Pro Landwein, contra ProWein

Ein gutes Weinjahr mit geradezu perfekten Lesebedingungen und Top-Traubenqualität. Das ist das positive Fazit der Online-Pressekonferenz der Pfalzwein vom 25.11.2020. Die Negativ-Bilanz: natürlich die Corona-Herausforderungen. »Zwar haben viele Winzer sehr schnell reagiert und Online-Formate entwickelt«, so Boris Kranz, Vorsitzender der Pfalzwein. Er ergänzt: »Sicher haben gerade die Betriebe, die dem LEH zuliefern, in diesem Jahr ein gutes Absatzergebnis realisiert. Viele andere Kollegen leiden unter dem Wegfall der Gastronomie und vor allem auch unter dem Wegfall des Pfälzer Herzschlages, den Weinfesten. Das lässt sich auch nicht voll über intensivierten ›ab Hof Verkauf‹ und Online-Aktivitäten auffangen.«

Die Erntemenge liegt nach ersten Schätzungen bei etwa 2,3 Mill. Hektoliter und damit knapp über dem 10-Jahres-Mittel von 2,17 Mill. Hektoliter. Mit Sorge betrachtet man die Preisentwicklung: »Die Weine werden gut nachgefragt, leider jedoch auf niedrigem Preisniveau, insbesondere im LEH«, so Weinbaupräsident Reinhold Hörner. »Unsere Hoffnung ist, dass die Leute erst ins Pfälzer Regal greifen.« Diese Hoffnung knüpft sich auch an eine mögliche g.g.A. Rhein: So sieht man mit der Landweinkategorie eine klarere Marktspaltung. »Wir müssen das Thema stärker besetzen und eine Strategie entwickeln, Wein anders zu positionieren und am Markt zu platzieren«, bekräftigt Kranz die Landwein-Bestrebungen. Die Gründung einer Schutzgemeinschaft sei festes Ziel, auch wenn, auch darüber ist man sich im Klaren, längst nicht alle Marktteilnehmer diese Einschätzung teilten.

Eine klare Absage gibt es zum Thema ProWein. Die Pfalzwein wird, wie auch andere Gebietsweinwerbungen, nicht an der Messe teilnehmen. Aus Branchenkreisen ist zu hören, dass eine Stornierung kostenfrei möglich sei. Dass die Messe überhaupt stattfinden kann, betrachtet man hier mit viel Skepsis.

Eine jüngere Zielgruppe anzusprechen ist die klare Stoßrichtung in Sachen Marketing. So hat die Pfalzwein durch Corona bereits in diesem Jahr viel ins Internet verlagert und etwa mit dem Sommelier Toni Askitis verschiedene Online-Tastings mit Pfälzer Winzern umgesetzt, die insbesondere jüngere Weinkonsumenten ansprechen sollten. Auch im nächsten Jahr soll mit YouTube-Videos und Social-Media-Content die »Mikro-Zielgruppe« der 25–30-Jährigen in den Fokus gerückt werden, so Pfalzwein-Geschäftsführer Joseph Greilinger.

Mit einer Mischung aus Hoffnung und Optimismus wird in die Zukunft geblickt: »Nächstes Jahr geht‘s wieder rund«, wünscht sich Weinbaupräsident Hörner zum Abschluss. aw

Ausgabe 8/2024

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Württemberg

Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

Christof Queisser

Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm im Interview.

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Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.