Markus Bauer, Geschäftsführer MAHAVI Group. (Foto: MAHAVI)
Markus Bauer, Geschäftsführer MAHAVI Group. (Foto: MAHAVI)

„Die Zeiten für mobile Konzepte sind besser denn je“

Markus Bauer (MAHAVI Group) ist Organisator des Foodtruck Festivals in Fürstenfeldbruck, mit 30.000 Besuchern an zwei Tagen eines der größten seiner Art. Im Interview spricht er über die derzeitigen Chancen der mobilen Food-Szene, frische Impulse für die Betriebsgastronomie und das Festival-Jahr 2022.

Wie geht’s der Foodtruck-Szene nach zwei Jahren Pandemie mit jeder Menge ausgefallenen Festivals?
„Der Szene geht es ähnlich wie der stationären Gastronomie. Viele Anbieter haben unglaublich zu kämpfen, was das Thema Personal angeht. Deutlich wird, dass die Konzepte, die das mobile Business als wirkliches Geschäftsmodell sehen, weiterhin am Markt sind – und dies auch recht erfolgreich. Diese Anbieter haben Ideen für die Versorgung von Unternehmen entwickelt. Die kleinen individuellen Trucks, die zur Boom-Zeit auf den Zug aufgesprungen sind, hat es zum Teil weggeweht. Wer sich von diesen singulären Konzepten behaupten konnte, hatte sich zuvor bereits klar auf eine Richtung spezialisiert.“

Wie geht’s mit den Festivals weiter?
„Auch hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Einfach ein paar Trucks auf einen Platz stellen und glauben, das sei ein Selbstläufer, funktioniert nicht mehr. Es gab zuletzt, vor Corona, einfach zu viele und auch zu viele schlecht gemachte Festivals. Einige Betreiber haben wohl auch negative Erfahrungen gemacht und wollen daher nicht mehr auf Festivals gehen. Stattdessen konzentrieren sie sich auf den B2B-Bereich mit Firmenveranstaltungen. Diese Entwicklung beobachten wir mit Sorge, denn ein Festival kann – wenn man sich richtig aufstellt – eine genauso wertvolle Umsatzquelle für die Trucks sein. Außerdem ist es generell schwierig, sich am Markt zu positionieren, wenn man sich nicht öffentlich präsentiert, zum Beispiel auf einem Festival.“

Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019 (Foto: Thomas Neumann)
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019 (Foto: Thomas Neumann)
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019 (Foto: Thomas Neumann)
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019 (Foto: Thomas Neumann)
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019 (Foto: Thomas Neumann)
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019 (Foto: Thomas Neumann)
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019 (Foto: Anne Kaiser)
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019 (Foto: Anne Kaiser)
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019 (Foto: Anne Kaiser)
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019 (Foto: Anne Kaiser)
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019 (Foto: Anne Kaiser)
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019 (Foto: Anne Kaiser)
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019

Wie sehen die Aussichten für die Branche generell aus? Wie und wo finden Foodtrucks im Tagesgeschäft mittlerweile ihre Kunden?
„Die Prognose für die mobilen Konzepte ist besser denn je. Was die großen Projektentwickler mit ihren neu angelegten Campussen, Co-Working-Spaces und Gewerbeparks dringend brauchen, ist eine Versorgung jenseits der altbekannten Betriebsgastronomie, die vielerorts nun überholt ist. Wer hier ein gutes Konzept entwickelt, sich auf die Gegebenheiten einstellt und sein Versorgungsportfolio ausbaut, kann ein gutes Geschäft machen. Allerdings muss man auch selbst in die Akquise einsteigen und Werbung betreiben. Das Business hat sich sehr professionalisiert.“

Die Trucks wachsen also noch stärker in die Rolle einer mobilen und modernen Alternative zur Betriebsgastronomie?
„Die Betriebsgastronomie ist in einem unfassbaren Wandel. Viele Konzepte und Räume funktionieren nicht mehr. Die Leute werden in absehbarer Zeit sicherlich wieder zurückkommen ins Office, allerdings ist mittlerweile alles dynamischer geworden. Die großen Businessversorger wie Compass, Aramark, Sodexo machen zu 100 Prozent skaliertes Geschäft, die können keine Flexibilität. Das aber wünschen sich die großen Firmen mittlerweile. Die Projektentwickler und Immobiliengesellschaften sehen daher eine riesige Herausforderung auf sich zukommen, denn ohne ein attraktives kulinarisches Angebot finden sie kaum noch Kunden für ihre Büro- oder Gewerbeflächen. Die suchen aktuell für ihre neuen Quartiere, für Co-Working-Objekte etc. nach einer Belebung. Wer als mobile Gastronom findig und mit einem guten Konzept am Start ist, kann sich also ein lukratives und planbares Geschäft erschließen. Das ist ja das, was sich jeder in der Branche wünscht: von Montag bis Freitag mit soundso vielen Leuten im Office kalkulieren zu können.“

