Die Schweizer Genossenschaft Migros hat bei ihrer jüngsten Urabstimmung  entschieden, weiterhin auf  das Geschäft mit Alkoholika  zu verzichten. (Foto: Dragonimages/stock.adobe.com))
Die Schweizer Genossenschaft Migros hat bei ihrer jüngsten Urabstimmung entschieden, weiterhin auf das Geschäft mit Alkoholika zu verzichten. (Foto: Dragonimages/stock.adobe.com))

„Die etwas andere Alkoholfrage“

In diesen Tagen hat die Entscheidung der Migros, das Alkoholverbot beizubehalten, für Gesprächsstoff gesorgt (siehe Seite 6) – nicht zuletzt, weil sie dadurch auf nicht unerhebliche Umsätze verzichtet. Ein Weg, der zu respektieren und nicht zum Schaden der Wettbewerber ist.

Anders schaut es da mit den Plänen der neuen Bundesregierung aus. Ihr Koalitionsvertrag sieht vor, „die Alkoholpolitik zu verbessern“ und verpflichtet sich zum Verbot von Alkoholwerbung. Letzteres verkauft sie als „Best-Buy-Lösung“ – also kosteneffizient, evidenzbasiert – zum Schutze der öffentlichen Gesundheit. Mit weiteren Details bleibt der Koalitionsvertrag jedoch hinter dem Berg. Bemerkenswert ist, dass dieses Vorhaben in einen Atmenzug mit Regulierungsbestrebungen hinsichtlich Cannabis und Tabak genannt wird. Die Message ist jedoch klar: Künftig soll die ohnehin schon einschränkende Gesetzgebung für Alkoholwerbung noch einmal verschärft werden. Das liest sich wie ein Schlag ins Gesicht für die gesamte Getränkebranche. Und das, obwohl der hiesige Alkoholkonsum junger Menschen erneut rückläufig ist, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) vor wenigen Tagen mitteilte. Eigentlich ein Indiz dafür, dass die Selbstverpflichtung der Branche wirkt.

Zu denken gibt, dass der Cannabis-Konsum junger Menschen weiter zunimmt. So kurz vor der Legalisierung erscheint mir in diesem Feld zurzeit allerhand zu tun. Für die „Alkoholfrage“ hat die Bundesregierung jedenfalls noch keine Antwort parat. Auf Nachfrage der GETRÄNKE ZEITUNG wurden die Zuständigkeiten ohne Ergebnis zwischen den einzelnen Ministerien hin- und hergeschoben. So darf es auch gerne noch etwas bleiben.


Cecilia Hohls
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Schlagworte

GZ 06/23

Themen der Ausgabe

Titelthema: Retail Media

Retail Media wird im Kommunikationsmix weiter stark an Bedeutung gewinnen. Darunter werden alle Arten von Werbe- und Marketing-Aktivitäten und -Botschaften verstanden, die sich der Flächen, Daten, Vertriebs- und Kommunikationskanäle von Handelsunternehmen bedienen. Für Händler und Hersteller ist das Potenzial groß. Experten zufolge ist das Potenzial der hierzulande noch jungen Kommunikations-Form enorm. Die Retail-Media-Umsätze sollen laut europäischem Dachverband für Onlinewerbung, IAB Europe, im Jahr 2026 auf 25,1 Milliarden Euro steigen.

Gastkommentar: Carsten Rasner

Carsten Rasner, Geschäftsführer, Bundesverband Digitale Wirtschaft e. V. (BVDW), ist der Meinung, dass Retail Media zu den innovativsten und vielversprechendsten Konzepten im Markt gehört. Der Grund: Die Digitalisierung
schreitet weiter voran und dort, wo sich die Konsumentinnen und Konsumenten aufhalten, liegt es nahe, auch Werbung zu zeigen. Retail Media, also Werbung, die von Online-Shops bis zum Point of Sale vermarktet wird, trifft zumeist auf Menschen in Shoppinglaune, die entsprechend empfänglich für Werbebotschaften sind.

Aktuelles Interview: Tim Fölting & Lothar Menge

Copa Systeme, Entwickler für branchenspezifische IT-Lösungen, wird seit Anfang 2023 von Tim Fölting und Ex-Kollex-Chef Lothar Menge geführt. Wie es zu dieser Konstellation kam und warum vor allem bei Beiden von Anfang an die Chemie stimmte, was aus Vater Bernhard Fölting wird und wo die beiden Digital-Profis großes Entwicklungspotenzial innerhalb der Branche sehen, erzählen sie uns im Interview.