Themen der Ausgabe
Ein befreundeter Winzer sagte neulich zu mir: „Mein Opa hat immer gesagt, Junge, in der Krise wird mehr getrunken …“ Recht hat er. Und das lässt sich sogar mit Zahlen untermauern. Im vergangenen Weinwirtschaftsjahr, das von August 2019 bis Ende Juli 2020 gerechnet wird, haben wir in Deutschland durchschnittlich 0,6 Liter mehr Wein pro Person konsumiert als im Vorjahreszeitraum. Das belegt die aktuelle Weinkonsumbilanz, die jedes Jahr im Auftrag des Deutschen Weininstituts durch den Deutschen Weinbauverband erstellt wird. Pro Kopf trinken wir nun also 20,7 Liter Wein im Jahr. Geht ja noch. Zum Feiern war den Deutschen indes weniger zumute, und so sank der Sektkonsum leicht um 0,1 Liter auf 3,2 Liter pro Person und Jahr. Zusammen gerechnet hat jeder Bundesbürger 23,9 Liter Wein oder Sekt getrunken. Laut OIV, der Internationalen Organisation für Rebe und Wein, steht Deutschland damit an vierter Stelle der Verbrauchermärkte weltweit. Vor uns liegen die USA, Frankreich und Italien. Durch die coronabedingt geschlossene Gastronomie wurden schon während des ersten Lockdowns verstärkt Weine im Handel eingekauft. Vor allem der Online-Handel boomt. Viele Betriebe haben auf die aktuelle Situation reagiert und neue Webshops eingerichtet. Überhaupt ist für uns Konsumenten und Weinliebhaber der Laptop derzeit unser wichtigster Verbündeter, er ist das Tor in die virtuelle Welt. Wir treffen online unsere Familie, Freunde, Kollegen, Geschäftspartner ... Wir kaufen ein, machen virtuelle Weinproben. Oder spielen am Wochenende auch mal eine Partie Schach mit Freunden aus anderen Haushalten. Not macht erfinderisch. Doch trotz aller Möglichkeiten zum digitalen Netzwerken, möchten wir doch alle nur eins: den persönlichen Kontakt. Gastgeber möchten wieder Gastgeber sein, Freunde möchten wieder ohne Sorge Freunde treffen. Und Wein lässt sich sowieso besser in Gesellschaft genießen. Blicken wir also nach vorn und freuen uns auf eine Zeit nach der Pandemie.
Ilka Lindemann, Chefredakteurin
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