Auch wenn der Facettenreichtum stetig zunimmt - Wacholder ist der Stoff, aus dem Gin-Träume gemacht sind (Foto: J_ka/stock.adobe.com)
Auch wenn der Facettenreichtum stetig zunimmt - Wacholder ist der Stoff, aus dem Gin-Träume gemacht sind (Foto: J_ka/stock.adobe.com)

5 Trends rund um den Wacholder

Von den USA über Mexiko bis in die Charts - von der Klassik bis zur einzigartigen Individualität: Wir präsentieren die wichtigsten Trends in der Welt des Gins.

Text: Peter Jauch

#1USA entdecken den Gin

 

Auf den ersten Blick wird ein Traum wahr. Schließlich spielt die Wacholder-Spirituose in der breiten amerikanischen Öffentlichkeit bislang noch eine unterordnete Rolle und ist weit weg von den Absatzzahlen von beispielweise Tequila oder Vodka. Zwar wuchs der Gin-Konsum auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, aber nie in einem vergleichbaren Ausmaß wie in den europäischen Ländern. 2023 könnte es hier zu einem Durchbruch kommen. Mit Brad Pitt lanciert in diesem Jahr ein Superstar mit Personenkult einen Gin, was dafür sorgen könnte, dass die Kategorie in den USA richtig durchstartet.

Hinter dem Produkt „The Gardener“ steht Pitt zusammen mit der Familie Perrin und Tom Nichol. Letztgenannter weiß sehr wohl, wie guter Gin zu schmecken hat, schließlich war er über vier Jahrzehnte als Distiller für Diageo im Einsatz. Man kann also davon ausgehen, dass das Produkt qualitativ gut sein wird. Die Flasche ist ein Hingucker und wird mit 70 cl gefüllt sein. Auch nach der ersten Vorab-Verkostung lässt sich prognostizieren, dass dieser liebliche Gin das Zeug hat, neue Zielgruppen für Gin zu gewinnen, zumal viele Brad Pitt-Fans vermutlich das erste Mal in ihrem Leben eine Flasche Gin kaufen werden. Wenn er ihnen schmeckt - wovon auszugehen ist - werden sie sich vermutlich auch noch nach anderen Gins umsehen. Gut für diejenigen, die bereits in den USA sind, denn ein Markteintritt ist nicht so einfach. Ende des zweiten Quartals geht es mit dem Gin aus französischer Herstellung in den USA so richtig los. Und natürlich wird er auch in DACH lanciert – zunächst mit Fokus auf die Gastronomie.

Jens Kundrun, Geschäftsführer Wacholder-Express GmbH, über die Entstehung des spezialisierten Online-Shops, Geschmackstrends und aktuelle Gin-Bestseller aus nah und fern.

#2Ready to Drinks auf Gin-Basis

 

Bottled Cocktails waren der letzte Schrei während der Corona-Pandemie, einige wenige Marken und Hersteller werden bleiben. Eine recht neue Produkte-Kategorie wird diesen Sommer Rückenwind erhalten: Ready to Drink-Cocktails auf Gin-Basis. Das, was Daniel Scherr und Maximilian Henkel, zwei innovative Gastronomen, mit ihrem Startup „House of Natural Taste“ begonnen haben, wird künftig Standard. All ihre Aperitif-Produkte basieren auf Gin. Die Pre-mixed Cocktails können ganz einfach mit Tonic, Soda oder Bubbles ergänzt als Drinks serviert werden. Sie geben damit dem Gastronomen ein Tool an die Hand, mit dem er sicher sein kann, dass jeder servierte Cocktail gleich schmecken wird. Natürlich gibt es bereits viele Premixed-Produkte auf dem Markt, so auch das Schweizer Startup Mikks, das alles – außer der Spirituose – als eine Art haltbaren Premix anbietet. So Gin-fokussiert wie Daniel und Maximilian das Ganze angehen, hat es bisher allerdings noch niemand umsetzt. Da die beiden äußerst erfolgreich gestartet sind, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich Nachahmer finden. Schließlich ist Gin die nach wie am stärksten wachsende Spirituosen-Gattung. Ready to Drinks auf dieser Basis sind also vielversprechend.

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Los Muertos® Mexican Dry Gin

Der Original Mexican Dry Gin wird handgefertigt im Herzen Jaliscos mit sorgfältig ausgewählten mexikanischen Botanicals: Avocadoblätter, Cempasúchil-Blüten, Limetten aus Tecomán, Poblano-Paprika, Koriandersamen und rauchgetrocknete Jalapeños bilden ein unvergleichliches Profil, das Dich auf die beste Reise schickt, die „la Patria“ zu bieten hat.

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#3Pink Grapefruit, Eis und Gin…

 

Ja, wird denn jetzt der Gin Tonic neu erfunden? Darf man dem Gin eigentlich eine Pink Grapefruit Limonade beifügen? Bisher ist die Pink Grapefruit Limonade quasi mit dem Tequila vermählt. Im Ernst, Peter Fox hat im letzten Herbst mit Inéz den Song „Zukunft Pink“ veröffentlicht. Im Text singen die beiden über ein Getränk, einen Paloma-Twist, der aus Eis, Pink Grapefruit und Gin besteht. Und dieser wird dieses Jahr so richtig durch die Decke gehen, weil er einfach richtig nach Sommer schmeckt.

