Themen der Ausgabe
Der Aktionsverkauf der Selbsttests bei Aldi, Lidl & Co. erinnert ein wenig an das Motto in der Ikea-Werbung: „Wohnt ihr noch oder lebt ihr schon?“ Etwas abgewandelt könnte dieser nun beim Versuch des Staates, Antigen-Selbsttests für Schulen oder Kindergärten zu organisieren, lauten: „Organisiert ihr noch oder testet ihr schon?“
Dass Handelsunternehmen die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn für Anfang März zugesagten Antigen-Selbsttests längst verkaufen, während öffentliche Einrichtungen noch bis Mitte März darauf warten mussten, ist desillusionierend. Es zeigt erneut, dass der Staat nicht der bessere Unternehmer ist. Es demonstriert zudem deutlich, dass die Discounter (wieder mal) die Zeichen der Zeit exakter zu deuten wussten, als es der politische Betrieb mit seinen verkrusteten und behäbigen Strukturen jemals zu tun in der Lage ist.
Manchen mag es befremden, dass Discounter wie Aldi oder Lidl plötzlich OTC-Produkte (Over the Counter) wie die Antigen-Selbsttests zur Aktionsware deklariert haben. An der Seriosität der Artikel gibt es dennoch keinen Zweifel, nachdem das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte die Sonderzulassung dafür erteilt hat. Selbstverständlich spielt der verantwortliche Umgang der Anwender mit dem Testergebnis eine entscheidende Rolle. Ist es positiv, muss dieses dem Gesundheitsamt gemeldet werden.
Ist das der Fall, sind Selbsttests mehr als nur Frequenzbringer für Lebensmittel- und Getränkeeinzelhändler. Die personalisierten Zertifikate der Selbsttests erlauben den Getesteten – und wenn auch nur für Stunden – kleine Freiheiten wie beispielsweise ein Abendessen mit Freunden. Vielleicht bald sogar in der Gastronomie.
Pierre Pfeiffer
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