Wurzelpeter
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Interview: DIE MACHER VON WURZELPETER IM GESPRÄCH

Das Stammtischgespräch

Wie der Wein zum WURZELPETER kam, warum er neuerdings „berlinert“ und wie komplex die Herstellung von Kräuterlikören eigentlich ist.

 

In einer Lichtenberger Kneipe, am Stammtisch in der Ecke, abends um 19.30 Uhr. Die ersten Gäste sitzen an der Theke, es ist überschaubar gefüllt, im Hintergrund läuft Gitarrenmusik, etwas schrammelig, handgemacht. Das Licht ist schummrig. Im Gespräch mit Patrick F. W. Langguth (CEO Franz Wilhelm Langguth Erben GmbH & Co. KG), Olaf Grund (GF Marketing/Vertrieb Berliner Bärensiegel) und Iris Hirsch (Leitung Produktion).

Meine Dame, meine Herren. Schön, dass Sie alle heute hier mit mir am Stammtisch sitzen. Ich freue mich auf unser Gespräch in dieser typischen Berliner Eckkneipe, das sich rund um den Kräuterlikör WURZELPETER drehen wird. Der erste Gedanke, der mir als Vorbereitung zu diesem Gespräch durch den Kopf schoss war:

Wie kam es eigentlich, Herr Langguth, dass Ihr Großvater als Weinkenner im Jahre 1990 die Berliner BärenSiegel Gmbh kaufte – und damit auch den Berliner Kräuterlikör WURZELPETER?

Patrick Langguth:  Wie Sie ja wissen, steht unsere Familie in großer Tradition zum Wein. Ich selbst verkörpere ja mittlerweile die siebte Generation und möchte unsere Erfolgsgeschichte in diesem Segment weiterführen. Im Jahre 1789 gründete Franz Wilhelm Langguth seine Weinhandelsfirma, die heutige Franz Wilhelm Langguth Erben GmbH & Co. KG. Seitdem gehören Qualität, Offenheit, Mut und Neugierde zu unseren gelebten Werten. Und diese Eigenschaften besaß natürlich auch mein Großvater. So verwundert es nicht, dass er damals nach der Wende den beliebtesten Kräuterlikör der ehemaligen DDR erwarb und damit unser Produktportfolio um eine ganz neue Kategorie erweiterte.

War Ihr Großvater etwa heimlicher Spirituosenliebhaber? Also eine versteckte Leidenschaft – da ja quasi das „Weingeschäft im Blut lag“?

Patrick Langguth:  Mit Sicherheit trank er gern mal einen WURZELPETER. Allerdings musste er dies auch nicht heimlich tun.  (schmunzelt). Wir Langguths haben tatsächlich eine besondere Liebe zum Wein; ja, ich möchte sagen, auch eine generelle Vorliebe für Genuss. Und da schmeckt dann ein eiskalter WURZELPETER nach Anlass und Stimmung eben auch ganz hervorragend. Zumal es ja auch eine indirekte Verbindung zwischen den Kategorien Wein und Kräuterlikör gibt. Auch wenn diese nicht so offensichtlich ist.

Wie meinen Sie das? Schnaps und Wein gehören zusammen? War da nicht eher was mit Bier?

Patrick Langguth (lacht): Um Gotteswillen, nicht als klassisches Herrengedeck! Nein. Ich beziehe mich eher auf Herstellungsverfahren. Die Produktion von Wein – angefangen vom Anbau bis hin zur Lagerung – ist ein ganz besonderes Handwerk, mit viel Tradition und heutzutage auch mit einer Menge Innovation. Und diese Kunst der Herstellung ist auch auf unseren Kräuterlikör WURZELPETER zu übertragen. Die Veredelung des Alkohols mit Kräutern ist ebenfalls sehr komplex und es müssen viele sichere Schritte bis zum gewünschten Ergebnis getan werden. Aber zu diesen Themen kann unsere Frau vom Fach – Iris Hirsch – bestimmt noch viel mehr sagen. Sie ist bei der Berliner BärenSiegel GmbH verantwortlich für die Herstellung des WURZELPETERS.

