Getränketafel im "Rotkehlchen", Münster
Getränketafel im "Rotkehlchen", Münster

Rotkehlchen, Münster

Tag- und nachtaktiv, auffällig gefärbt, ausgesprochen gut gelaunt und lebenslustig: Tatsächlich steht das „Rotkehlchen – Wohnraum mit Küche & Bar“ seinem gefiederten Namenspaten in nichts nach. Mitten in der Stadt, allerdings etwas abseits der hoch frequentierten Lauflagen, hat es sich im Mai 2012 in Münster eingenistet.

Zugegeben, mit gerade mal 30 Plätzen eine eher überschaubare Brutstätte für ein ambitioniertes Konzept, aber allemal ein hübscher Auftritt Marke Eigenbau: Landhausstil und Shabby-Charme gepimpt mit ausgesuchten Designerstücken wie den Glühbirnenleuchten, die am pinken Kabelfaden hängen. Für Marie Weigand und Nicklas Rausch ist das „Rotkehlchen“ der erste eigene Betrieb – und das erste berufliche Gemeinschaftsprojekt als Paar. „Ein Herzblutort, der uns erlaubt, so zu sein, wie wir sind“, so Rausch.

Der 32-jährige Hesse hat sich seine Sporen am Herd u.a. im Cateringunternehmen von Stefan Marquard verdient. Weigand ist Mixologin – selbst bezeichnet sie sich lieber als „Getränkeköchin“ – mit großem Faible für Essenzen aus heimischen Früchten und Kräutern. Zusammen machen sie sich stark für saisonalen und regionalen Genuss, bodenständig und experimentell zugleich, auf dem Teller wie im Glas. Ihr Ansatz: kreative Aromenverbandelung mit ganz viel Bauch- und Fingerspitzengefühl statt Foodpairing-Tree. So sollen nicht Wein oder Bier, sondern in erster Linie selbst komponierte Cocktails den Kabeljau, die Kalbsleber, Hirsch oder Miesmuscheln geschmackvoll begleiten.

„Durchaus gewagt in einer Stadt wie Münster, die nicht gerade als Leuchtturm der Barkultur gilt“, räumen die beiden ein. Und doch scheint zu gelingen, was zunächst überaus skeptisch beäugt wurde. Die Gästeschar ist mittags wie abends bunt gemischt, reicht vom Studenten bis zur pensionierten Studienrätin. „Tatsächlich lassen sich weit mehr Gäste auf einen Cocktail als Begleitservice ein als gedacht“, so Weigand. Kein Wunder, allein die Namen der Aromabomben wie „Holler-die-Waldfee“, „Where is my blood, Mary?“ oder „Aprikose in der Hose“ machen neugierig.

Text: Heike Hucht
Fotos: Daniel Witte

Münster

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fizzz 04/2024

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