Text: Mia Bavandi
„Vodka pays the bill“, so lautet der allgemeine Tenor in der hiesigen wie internationalen Barszene über das ursprüngliche Destillat aus Getreide mit osteuropäischem Ursprung. In einem Gespräch mit Matthias Knorr, Inhaber und Geschäftsführer der Barschule München, erfährt man: „Über Gin spricht man, aber Vodka trinkt man“. Vodka haftet wahrlich nicht das beste Image an. Dennoch gilt er als einer der wichtigsten Protagonisten in der klassischen Drink-Welt. Denken wir nur an die derzeitige Popularität eines Espresso Martini.
Ob aus Getreide, Kartoffeln oder sogar aus Trauben ist Vodka stets ein unverzichtbarer Cocktail-Designer und hat seinen angestammten Platz hinter jedem Tresen. Gerade ist der Hype auch um Gin ein wenig leiser getreten. Vielleicht bahnt sich das klare Wässerchen mehr Raum in das Rampenlicht.
White Russian kann auch black
Cocktails in Filmen und Serien werden selbst oft zu Hauptdarstellern oder setzen trinkkulinarische Modetrends. Die Stars aus der US-amerikanischen Serie Sex and the City mögen bei ihrem Cosmopolitan - „Cosmo“ – auf Vodka-Basis bleiben, der durch diese serielle Inszenierung selbst auf das Starpodest gehievt worden ist. Im Geheimdienst ihrer Majestät gebührt dem Doppel-Null-Agenten James Bond natürlich sein viel gerühmter Vodka-Martini. Jeff Bridges alias „Dude“ in „The Big Lebowski” aber schwört auf diesen klassischen Vodka-Drink: White Russian. Der cremige Klassiker, der dem Dude schon nach dem Aufstehen in die Hände gleitet, ist dem Espresso Martini-Cocktail sehr ähnlich. Ihre gemeinsame Basis sind Vodka und Kahlúa. Während der Martini aber zudem nach Espresso verlangt, will der White Russian es aber bitte mit Sahne. Vielleicht ist er aufgrund dieser cremig-süßen Verheißung nicht everybody’s darling. Vodka-Genießer könnten es allerdings mit dem Vorgängermodell Black Russian versuchen, der ganz ohne Sahne auskommt. Oder vielleicht doch mit einem White Canadian, der auf Ziegenmilch setzt?
White Russian
- 4 cl Vodka
- 3-4 cl Kaffeelikör
- 2-3 cl leicht angeschlagene Sahne
Den ansehnlichen Schichteffekt erhält man nur mit richtiger Sahne, dennoch existieren natürlich auch Versionen, die auf weniger fetthaltige Milch oder - wie beim „Dude“ - „half and half“ setzen.
Pick me up, Bloody Mary!
Der Grund, warum viele Menschen im Flugzeug nach Tomatensaft gieren, hängt mit der veränderten Wahrnehmung der Geschmacksnerven zusammen. Der Grund für das Zwitschern eines Bloody Mary-Cocktails liegt tradierter Weise oft an einem Hangover. Mit einer Bloody Mary wird das Wachmacher-Getränk schlechthin assoziiert. Dem bekannten und beliebten Klassiker aus Tomatensaft oder Tomatensuppe mit Vodka, würzigen Saucen wie Tabasco und Stangensellerie wird belebende Wirkung am Morgen danach nachgesagt. Nach durchzechten Partynächten hat der im Longdrink-Glas servierte Katerkiller in Stadt und Land Saison. Er wird zudem gerne abgewandelt oder gar neu erfunden. Da kann es passieren, dass statt Tomatensaft auch mal die Rote Beete oder Ananassaft den aromatischen Ton angeben. Gemeinsam ist zahlreich erwähnten Varianten zumeist die hochprozentige Basis Vodka, wenn es sich nicht gerade um eine no-ABV-Variante handelt. Die ikonisch-würzige Bloody Mary nehmen sich auch manche Twists zum Vorbild wie beispielsweise eine Smoky Mary, die anstelle des ursprünglichen Prozentgebers allerdings auf Mezcal setzt.
Bloody Mary
- 5 cl Vodka
- 10 cl Tomatensaft
- 1 cl Zitronensaft
- 3-4 Spritzer Tabasco
- 1-2 Spritzer Worcestershire-Sauce
- Salz, Pfeffer und (optional) Cayenne-Pfeffer nach Belieben
- Garnitur: Selleriestange, optional: Zitronen- oder Limettenspalte, Oliven
Haben Sie Sex on the Beach?
Traut man sich diese Frage in Zeiten von Signature Drinks mit selbsthergestellten Zutaten und Spirituosen aus Kleinmanufakturen, in einzigartig-konzeptionierten Bars und eifrig nach Unverwechselbarkeit strebenden Bartendern überhaupt noch zu fragen? Oder hat man als Gast zu Unrecht Sorge, am Absatz kehrtmachen zu müssen? Faktum ist, der klassische, sommerliche Cocktail-Garant vergangener Tage basiert auf der Allianz von Vodka als Basis mit Pfirsichlikör, Orangen- und Cranberrysaft und ist ein fruchtig-sommerlicher Klassiker, der in den späten 1980er-Jahren angeblich im US-amerikanischen Sonnenstaat Florida erstmals als Erfrischung gereicht worden ist. Heute hat der fruchtige Tropen-Cocktail nicht mehr den besten Ruf, eher ist er als Partybrenner und Happy Hour-Vertreter in Leuchtschrift in Verruf geraten. Leider ist der Ruf nach diesem Klassiker in europäischen gehobenen Bars so selten zu vernehmen wie nach dem erfrischenden Rumklassiker Pina Colada.
Sex on the Beach
- 4 cl Vodka
- 2 cl Pfirsichlikör
- 6 cl Orangensaft
- 6 cl Cranberry-Nektar
- 2 cl Zitronensaft
- 1 cl Grenadine (optional)
- Garnitur: Orange, Minze, Kirsche
Es existieren natürlich viele verschiedene Rezepte für den Cocktail-Klassiker; manche verwenden Ananas- statt Orangensaft oder tauschen den Pfirsich- durch Melonenlikör aus. Qualitativ hochwertige Säfte machen den Unterschied, bei der fancy Dekoration kann man sich nach Belieben ausleben. Das Rezept lädt ebenfalls zum Spielen und Anpassen ein.