
Themen der Ausgabe
Darf man in diesen Zeiten über Weingenuss schreiben? Ja, auf jeden Fall! Wein verbindet die Menschen schließlich über alle Grenzen hinweg und spricht international dieselbe Sprache. Wein lässt die Sinne vibrieren und sorgt gleichermaßen für Harmonie. Solche Erlebnisse brauchen wir, gerade jetzt!
Deshalb haben wir in dieser Ausgabe für Sie wieder ein Paket mit ganz besonderen Entdeckungen geschnürt. Ein Thema liegt mir dabei besonders am Herzen: das Thema Landwein. Die Kategorie, in der sich derzeit mit Sicherheit die spannendsten Schätze aufspüren lassen. Viele Weinliebhaber verbinden diese Klassifizierung eher mit Frankreich, wo die Vin de Pays fest in den Köpfen verankert sind. Bei uns bezeichnet Landwein zunächst mal die zweitniedrigste Qualitätsstufe – über dem Tafelwein und unter dem Qualitätswein. Seit 2009 werden Landweine mit der Angabe „geschützte geografische Angabe“ (g. g. A.) gekennzeichnet und sind somit herkunftsbeschränkt. Mindestens 85 Prozent der Trauben müssen also aus der definierten Region stammen. So viel zu den Rahmenbedingungen.
Da viele individuell und handwerklich arbeitende Winzer gezwungen sind, ihre Qualitätsweine als Landweine zu klassifizieren, wenn sie zum Beispiel von der Weinkontrolle als nicht verkehrsfähig eingestuft werden, findet man unter den Landweinen echte Perlen. Lange war das Erlangen der AP-Nummer erstes Gebot, doch inzwischen entscheiden sich viele Winzer direkt gegen die amtliche Legitimation. Und freuen sich über die neue Freiheit beim Weinmachen.
Als wir zu unserem Landwein-Tasting aufriefen, rechneten wir mit etwa 100 Einsendungen, doch unsere Erwartungen wurden weit übertroffen. Über 250 Weine wurden uns geschickt. Die Verkostung bietet somit den bislang größten Einblick in die hiesige Landwein-Szene. Und die Erkenntnis daraus ist erleuchtend: Herkunft im Wein funktioniert auch in dieser Qualitätsstufe hervorragend! Lesen Sie den kritischen Bericht ab Seite 12 und finden Sie Ihre persönlichen Wein-Favoriten ab Seite 74 von MEININGERS WEINWELT 04/2022. Sie werden sie lieben!
Ilka Lindemann, Chefredakteurin [email protected]