Siegerin der Made in GSA Competition 2023: Pia Köfler (Foto: Ilvy Rodler-Klenk)
Siegerin der Made in GSA Competition 2023: Pia Köfler (Foto: Ilvy Rodler-Klenk)

Pia Köfler gewinnt Made in GSA Competition 2023

Es war ein hochklassiges Finale in der Tiroler Landeshauptstadt. Die zehn Finalist:innen zeigten in der Bar des Stage 12 Hotels absolute Klasse am Brett und im Drink. Am Ende hatte eine die Nase vorne: Pia Köfler holt mit ihrem „Apfelschuss“ die Made in GSA Competition 2023 in die Schweiz.

Die Kulisse in der Bar des Stage 12 Hotels präsentierte sich als eine Kombination aus majestätischen Alpen und stattlichem Sommerregen. Es war ein Vorzeichen auf ein glänzendes Finale, mit dem die Made in GSA Competition zum dritten Mal insgesamt – und ersten Mal nach 2017 – nach Österreich zurückkehrte.

Nicht von ungefähr hatten sich dann auch zwei Tiroler:innen durch das anonyme Auswahlverfahren in das Finale gemixt: Leon Rass aus Leutasch, der aktuell seinen Zivildienst ableistet und „nur in der heimischen Bar mixt“, sowie Vera Steiner, die in der Bar des Stage 12 selbst arbeitet.

JURY-ÄNDERUNG VOR DEM FINALE

Heimvorteil? Nur bedingt. Denn die Bar mag in ihrer Anlage vertrauter sein, „aber oft ist es nicht unbedingt ein Vorteil, wenn man Heimvorteil genießt, da es auch den Druck erhöhen kann“, wie Juror Thomas Huhn, nie um eine sportliche Allegorie verlegen, bestätigte.

Darüber hinaus gelten für alle Kandidat:innen ohnehin dieselben Bedingungen, die da lauten: zwei Minuten Vorbereitungszeit und sieben Minuten Performance. Der Finaldrink muss dabei wie immer in vierfacher Ausfertigung vor den Augen der Jury gemixt werden. Bei dieser gab es vor dem Finale noch eine kleine Änderung: Für Marie Rausch, die kurzfristig ausfallen musste, sprang Susan Ann MacKenzie ein, die somit ihr erstes Made in GSA Finale als Jurorin begleitete.

DER COMMUNITY-GEDANKE

Schön zu sehen war die Kollegialität, die wir bei MIXOLOGY als Wesenszug der Made in GSA Competition betrachten und die sich darin zeigte, dass alle zehn Finalist:innen vor dem Showdown erstmal gemeinsam im Hof des Stage12 beim Lunch zusammensaßen. Die Reihenfolge war zu diesem Zeitpunkt bereits ausgelost: Den Start würde Tilman Ritz (Chase Bar, Würzburg) machen, gefolgt von Pia Köfler (Karel Korner, Luzern), Robin Lühert (Café Esprit, Göttingen), Fabian Rossberger (Mizu Bar, Weissach), Leon Rass (der aktuell Zivildienst leistet), Jan Sporleder (Seibert, Kassel), Vera Steiner (Stage 12, Innsbruck), Henrik Galla (Parkhotel, Bremen), Jared Jahnel (Bar am Bohlenplatz, Erlangen) sowie Luigi di Meglio (The Grid Bar, Köln).

Die Finalist:innen der diesjährigen Competition (Foto: Ilvy Rodler-Klenk)
Die Finalist:innen der diesjährigen Competition (Foto: Ilvy Rodler-Klenk)

Mit 14 Uhr erfolgte dann vor dem Publikum, das sich aus Sponsor:innen, lokaler Gastronomie zusammensetzte, das Startsignal für Tilman Ritz. Und dann ging es auch Schlag auf Schlag, während bei geöffneten Türen zu hören war, wie der Tiroler Bergregen sanft auf den Boden niederprasselte. „Ich weiß, ich sage das jedes Jahr, aber dieses Jahr war das Niveau extrem hoch“, verkündete Thomas Huhn. „Das Feld ist wirklich sehr eng zusammengerückt und ich bin von den Drinks begeistert.“

Diese hohe Qualität war auch der Grund, weswegen die Jury letztlich auch länger als in vergangenen Jahren zusammensaß, bis die Entscheidung stand. Am Ende kann es aber nur eine oder einen geben – und in diesem Fall fiel die Wahl auf Pia Köfler. Die gebürtige Österreicherin und Wahl-Schweizerin, die aktuell im Karel Korner in Luzern tätig ist, überzeugte die Jury mit ihrem „Apfelschuss“, der zum einen die Zutaten in eine Neuninterpretation der Wilhelm-Tell-Saga verstrickte, vor allem aber im Glas zu überzeugen wusste.

EIN DRINK AUF STERNENKÜCHE-NIVEAU

„Für mich war an dem Cocktail vor allem die Paarung von Apfel und Haselnuss in Perfektion erstaunlich, das war absolut auf dem Niveau von Sterneküche“, so Thomas Huhn. Denn etwas, das bei Made in GSA Competition immer elementar ist, ist die Praxistauglichkeit der Drinks. GSA-Cocktails entstehen nicht durch mit in zeitintensiver Laborarbeit selbstentwickelten Zutaten, sondern durch verfügbare Produkte mit stimmiger Kalkulation, sprich: Sie sollen auch in der Bar am Gast funktionieren. Auch an diesem Punkt überzeugte der Apfelschuss auf ganzer Linie. Als Preis für den Sieg geht es für Pia Köfler somit im November zur Bar-Show nach Athen.

