MEININGERs WEINWELT (04/2011): Cabernet Sauvignon aus Kalifornien

nbsp;

Es war sicherlich nicht die umfangreichste Probe dieses Heftes, aber auf jeden Fall eine lehrreiche und ausgesprochen spannende. Man geht ja immer automatisch mit bestimmten Erwartungen in eine Verkostung. Bei Riesling aus dem Jahrgang 2010 wird man es ohne jeden Zweifel mit viel Säure zu tun haben (und sicherlich mit grandiosen Weinen!), bei Sauvignon Blanc stellt sich die Nase automatisch auf grüne Paprika ein, bei einer Verkostung von Shiraz aus Australien darf man mit pfeffrigen Noten und Eukalyptus rechnen, außerdem mit viel Saft und Kraft. Letztere Attribute hatten wir eigentlich auch bei der Verkostung von Cabernet Sauvignon aus Kalifornien erwartet – und wurden eines Besseren belehrt. Natürlich gibt es sie, die Blockbuster, die aus der Flasche ins Glas tropfen und dann einen aromatischen Wirbelsturm entfachen. Aber diese Verkostungs-Giganten, gerne auch Show Reserve oder ähnlich genannt, weil sie mit ihrer Intensität zwar in Proben in die Nase springen und sich in die Geschmackspapillen einbrennen, zum genussvollen Trinken dann aber leider überhaupt nicht taugen, blieben uns glücklicherweise komplett erspart.
 
Statt dessen präsentierte sich Kalifornien enorm vielfältig beim Cabernet, mal würzig, mal fruchtbetont, mal filigran, mal athletisch. Das Niveau der Probe war generell hoch, Ausfälle gab es keine und den alten Vorwurf an Kalifornien und Übersee im allgemeinen, dass die Weine immer verholzt wären, konnten diese Weine souverän widerlegen. Bei den jungen Basisweinen, das war relativ auffallend, wird gerne ein bisschen mit Süße gespielt, vier bis sechs Gramm sind hier durchaus üblich. Da die Preise dann aber doch schon relativ hoch für den weinigen Gegenwert waren, haben wir uns auf die Spitze der Probe konzentriert. Und die sagt viel über eine Region, eine Rebsorte oder ein Land aus. Das Top-Segment bewies in diesem Fall eine ähnliche stilistische Vielfalt, wie man sie auch aus anderen Weinregionen kennt. Und wenngleich doch schon relativ hochpreisig, so doch sicherlich auch den aufgerufenen Preis wert, wie wir finden.
 
Die Ausstattung reicht von wunderschön modern bis hin zu 70er-Jahre-Chic oder an Bordeaux angelehnte Etiketten. Dass in der gleichen Flasche nicht immer automatisch auch der exakt gleiche Wein sein muss, bewies Robert Mondavis Twin Oaks Cabernet. Diesen hatten wir gleich zweimal in der Probe, einmal mit der Losnummer LW207100418:04 (84 Punkte), einmal mit Losnummer LW153100409:56, einmal “gut”, einmal “sehr gut”. Das aber nur am Rande. Mit Stag’s Leap sicherte sich ein anerkannter Star den Verkostungssieg, ein anderer Star (Francis Ford Coppola) zeigte, dass top Cabernet nicht immer nur aus dem Napa Valley kommt – wobei die Weine von dort dominierten und sechs der zehn ersten Plätze belegten. Mit unseren Empfehlungen können Sie sich auf Entdeckungstour nach Kalifornien begeben, wir wünschen viel Spaß dabei! Und schauen Sie sich bei den von uns empfohlenen Weingütern ruhig auch mal die anderen Weine des Sortiments an ...