V.l.n.r.: Küchenchef Tohru Nakamura, Restaurantleiterin Julia Kolbeck, Geschäftsführer Marc Ueblherr; Foto: Hoang Dang
V.l.n.r.: Küchenchef Tohru Nakamura, Restaurantleiterin Julia Kolbeck, Geschäftsführer Marc Ueblherr; Foto: Hoang Dang

Statt München Mexiko

Eigentlich sollte Alicia Ahuactzi als Sommelière zum Team von Tohru Nakamuras stoßen. Nachdem die Mexikanerin keine Arbeitserlaubnis erhalten hat, wird der Weinpart in der Schreiberei nun anders bespielt.

Bereits im September war ein Personalwechsel in Münchens international renommierten Zwei-Sterne-Restaurant bekannt geworden. Nach dem Weggang von Maître Markus Klaas und Sommelier Tobias Klaas, sollte Alicia Ahuactzi die Lücke füllen und gemeinsam mit Alex Roviello und der neuen Restaurantleiterin Julia Kolbeck das Beverage Team der Schreiberei bilden. Dass Ahuactzi nun doch nicht in der Schreiberei anfängt, liegt an langwieriger Bürokratie. Am Ende wurde der Mexikanerin keine Arbeitserlaubnis in Deutschland erteilt.

In der Zwischenzeit hat die Top-Sommelière eine Stelle in ihrem Heimatland gefunden. "Mittlerweile habe ich gar keine Lust mehr, einen Einwanderungsprozess zu durchlaufen, in dem ich beweisen muss, gut genug für ein anderes Land zu sein", so Ahuactzi resigniert.

Die Schreiberei hat sich mit der neuen Situation arrangiert. Da Alicia Ahuactzi von vornherein ein Team mit Roviello und Kolbeck bilden sollte, ließen sich die Kompetenzen bestens auf mehrere Schultern verteilen, wie die ausgebildete Sommelière und neue Restaurantleiterin Julia Kolbeck sagt: "Wir bedauern natürlich, dass wir Alicia aus behördlichen Gründen leider doch nicht bei uns begrüßen können. Das Thema Beverage ist uns in der Schreiberei sehr wichtig. Deshalb legen wir in unserem gesamten Haus großen Wert darauf, dass unsere Mitarbeiter*innen große Leidenschaft, nicht nur für unsere Gerichte, sondern auch für die passenden Getränke mitbringen."

Kein Einzelfall

Von Schwierigkeiten bei der Anstellung von Nicht-EU-Bürgern berichten zahlreiche Gastronomen. Der Weinhändler und Sommelier Bernd Kreis stand über Monate mit der Ausländerbehörde und der Bundesagentur für Arbeit in Kontakt, um eine Arbeitserlaubnis für einen peruanischen Koch zu erwirken. Den Behörden war Kreis' Stuttgarter Weinbar mit peruanischer Küche nicht landestypisch genug, um einen peruanischen Koch zu rechtfertigen. Erst nach einem ZDF-Bericht willigte die Agentur für Arbeit schlussendlich ein.

Auch Magdalena Rambichler musste schweren Herzens auf einen ideal geeigneten Sommelier für das Drei-Sterne-Restaurant Sonnora verzichten. Einem serbischen Bewerber wurde über ein halbes Jahr hin keine Arbeitserlaubnis erteilt. Es habe ihr sehr leidgetan, weil professionell und auch menschlich alles passte. Am Ende konnte man die Stelle aber nicht auf unbestimmte Zeit freihalten, so die Restaurant-Leiterin, die mit ihrem Mann Clemens Rambichler das Restaurant und gleichnamige Hotel in der Eifel führt. "Es ist schon schwer zu glauben. Die Branche sucht händeringend nach Personal, manche müssen sogar schließen und dann funktioniert es nicht mal, die zu beschäftigen, die verfügbar wären", so die Gastronomin. pk

01-2023

Themen der Ausgabe

PANORAMA

Saumagen - Lage mit vielen Gesichtern

PAIRING

Restaurant Intense - Spiel mit dem Feuer

PROFILE

Almhof Schneider - Josef Neulinger mit klarer Handschrift