzigeren Weine aus dem Swartland. Argentinien und Chile zeigten beim Shiraz eigentlich die gleiche Stilistik wie bei Cabernet & Co.: Saft, Kraft und Konzentration bei vergleichsweise weniger Sortentypizität. Das alles ist natürlich deutlich verallgemeinert – in unseren Weinbeschreibungen erfahren Sie mehr über die jeweiligen Weine und finden so garantiert die passenden Weine für Ihren Geschmack.
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iv>Richard Grosche