Der BV GFGH setzt auf Dialog mit der EU Kommission. Die ReUse-Conference in Brüssel soll viele Unklarheiten beim jetzigen Entwurf der PPWR beseitigen. (Foto: BV GFGH)
Der BV GFGH setzt auf Dialog mit der EU Kommission. Die ReUse-Conference in Brüssel soll viele Unklarheiten beim jetzigen Entwurf der PPWR beseitigen. (Foto: BV GFGH)

BV GFGH sieht erheblichen Korrekturbedarf beim PPWR-Entwurf

Die Vorgaben der „Packaging and Packaging Waste Regulation“ (PPWR) in ihrem jetzt vorliegenden Entwurf würden das Aus für das deutsche und alle anderen bestehenden europäischen Mehrwegsysteme bedeuten, fürchtet der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels (BV GFGH) in einem Statement. Der Verband hofft nun auf eine Klarstellung bei der ReUse Conference in Brüssel.

Nachdem die Verbände der Getränkewirtschaft in einem gemeinsamen Brief an die EU Kommission sowie der Deutsche Brauer-Bund ihren Unmut über den Entwurf zu PPWR kundgetan haben, verdeutlicht nun der BV GFGH diesen nochmals in einer eigenen schriftlich Verlautbarung. Darin setzt der Verband vor allem auf die am kommenden Freitag in Brüssel stattfindende ReUse Conference, die von der Deutschen Umwelthilfe (DUH), der European Association of Beverage Wholesalers (CEGROBB), den Privaten Brauereien Deutschland und der  Platform Reloop: "Es hat für uns oberste Priorität, das deutsche Mehrwegsystem zu schützen und damit ein funktionierendes und vorbildliches System aufrecht zu erhalten, das ein Paradebeispiel für Effizienz und Nachhaltigkeit ist“, sagt Dirk Reinsberg, geschäftsführender Vorstand des BV GFGH. Entsprechend wichtig seien die Gespräche in Brüssel für die Getränkewirtschaft. 

>> Lesen Sie hier: Deutsches Mehrwegsystem in Gefahr

Deutscher Getränkewirtschaft findet PPWR-Entwurf der EU ungenügend

Zwar werde von der Europäischen Kommission betont, dass bestehende
erfolgreiche Wiederverwendungssysteme – wie zum Beispiel für Getränkeflaschen
in Deutschland – anerkannt würden. „Das ist elementar wichtig für uns!“, so Reinsberg. Doch dem BV GFGH und weiteren deutschen Verbänden der Getränkewirtschaft geht dieses Bekenntnis noch nicht weit genug. Der PPWR-Entwurf würde nach wie vor zahlreiche Positionen
zu ungenau und deutlich zu Lasten des deutschen Mehrwegsystems führen, heißt es in der Verlautbarung des BV GFGH. Man stelle den Entwurf für das PPWR keinesfalls in Gänze in Frage – immerhin beinhalte er sehr wichtige Ansätze zum Aufbau eines Mehrwegsystems für die europäischen Länder, in denen es bisher gar kein Mehrwegsystem gebe, so Reinsberg. Aber "wir fordern eine Anpassung des derzeitigen PPWR-Entwurfes.“

Neben der Anerkennung bestehender Mehrwegsysteme spielt Reinsberg damit unter anderem auf die Vorgabe an, Mehrwegverpackungen müssten mit einer dauerhaft angebrachten Kennzeichnung versehen werden. „Das ist für die in Deutschland im Umlauf befindlichen Mehrwegflaschen einfach in der Form nicht umsetzbar – und sie müssten vernichtet werden.“
Hier habe die Kommission zwar bereits verlauten lassen, dass das in Deutschland gängige
System mit ablösbaren Etiketten weiterhin zulässig sein werde. Der BV GFGH fordert
jedoch eine eindeutige Klarstellung im Gesetzestext, dass bestehende Mehrwegsysteme
(Mehrwegverpackungen) von dieser Regelung aktuell und zukünftig ausgeschlossen sind.

Auch in puncto Organisationsstruktur von Pfandsystemen steht Dirk Reinsberg den dahingehend geplanten Anforderungen der PPWR kritisch gegenüber. „Hier werden im Gesetzentwurf Vorgaben genannt, die zwar auf den ersten Blick hilfreich sein können. Auf den
zweiten Blick offenbaren sie aber an entscheidenden Punkten Nachteile für bestehende
Mehrwegsysteme.“ Der BV GFGH-Chef spielt damit auf die geforderte Einführung von sogenannten Governance-Strukturen für Pfandsysteme an, die das deutsche Getränke-Mehrwegsystem, welches heute einem sogenannten Handelsbrauch folgt, vor kaum lösbare Herausforderungen stellen würde. Letztendlich würde das System dadurch nicht gewinnen, das gewünschte Ziel, Abfall zu vermeiden, nicht schneller oder besser erreicht werden, sondern
stattdessen zu mehr Bürokratie und Kosten führen, ist der Verband sicher. //gz

GZ 08/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Mineral- und Tafelwasserverordnung

Der Entwurf des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Neufassung der Mineral- und Tafelwasserverordnung könnte zu Verwerfungen im gesamten Mineralwassermarkt führen. Verbände fordern daher dringend Nachbesserungen.

Aktuelles Interview: Jürgen Reichle, VDM

Jürgen Reichle, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Mineralbrunnen, sieht beim vorgelegten Entwurf für die Mineral- und Tafelwasserverodnung Verbesserungsbedarf in mehreren Punkten. Der nächste Schritt sei eine intensive Dialogphase mit Bund und Ländern.

Gastkommentar: Thomas Fischer, DUH

Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, hält die in der PPWR festgelegt Mehrwegquote von vorerst 10 Prozent für deutlich zu niedrig angesetzt. Ein erhoffter Rückenwind für Mehrweg werde so ausbleiben sagt er und fordert deshalb nationale Maßnahmen zum Mehrwegschutz.