Frau Iris Hirsch: Sie sind von Hause aus Diplom-Ingenieurin in der Fachrichtung Technologie Gärungs- und Getränkeindustrie. Und Sie sind seit 35 Jahren bei der Berliner Bärensiegel GmbH für die Produktion des Kräuterlikörs WURZELPETERS zuständig. Können Sie zu Herrn Langguths Aussage was ergänzen?

Iris Hirsch (nickt bestärkend): Auf jeden Fall. Wenn Sie möchten, können wir hier bis morgen früh zusammen sitzen – und ich bin immer noch nicht fertig.

Nein, im Ernst: die Herstellung von Kräuterlikören ist – wie die von Weinen – eine hohe Kunst. Als wir uns in den vergangenen Monaten intensiv mit unserem WURZELPETER auseinandergesetzt haben, sind wir wieder daran erinnert worden.

Was waren die Herausforderungen, als Sie sich wieder der ursprünglichen Berliner Original-Rezeptur genähert haben?

Iris Hirsch: Generell sind ja die geschmacksgebenden Hauptinhaltsstoffe eines Kräuterliköres Alkohol, Auszüge und Destillate aus Pflanzenbestandteilen sowie Wurzeln, Kräuter, Früchten und Blüten, sowie Zucker. Das klingt zunächst recht einfach. Doch jeder dieser Bausteine muss von hoher Qualität sein, damit das Endprodukt stimmt. Und entscheidend ist auch der Herstellungsprozess. Beim Zusammenfügen der verschiedenen Rohstoffe, kann es zu Schwierigkeiten kommen. Da wir bei WURZELPETER mit Naturstoffen arbeiten und diese bei verschiedenen Alkoholkonzentrationen unterschiedlich regieren können, ist die Gefahr groß, dass vor allem Stabilitätsprobleme entstehen. Wir haben uns allerdings im Fokus auf die geschmackliche Veredelung konzentriert. Durch das Hinzufügen weiterer Geschmackskomponenten und der gleichzeitigen Erhöhung des Alkoholgehaltes von 30 Prozent auf 40 Prozent haben wir einen veredelten WURZELPETER kreiert, der den Geschmack von heute trifft.

Das heißt, der neue „alte“ WURZELPETER ist jetzt aufgrund des erhöhten Alkoholgehaltes schärfer als vorher?

Iris Hirsch: Nein. Wir haben bei der Veredelung unseres WURZELPETERS auf eine abgerundete Kräuter-Citrus-Note gesetzt, die in der Wahrnehmung auf der Zunge die Schärfe des höheren Alkoholgehaltes deutlich entkräftet. Das Zusammenspiel von Auszügen und Destillaten aus Nelken, Kalmuswurzel, Anis, Pomeranze und Kardamom, abgerundet mit Nuancen anderer Pflanzenauszüge ergibt das harmonische Bild des neuen WURZELPETER Geschmacks. Dabei wurde die bestehende Rezeptur weiterentwickelt und neue Auszüge hinzugefügt, um diesen ausgewogenen Kräutergeschmack mit einer leichten Citrus Note zu erreichen.

Das klingt aber nach deutlich mehr Veränderungen als einfach „Zurück zum Originalrezept“?

Iris Hirsch (lächelt):  Das Komplexe ist letztendlich das Handwerk. Um von der bestehenden Rezeptur mit 30 Prozent Alkohol diesen hochwertigen 40 prozentigen WURZELPETER zu entwickeln, war es ein langer Weg. Die bestehenden Komponenten haben wir in ihrer Zusammensetzung geändert, einige haben wir ausgetauscht und neue hinzugefügt. Das klingt einfach, aber beinhaltet eine sehr lange Testphase. Immer wieder haben wir den Geruch, den Geschmack und die Stabilität getestet, um diesen ausgewogenen Kräutergeschmack zu erreichen.

In diesem Moment bringt ein tätowierter Mittzwanziger ein Tablett mit WURZELPETER-SHOTS. Die Gläser sind leicht beschlagen.

Patrick Langguth (hebt den ersten Shot, blinzelt Frau Iris Hirsch zu): Wir sollten an dieser Stelle einfach mal testen, ob die Beschreibungen von Iris stimmen. Prost!

