
Themen der Ausgabe
Ganz weit weg oder doch lieber so nah wie möglich reisen – das ist die Frage, die sich viele Urlauber derzeit stellen. Die Sicherheit steht an oberster Stelle. Doch das Entdecken und Reisen ist ein elementares Bedürfnis, daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Die Tourismusbranche ist aktiv wie nie, um mit den neuen Herausforderungen umzugehen: Angebote werden überarbeitet, Destinationen neu gedacht.
Ich freue mich über die neu erlangte Freiheit und reise noch bewusster als vorher. Weiß es zu schätzen, endlich wieder persönlich mit Winzern auf der anderen Erdhalbkugel zu sprechen, die Weinlandschaft zu genießen und die Weine dort zu verkosten, wo sie wachsen. Meine erste Fernreise seit zwei Jahren führte mich nach Südafrika, das seit Oktober nicht mehr als Risikogebiet eingestuft ist und wo entsprechend die Einreise wieder unkompliziert möglich ist. Die PCR-Tests im Vorfeld der Flüge und die unzähligen Kontrollen an den Flughäfen sind zwar etwas nervig, vermitteln aber durchaus ein gutes Gefühl.
Ist man erst mal angekommen, nimmt einen das faszinierende Land sofort gefangen. Südafrika ist eines der schönsten Weinländer der Welt. Mit kosmopolitischem Lifestyle in den Städten, atemberaubender Landschaft und fantastischem Oenotourismus. Die Winzer vermissen Besucher auf ihren Weingütern und können es kaum erwarten, wieder Gäste zu empfangen.
Südafrika hat es während der Pandemie noch härter getroffen als andere Weinländer. Mancher berichtet, es seien wohl die einschneidendsten Zeiten seit dem Ende der Apartheid im Jahr 1994 gewesen. Die Regierung beschloss neben dem Lockdown zeitweise ein Verkaufsverbot alkoholischer Getränke und begründete dies mit gesundheitlichen Warnungen. Das Gesundheitssystem sollte während der Pandemie von durch Alkohol verursachten Unfällen und Krankheiten verschont bleiben. Zudem wurde zeitweise der Transport von Alkohol im Land untersagt, um Überfälle zu vermeiden. Auch wurde der Export von Weinen ins Ausland im Frühjahr 2020 gänzlich gestoppt, was zusätzlich noch zu Chaos auf den Exportmärkten führte. Die Verkaufsverbote über 14 Wochen hinweg sorgten für Übermengen in den Kellern und die ausbleibenden Einnahmen belasten manchen Erzeuger sehr. Südafrikas Weinbauverband rechnet damit, dass sich die Zahl der Weinbaubetriebe reduzieren wird und innerhalb dieses und des nächsten Jahres bis zu 80 Betriebe ihre Türen schließen müssen. Doch es wären nicht die Südafrikaner, würden sie nicht positiv denken und mit Zuversicht in die Zukunft schauen. Holen Sie sich ein Stück der Südafrikanischen Mentalität nach Hause und lesen Sie die Geschichte über das Nederburg Wine Estate ab Seite 34 in dieser Ausgabe von MEININGERS WEINWELT. Sie werden mit Sicherheit Lust bekommen, dorthin zu reisen.
Ilka Lindemann, Chefredakteurin, [email protected]