Was für Fleisch und Fleischersatzprodukte gilt (siehe den Kommentar des Kollegen Brouër), gilt genauso für Spirituosen. Nahezu jede Woche bekommen wir in der Redaktion ein neues alkoholfreies Destillat vorgestellt, das als Alternative zu Gin, Rum oder sogar Absinth gepriesen wird. Kleiner Schocker vorweg: Ich bin großer Fan der alkoholfreien „Spirituosen“ und konnte jüngst beim International Spirits Award wieder feststellen, wie die Qualität stetig steigt. Die aromatische Bandbreite und Finesse ist mitunter beeindruckend.
Dennoch finde ich, dass es an Mut mangelt. Wenn sich die Kategorie nicht von ihrem hochprozentigen Vorbild emanzipiert, gewinnt sie kein Profil und wird langfristig ausschließlich daran gemessen. Geschmacklich kann ein alkoholfreies Destillat nie den Gin oder gar den Whisky ersetzen, aber aromatisch eröffnet es dennoch neue Welten, die kreativ erschlossen werden möchten.
Wenn im Supermarkt große Marken mit ihrer alkoholfreien Variante grob falsch als „alkoholfreier Gin“ beworben werden, mag das kurzfristig den Absatz der Multis ankurbeln. Der Zukunft der Kategorie erweist es aber einen Bärendienst.
Tim Allgaier
Redakteur fizzz
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