
Themen der Ausgabe
In den vergangenen Jahren hatten die Rebsorten Grauburgunder, Weißburgunder und Chardonnay die größten Flächenzuwächse in den deutschen Weinanbaugebieten. Im weltweiten Vergleich stehen die deutschen Erzeuger nun im Anbau von Riesling und Weißburgunder an erster Stelle und was den Grauburgunder betrifft auf Platz zwei hinter Italien. Auch der Weltbürger Chardonnay verzeichnet ein jährliches Wachstum auf deutschen Böden. Wussten Sie, dass Weißburgunder eine Mutation des Grauburgunders ist und der wiederum aus einer Mutation des Spätburgunders hervorgegangen ist? Die roten Bäckchen, die die Beeren des Grauburgunders im Reifeverlauf entwickeln, zeugen noch davon. Und somit auch die tiefere Farbe der Weine. Der Spätburgunder selbst ist eine der ältesten Rebsorten der Welt. Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde die Sorte im 14. Jahrhundert im Burgund, von wo aus sie ihren Siegeszug in die Weinwelt antrat. Auch Chardonnay stammt mit größter Wahrscheinlichkeit aus dem französischen Burgund und hat sich heute zu einem Kosmopoliten entwickelt, der fast überall auf der Welt zu Hause ist. Was viele nicht wissen, ist, dass Auxerrois nicht mit dem Chardonnay verwandt ist, sondern im Ursprung eine eigenständige Rebsorte ist. Ebenfalls aus dem Ursprungsland Frankreich, aber eher aus dem Südwesten stammend. Fakt ist, dass diese Rebsorten zur Burgunderfamilie gehören und eine Vielzahl an Spielarten hervorbringen. Wir haben – auf der Suche nach geschmacklicher Vielfalt – einen neuen Wettbewerb ins Leben gerufen und haben die weiße Pinot-Familie unter die Lupe genommen. So bietet »Meiningers Deutscher Pinot-Preis eine gute Gelegenheit, sich einen Überblick über die weiße Burgunder-Familie zu verschaffen. Neben Weiß- und Grauburgunder haben wir auch Weine aus den Sorten Chardonnay und Auxerrois zugelassen, sowie Blanc de Noirs aus Spätburgunder. Auf Anhieb wurden über 500 Weine zu diesem Wettbewerb angemeldet, die von einem Expertenteam verkostet wurden. Wir haben Weine mit tollem Aromenspiel und Tiefe entdeckt, Weine, die ihren Sortencharakter exzellent widerspiegeln, aber wir haben auch festgestellt, dass man statt übergeordneter Rebsortenstilistik oft auch ihre Herkunft und die Handschrift des Winzers ausmachen konnte. Winzer, die alles auf naturnahes Arbeiten im Weinberg und minimalistische Eingriffe während der Reifephase im Keller setzen. So haben wir vom unkomplizierten Speisebegleiter bis zum edlen, lagerfähigen Tropfen alles gefunden und Sie können zwischen Individualität und Mainstream wählen. Ab Seite 72 in Ausgabe 2/22 von MEININGERS WEINWELT (ab 12.1.22) stellen wir Ihnen unsere Top-100 vor.
Ilka Lindemann, Chefredakteurin, [email protected]