 

In diesem Jahr ist das Angebot an Pink Grapefruit Limonaden dank der deutschen Marken Thomas Henry und Aqua Monaco qualitativ unglaublich gut. Zu 5 cl Gin braucht man neben der Limonade nur noch einen Spritzer Limettensaft. Bei der Limo von Thomas Henry lohnt es sich außerdem, ein wenig Salz hinzuzugeben, bei Aqua Monaco sind bereits Salz und Chili in die Rezeptur eingearbeitet.

Die Pink Grapefruit Limonade steht stellvertretend für das breite und wachsende Filler-Portfolio, das mit Gin als Longdrink genossen wird. Und weitere deutsche und internationale Hersteller werden bestimmt auf diesen süßlich-herb-frischen Zug aufspringen. Wir wagen die Prognose, dass der Paloma Twist in diesem Sommer dem Gin Tonic Konkurrenz machen wird. Also schnell los und genügend Pink Grapefruit Limonaden ordern.

Rezept & Bild: @theginquest
Rezept & Bild: @theginquest
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Gin Paloma

Zutaten:

  • 45 ml Los Muertos Mexican Dry Gin
  • 45 ml Grapefruitsaft
  • 20 ml Zuckersirup
  • 10 ml frischer Limettensaft (optional)
  • Filler: Soda
  • Garnish: Grapefruit-Scheibe

Zubereitung: Alle Zutaten bis auf das Soda kräftig auf Eis shaken und danach in ein mit Eis befülltes Highball-Glas abseihen. Den Drink mit Soda angießen, mit der Grapefruit-Scheibe dekorieren & eiskalt genießen!

#4Frische Gin-Klassiker

 

Sie kommen dieses Jahr stärker denn je, die klassisch-frischen Gin-Cocktails. Der letzte Gin-Klassiker, der einen Siegeszug hingelegt hat, ist der von Jörg Meyer entwickelte Basil Smash. Das Rezept wurde in den letzten 24 Monaten bei einer der renommiertesten internationalen Cocktail-Seiten mitunter am häufigsten gesucht. Es zeigt sich derzeit ganz eindeutig der Trend zu frischen Cocktails, einige Gin-Lancierungen wurden deutlich zitruslastiger. Sie werden als Gin Tonic oder als Twists von Klassikern getrunken. So auch die Sour Ergänzung beim Negroni, einem der beliebtesten Cocktail-Klassiker. All jene, denen der Klassiker zu bitter schmeckt, finden im Negroni-Sour einen leichten Aperitif. Auch der Gimlet kehrt wieder erstarkt zurück. So produziert das Schweizer Startup Scarto in Deutschland literweise Ready-to-drink-Gimlets. Der Kopf dahinter ist Carsten Steinacker, für seinen Gimlet nutzt er den Saft der vielen geschälten Zitronen seines Geschäftspartners und Destillerie-Besitzers Stephan Thomé.

Gin und Essen richtig kombiniert erzeugt beim Gast immer ein schönes Aha-Erlebnis. Seit einigen Jahren veranstaltet der Autor Peter Jauch mit unterschiedlichen Köchen zusammen einzigartige Gin Infused Dinner.

#5My personal Gin

 

Was in London seit Jahren in der Breite angeboten wird, nimmt in Deutschland langsam Fahrt auf. In Gin-Schulen entdecken die Teilnehmer die Vielfalt der Wacholder-Spirituose und nach einem Kurs geht jeder mit seinem eigens kreierten Gin nach Hause. Das jüngste Kind wird in diesem Sommer in der Eifel bei der Euelsberger Distillery starten. Neben dem Tagesworkshop „Blend it – Baby!“ können die Teilnehmer auch einen eigenen Brennkurs belegen. Während dieses 2-Tages-Angebots wird mazeriert, Infusionen angesetzt und natürlich destilliert. So entstehen jedes Jahr unzählige neue, individuelle Gins und ganz viele neue Gin-Fans. Die Berliner Traditionsmarke Mampe geht den digitalen Weg und bietet online einen Gin Konfigurator an. Der User kann entweder auf ein Basisrezept zurückgreifen und dieses verfeinern oder sich frei zum eigenen Gin klicken, indem er zunächst den Alkoholgehalt und die Stärke der Wacholdernote und dann das Hauptbotanical sowie begleitende Botanicals auswählt. Abschließend ist es sogar möglich, das eigene Etikett hochzuladen. Ebenfalls aus Berlin kommt mit der Gin Labor Box der Deutschen Spirituosen Manufaktur ein neues hochprozentiges "Spiel-Set" für den Hausgebrauch oder experimentierfreudige Bars. Aus zehn verschiedenen reinsortigen Destillaten kann man sich seinen eigenen Gin auf Basis des DSM-Wacholder-Destillats - zumindest in kleinen Mengen - individuell zusammenstellen. Eine tolle Möglichkeit, das eigene Aromenverständnis weiter zu schulen. 

fizzz 06/2023

Themen der Ausgabe

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Was der Vater begonnen hat, führt der Sohn in die Zukunft. Raimund und Dylan Stuka haben rund um ihr „Deli Sülz“ einen generationenübergreifenden Gastro-Kosmos geschaffen.

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Eine Tour entlang der wichtigsten Gastro-Trends beweist die Ausnahmestellung der Hauptstadt Portugals.

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Wir präsentieren die Top-Betriebe, die nicht nur die Fachjury, sondern auch die fizzz-Community im Online-Voting überzeugen müssen.