Siegerdrink
Apfelschuss

Pia Köfler, Karel Korner, Luzern

Zutaten:

  • 2 cl Appenzeller Gin 27
  • 1 cl Studer Gravensteiner Apfelbrand
  • 3 cl Si-On Wermut Seebrise
  • 1 cl Chuderboden Bio-Verjus
  • 1 cl Studer »Nussknacker« Haselnusslikör

Zubereitung:

Zutaten im Rührglas auf Eiswürfeln kaltrühren und in eine vorgekühlte Cocktailschale abseihen. Mit einem Apfelfächer garnieren.

STARKE DRINKS AUF DEN RÄNGEN

Eine starke Vorstellung lieferte auch Vera Steiner ab – an derer souveränen und lockeren Performance sich ein Druck des Heimvorteils nicht im Geringsten erkennen ließ. Ihr Longdrink Raetia’s Echo, in dem lediglich eine kleine Portion burgenländische Traubenbeerenauslese als einzige alkoholische Zutat vorkam und der sich somit fast im No-ABV-Bereich abspielte, überzeugte auf ganzer Linie. Rang Drei ging an Henrik Galla aus Bremen für seinen launig vorgetragenen „Guten Moin“.

Die beiden Sonderkategorien in diesem Jahr gingen zum einen an Robin Lühert, der „Gin, Wacholder & Steinhäger“ für sich entschied und somit auch in seiner dritten Made in GSA Competition in Folge nicht ohne Preis blieb, und Luigi de Meglio, der – an zehnter Stelle und bei seiner ersten Competition überhaupt angetreten –, die Sonderkategorie „Limonade, Saft & Filler“ nach Köln holte.

NACH GSA IST VOR GSA

„Alles absolute Top-Cocktails, ich bin richtig geflashed“, zeigte sich auch Juror Damir Bušic nach dem Finale gelöst. Der Betreiber des Liquid Diary ist als lokaler Bar-Vorreiter nicht nur stets darum bemüht, die Innsbrucker Barkultur voranzutreiben, sondern sie auch dem Rest der Welt zu präsentieren, womit der Auftakt für den Start in die Nacht nach dem Abendessen klar war: Es ging in die seine wunderschöne Bar am Adolf-Pichler-Platz.

Wir werden den einzelnen Cocktails des Wettbewerbes auf unserer Website auch noch weiter Platz einräumen, beenden an dieser Stelle jedoch den ersten Nachbericht, denn what happens in the bar, stays in the bar. Der Tag sowie das Feedback der Beteiligten hat uns jedenfalls wieder einmal darin bestärkt, was den besonderen Charme der Made in GSA Competition ausmacht. Und so stehen wir beinahe schon wieder mit einem Bein in der Planung des kommenden Jahres.

DIE MADE IN GSA COMPETITION 2023 GEWINNER:INNEN IM ÜBERBLICK

1. Platz: Pia Köfler – Apfelschuss
2. Platz: Vera Steiner – Raetia’s Echo
3. Platz: Henrik Galla – Guten Moin

Sonderkategorie „Gin, Wacholder & Steinhäger“: Robin Lühert, Immerfort
Sonderkategorie „Limonade, Saft & Filler“: Luigi di Meglio, Der Weise des Waldes

Schlagworte

MIXOLOGY ISSUE #119

MYSTIKUM MIZUWARI

Themen der Ausgabe

DER EXTREM-FORAGER AUS WIEN

Hubert Peter hat mit seinem »Bruder« ein Konzept aus Restaurant und Bar entwickelt, das für die österreichische Hauptstadt (und auch sonst) ziemlich singulär sein dürfte. Neuerdings sammelt er nicht nur wilde Zutaten, sondern ist auch selbst zum Landwirt geworden. Roland Graf hat den Bruder-Bauer zum intensiven Austausch über Wahnsinn und Wagnis in Wien getroffen.

AUSBLICK MIT A

Am Anfang jedes Jahres steht die Frage, was selbiges wohl bringen wird. Egal, ob das »Dry« in »Dry January« für trockene Martinis oder Drinks ohne Alkohol stehen soll – drei Themen werden das Jahr 2024 in der Bar recht eindeutig prägen: Alkoholfrei, Aperitivo, Agave. Das hat eine von MIXOLOGY durchgeführte Umfrage unter Barprofis ergeben. Denn tatsächlich scheint diese eher für Stagnation stehende Alliteration derzeit recht unumstößlich zu bleiben.  

BERN? GERN!

Jenseits des Glamours und des Reichtums von Basel und Zürich gibt es da ja noch Bern. Die faktische Hauptstadt der eigentlich hauptstadtlosen Schweiz hat inzwischen eine Bar-Landschaft anzubieten, die sich im deutschsprachigen Kontext alles andere als verstecken muss. Wo sonst, bitte schön, kann man schon in einer echten Kirche einen Cocktail ordern? Na also. Mia Bavandi nimmt uns mit auf ein paar Berner Abende.