Foto: Guido Werner
Foto: Guido Werner

Interview mit Köchin Maria Groß

Interview: Christine Neubecker

Vom Herd vor die Kamera: Die größte Herausforderung, als Köchin im Fernsehen aufzutreten?
Ganz ehrlich: Umgekehrt wäre es wohl schwieriger. So habe ich lediglich darauf zu achten, dass ich mein mitunter etwas zügelloses Mundwerk unter Kontrolle habe (lacht). Die Leute da draußen sind nicht so robust wie die in der Küche!

Lebensfroh, humorvoll, frei Schnauze … spiegeln Ihre Gerichte Ihren Charakter wider?
Seitdem ich in der Bachstelze wieder als Alleinköchin stehe, ist meine Handschrift einfacher und klarer geworden: pur, unverschnörkelt und lecker. Es soll nicht mehr und auch nicht weniger sein. Beim Essen sind Spaß und Genuss meine Maxime und nicht der eingeengte Blick des Ästheten oder gar der eines Moralisten. Obgleich sich natürlich beides keinesfalls ausschließt, im besten Fall ergänzt es sich harmonisch! Also klar: Mein Essen soll Spaß bereiten!

Spaghetti Napoli, Käse, Wein und Champagner stehen auf Ihrer Genussliste ganz oben. Wenn Sie müssten, auf was würden Sie verzichten?
Dann verzichte ich eben auf Spaghetti. Kohlenhydrate sind sowieso der Feind (lacht). Da habe ich mit Wein, Schampus und Käse doch eine ganz passable Art, den Überlebenskampf zu bestreiten!

Eine Ihrer Aussagen: „Ich lebe nach dem Lustprinzip“ – wie sieht das im Alltag aus?
Ich teile privat meine Zeit mit Menschen, die ich mag. Bin viel in der Natur, esse und trinke gern. Und auch mich selbst kann ich gut leiden – mit all meinen Fehlern. Beruflich bemühe ich mich ebenso stets die Energie vor allem auf Leute zu konzentrieren, die ich schätze und von denen ich auch etwas lernen darf. Manchmal lehren einen ja auch die etwas, die nur Mühe machen (lacht) – die versuche ich trotzdem so gut wie möglich zu ignorieren.

In Ihrer Freizeit gehen Sie gerne essen. Worauf achten Sie bei der Wahl des Restaurants?
Es sollte echt sein. Authentisch. Ich weiß, das Wort wird beinah inflationär gebraucht, aber trotzdem. Es gibt diese kleinen heimeligen Restaurants und Kneipen, wo noch gelebt wird und nichts inszeniert ist. Ich bin immer wieder begeistert, wenn man eine solche Perle entdeckt!

Bei Ihrem Schaumwein AHOI trifft Riesling auf Apfelwein, für Weintrinker eine kuriose Kombination. Wie kam’s dazu?
Bei uns in der Bachstelze ist das Publikum oft bunt gemischt und nicht heterogen: Es sollte also tatsächlich ein Schaumwein werden, welcher sowohl eingefleischte Genusstrinker nicht abschreckt gleichwohl aber den ungeübten Gaumen ebenso erfreut! Also etwas Unkompliziertes, was massenkompatibel und dennoch nicht banal ist.

Liegen Ihnen ungewöhnliche Kombis generell?
Grundsätzlich bin ich sehr neugierig und habe ein sehr offenes Verständnis von Kulinarik. Als Quereinsteigerin unterliege ich weniger dem Duktus der Altmeister und darf mich so freier bewegen. Mich nehmen die ohnehin nicht für voll (lacht).

Ein Gericht, das Ihnen bei der bloßen Erinnerung daran das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt?
Das war vor etwa über 12 Jahren: Da habe ich das erste Mal frisch gebratene Mastleber gegessen. Das war himmlisch. Ich habe nie zuvor so etwas unbeschreiblich Leckeres gegessen. Es war, als würde ich fliegen. Es war im Restaurant – in der Spülküche um genau zu sein. Man wollte mich aufheitern an der Front. Der Spülfront!

Maria Groß führt das Restaurant Bachstelze in Erfurt unter ihrem Label Maria Ostzone. Auch in TV-Shows ist die deutsche Köchin immer wieder zu sehen. www.mariaostzone.de

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Ausgabe 03/2024

Erhältlich ab 8. März: MEININGERS WEINWELT Ausgabe 03/2024

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