Ausgabe 04/2017

Charakter zuerst

Zugegeben: Die Ausgabe, die Sie vor sich haben, ist ziemlich umfangreich. Aber bitte nicht entmutigen lassen: Ihnen bleibt auch reichlich Zeit, sich diese geballte Ladung an redaktionellem Input häppchenweise zu Gemüte zu führen. Schließlich erscheint die Ausgabe 1/2018 erst Ende Februar. Sie erwarten 156 Seiten fundiert recherchierte Informationen, möglichst unterhaltsam verpackt. Diesem Motto bleiben wir treu. 

Sollten Sie kurzfristig darüber nachdenken, Ihr Weinangebot zum Jahresende um den einen oder anderen deutschen oder österreichischen Spitzenwein zu ergänzen, darf ich Ihnen empfehlen, mit der Lektüre unserer Resümees zu den großen Herbstverkostungen zu beginnen: Allen voran die Großen Gewächse der VDP.Prädikatsweingüter. Wir sind begeistert, wie sich immer deutlicher sehr unterschiedliche Handschriften entwickeln. Das macht das Bepunkten der Weine gleichzeitig mehr und mehr zur Geschmackssache. Darum ist es uns wichtig, Ihnen zu garantieren, dass jeder Wein, der mit einer Punktzahl veröffentlicht wird, von der Redaktion
verkostet wurde. Sie müssen unseren Geschmack natürlich nicht teilen, aber
nur so ist es möglich, Ihnen tatsächlich eine echte Orientierung zu geben. Bei
meiningers sommelier gilt die Regel: Charakter, Handschrift, Terroirausdruck zuerst. Und ebenso: mineralische und phenolische Textur und Struktur vor vergänglichem, weil kurzlebigem Fruchtausdruck.

Wie immer ist die vierte Ausgabe des Jahres schwerpunktmäßig den österreichischen Weinen gewidmet. Für die Verkostung der Grünen Veltliner und Rieslinge aus Ersten Lagen gilt im Grunde das Gleiche, wie für die GGs in Deutschland. Hochspannend zu verfolgen, wie sich in beiden Ländern parallel die Handschriften weiterentwickeln. Mit dem Wiener Gemischten Satz, dem Vergleich unterschiedlicher Terroir­typen der Wachau oder den Weißweinen vom Leithagebirge zeigen wir, wie es Österreichs Winzern gelingt, der Herkunft sensorisch Ausdruck zu verleihen.

Auch für Mathieu Müller reizvoll genug, um dem Weinland Österreich im Sommer für zwei Monate die Tanica-Weinkarte zu widmen. Alle zwei Monate eine komplett neue Weinkarte. Das lockt Neugierige immer wieder ins Tanica. Man könnte ja etwas Spannendes verpassen. Und die Sorge ist berechtigt, wie Christoph Nicklas berichtet. Ein ebenso durchdachtes wie mutiges Konzept. Möglicherweise inspirierend für alle, die das Jahresende nutzen möchten, um in Ruhe Zukunftspläne zu schmieden.