Iris Hirsch (stößt mit an, lächelt):  Prost! Hoffentlich ist er nicht zu kalt. Dann schmeckt man viel weniger von seinem harmonischen Geschmack. Wobei er sogar bei Zimmertemperatur oder auf Eis zu genießen ist.

Olaf Grund ( hebt auch sein Glas, setzt zum Spruch an) : Und als Neu-Berliner möchte ich mit einem typisch Berliner Trinkspruch sagen: Ick sitze da und esse Klops, uff eemal kloopts, ick warte, staune, wundre mir, uff eemal jeht sie uff, die Tür, nanu denk ick, ick denk nanu! Jetzt is sie uff, erst war sie zu. Ick jehe raus und kieke - und wer steht draußen? - Icke. Prost!

Alle lachen. Die Shots sind schnell getrunken. Der Geschmack gelungen, rund, weich, milde Schärfe, sehr frisch. Muntere Gesichter.

Herr Grund, Sie „berlinern“? Was sagen Sie denn als Verantwortlicher für Marketing und Vertrieb zum neuen Produkt? Meinen Sie, dass Sie mit dem veredelten WURZELEPTER den Zeitgeist treffen?

Olaf Grund: Wenn ich vorher lange übe, kann ich auch „berlinern“, obwohl ich nicht hier geboren bin. Aber Berlin macht es jedem leicht, sich hier schnell einzuleben. Sie wissen ja: hart, aber herzlich (zwinkert). Die Berliner Schnauze, der Humor, die Suche nach Authentizität und dem Außergewöhnlichen, das macht diesen Ort schon besonders. Und außerdem ist Berlin die Heimat unseres WURZELPETERS. Und ja, ich bin davon überzeugt, dass wir mit unserem neuen Produkt und der neuen Positionierung unsere Hausaufgaben gemacht haben. Wir möchten ein „Original Berliner Kräuterlikör“ für jedermann sein, der gern unkonventionell das Leben feiert – im Großen wie im Kleinen.

Setzen Sie daher auch in der Kommunikation auf Berlinerisch und stellen die Heimat des Likörs in den Vordergrund?

Olaf Grund: Ja, unter anderem. Es geht jedoch um mehr. Die Marke WURZELPETER ist ja ein Berliner Original, 1935 von Paul Pöschke, einem gebürtigen Berliner, auf den Markt gebracht. Pöschke war ein umtriebiger Geschäftsmann, hatte gute Kontakte, macht erste Radrennen als Sponsor nach dem Krieg möglich und kämpfte mit viel Ideen und wenig Geld  um seine Existenz. Und dieser alte Pionier-Geist ist auch Teil unserer neuen Marketing-Strategie, genauso wie der Bezug zu Berlin. Zumal sich diese Eigenschaften auch in der Geschichte der aktuellen Besitzer widerspiegelt.

Patrick Langguth (lächelt und wirft ein): Ja klar, das musst Du jetzt auch sagen, Olaf.

Olaf Grund (erzählt begeistert): Naja, vielleicht ein bisschen (lächelt auch). Aber es ist doch eigentlich nur  konsequent, dass sich gewisse Merkmale auch in Eurer Unternehmensgeschichte finden. Sonst hättet ihr Euch wahrscheinlich auch gar nicht für die Marke interessiert. Und das macht ja auch den Markenkern von WURZELPETER aus. Ein Geist, eine Marke. Das ist der rote Faden, das ist authentisch.

Patrick Langguth (nickt): Ja, da ist schon etwas dran. Und auch ich bin davon überzeugt, dass wir mit dem neuen Produkt und dem starken Bezug zu Berlin in der Kommunikation erfolgreich zurück zu den WURZELPETER-Wurzeln gehen. Und natürlich auch viele Menschen außerhalb Berlins und Deutschlands für unseren Geschmack und das unkonventionelle Lebensgefühl unser Marke begeistern. 

fizzz 04/2024

Themen der Ausgabe

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Juliane Winkler, die Restaurantleiterin des „Nobelhart & Schmutzig“ in Berlin liebt ihren Beruf. Und setzt sich mit
#proudtokellner dafür ein, dass er mehr Wertschätzung erhält.

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