„Gin & Tonic trinkender Mann mit Bart gründet Start-Up-Firma via Crowdfunding.“ Okay, wir befinden uns mitten in unserer Jahresend-Trendnummer, aber das Beispiel überspannt den Bogen dann vielleicht doch etwas. Gegen Gin und Bärte habe ich eigentlich nichts, aber die Crowdfunding-Epidemie geht mir langsam, aber sicher auf den Keks. Egal ob absurde Spirituose, x-te Alternativ-Limo oder Hauruck-Gastronomie – jeder Hanswurst versucht heutzutage, sein völlig unausgereiftes Hirngespinst über eine Crowdfunding-Initiative anzuschieben. Anstatt einfach nochmal eine Stunde drüber zu schlafen, wird sofort die Crowd belästigt. Aber wer ist das eigentlich, die Crowd? Die Kumpels, die im Zweifel nicht „nein“ sagen können und ein paar symbolische Euros zusammenkratzen? Die unbekannten Sympathisanten, die sich fünf Minuten später dann doch spontan für etwas anderes begeistern? Oder gar Menschen mit Geld, nennen wir sie Investoren? Die jedoch hätten, wenn sie sich für die Idee begeistern können, wohl eher Interesse an einem Crowdinvest, also an einer Art Beteiligung oder vergüteter Rückzahlung. Um solche Unterstützer zu finden, braucht es dann aber doch etwas mehr als einen Gin & Tonic und eine nächtliche Schnapsidee.
Benjamin Brouër
stv. Chefredakteur
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