Per Schutzschirmverfahren und durch Suche nach einem neuen Investor soll die Pfungstädter Brauerei doch noch gerettet werden. (Logo: Pfungstädter Brauerei)
Per Schutzschirmverfahren und durch Suche nach einem neuen Investor soll die Pfungstädter Brauerei doch noch gerettet werden. (Logo: Pfungstädter Brauerei)

Pfungstädter saniert sich unterm Schutzschirm

Die Pfungstädter Brauerei soll im Schutzschirmverfahren saniert werden.

Das hat das Amtsgericht Darmstadt auf Antrag von Hessens größter Privatbrauerei beschlossen, um eine drohende Zahlungsunfähigkeit durch Umsatzeinbrüche in der Coronakrise abzuwenden. Der Betrieb wird mit allen rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fortgeführt und von einem gerichtlich bestellten Sachwalter überwacht. Im Februar war die Übernahme durch einen Investor gescheitert. Gespräche mit weiteren Interessenten für die Brauerei und das Grundstück werden fortgeführt, heißt es von Unternehmensseite. 

Während der Coronakrise seien in der deutschen Brauwirtschaft sowohl das Gastronomie- und Veranstaltungsgeschäft wie der Export fast vollständig eingebrochen. Die Pfungstädter Brauerei, die zuletzt 17 Millionen Euro im Jahr umsetzte, setzte deshalb rund 13.000 Hektoliter Bier weniger ab. "Diese außergewöhnliche Belastung zwingt uns jetzt unter den Schutzschirm. Im Unterschied zu einigen anderen Brauereien, die ihren Betrieb schon schließen mussten, können wir den Betrieb unter Aufsicht eines Sachwalters ungestört fortführen. Die Gehälter der rund 100 Mitarbeiter werden bis Ende August von der Arbeitsagentur übernommen. Unser Ziel ist es, die Brauerei zu sanieren und mit einem Investor möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten", erklärte Stefan Seibold, Geschäftsführer der Pfungstädter Brauerei Hildebrand GmbH & Co. KG.

In dem Schutzschirmverfahren wird die Brauerei von der auf Restrukturierung und Insolvenzen spezialisierten Kanzlei Schiebe und Collegen in Darmstadt unterstützt. "Ein Schutzschirmverfahren erleichtert eine schnelle und nachhaltige Sanierung. Noch hat die Brauerei Luft und ist nicht zahlungsunfähig. Es wurden frühzeitig die notwendigen Maßnahmen ergriffen. Deshalb sind wir zuversichtlich, die Brauerei zu sanieren. In den nächsten Tagen und Wochen werden wir mit allen Beteiligten wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und Banken Gespräche führen. Schließlich dürfte jeder ein Interesse an einer Sanierung und Fortführung dieser in Südhessen führenden Brauerei haben. Dann können die Biermacher in Pfungstadt auch zukünftig ihre Spezialitäten brauen", so Rechtsanwältin Annemarie Dhonau von Schiebe und Collegen. Im Auftrag des Amtsgerichts Darmstadt überwacht laut Pfungstädter Brauerei Rechtsanwalt Dr. Jan Markus Plathner von Brinkmann & Partner in Frankfurt als vorläufige Sachwalter das Schutzschirmverfahren.

Im Februar scheiterte die Übernahme durch einen Investor, der auf dem Schwimmbadgelände in Pfungstadt eine neue, hochmoderne Brauerei errichten wollte. Seither führe die 1831 gegründete Privatbrauerei Gespräche mit anderen Interessenten fort, erklärt die Traditionsbrauerei. "Diese Gespräche werden wir jetzt intensivieren.“, so Geschäftsführer Stefan Seibold. //pip

GZ 08/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Mineral- und Tafelwasserverordnung

Der Entwurf des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Neufassung der Mineral- und Tafelwasserverordnung könnte zu Verwerfungen im gesamten Mineralwassermarkt führen. Verbände fordern daher dringend Nachbesserungen.

Aktuelles Interview: Jürgen Reichle, VDM

Jürgen Reichle, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Mineralbrunnen, sieht beim vorgelegten Entwurf für die Mineral- und Tafelwasserverodnung Verbesserungsbedarf in mehreren Punkten. Der nächste Schritt sei eine intensive Dialogphase mit Bund und Ländern.

Gastkommentar: Thomas Fischer, DUH

Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, hält die in der PPWR festgelegt Mehrwegquote von vorerst 10 Prozent für deutlich zu niedrig angesetzt. Ein erhoffter Rückenwind für Mehrweg werde so ausbleiben sagt er und fordert deshalb nationale Maßnahmen zum Mehrwegschutz.