Wie bekommt man da den Fuß in die Tür?
„Man darf keine Scheu haben und muss direkt zu den Leuten hin, die sich bei den Projektentwicklern um Vermietung und Entwicklung kümmern. Martin Ringler, der mit seinem OX Grill sehr erfolgreich unterwegs ist, etwa macht das so. Der geht direkt zu den Entwicklern und kommt mit denen ins Gespräch. So bekommt er zum Beispiel Fläche und etwas Infrastruktur, die Investitionskosten halten sich für beide Seiten in Grenzen. Die Türen sind momentan speerangelweit offen, das weiß ich aus eigener Erfahrung."

Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019

Wie wird sich diese Entwicklung fortsetzen, wo kommen wir in ein paar Jahren hin?
„Was bei uns aktuell entsteht, gibt es in den Niederlanden bereits seit zehn Jahren. Und dort gehen die Immobilienentwickler mittlerweile mit in die Investition. Sei es beim Einbau von Küchen oder der Einrichtung von Gastronomieflächen. Sie wissen, dass eine Kantine alleine heute nicht mehr reicht, es braucht ein kleines Café, Mitnahmetheken, eine To-go-Grundversorgung für den Nachhauseweg. Man macht sich Gedanken über die Leute, die drei Tage im Büro sind, den Rest im Homeoffice. Über die, die unterwegs sind und sich vielleicht eine Woche vor Ort aufhalten. Bei dieser Durchmischung von Arbeitswelten spielt die Gastronomie eine wichtige Rolle. Wegweisend ist auch die Symbiose der klassischen Betriebsverpflegung mit dem mobilem Geschäft. Bei Siemens etwa werden die mobilen Konzepte direkt mit in das Betriebskonzept eingebunden. Indem sie den mobilen Gastronomen kostenlos Flächen anbieten und die Betriebsküchen mitbenutzen lassen, bauen die Unternehmen ihre Konzepte und ihr Produktportfolio aus.“

Was gibt es im Ausland, etwa den USA, aber auch hier bei uns, noch für Entwicklungen in der Foodtruck-Szene? Seien es Trends kulinarischer oder konzeptioneller Art…
„In den USA, dem Mutterland der mobilen Gastronomie, wurde gerade zu Shutdown-Zeiten noch mehr in die Branche investiert. Da das Geschäft dort bereits lange gelebt wird, hat es nochmal einen starken Zuwachs bekommen. Da kann man auch nicht mehr von einem Trend sprechen, sondern es gehört fest zur Gastronomiebranche. Wenn man von Trends sprechen möchte, dann betrifft dies die Speisenkonzepte. Die Themen vegetarisch und vegan sind längst nicht mehr wegzudenken. In diese Richtung wird es uns die nächsten Jahre ziehen, was auch gut ist. Gleichzeitig hilft es aber auch denjenigen, die Fleischprodukte anbieten wollen, auf eine gute Qualität zu setzen und die Preise anzuheben.“

Zurück zu den Festivals: Nach zwei Jahren Pause geht es in diesem Sommer auch mit Eurem Foodtruck-Festival weiter. Konntet Ihr nahtlos wieder anknüpfen?
„Wir haben den Vorteil, dass wir für Qualität stehen und nur dieses eine Festival im Jahr machen. Deshalb hatten wir trotz allem unsere Foodkonzepte relativ schnell zusammen. Auch die Sponsoring- und Kooperationspartner sind sehr offen und wollen unbedingt wieder etwas machen. Also alles in allem ist die Resonanz sehr positiv und wir können nahtlos an das letzte reguläre Jahr 2019 anknüpfen.“

Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019 (Foto: Anne Kaiser)
Impressionen Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck 2019 (Foto: Anne Kaiser)

Gibt es neue behördliche Vorgaben, an die Ihr euch halten müsst?
„Ganz klare Haltung zu dem Thema: Wenn die behördlichen Auflagen zu groß werden, dass die Gäste sich nicht frei bewegen dürfen, in welcher Form auch immer, oder wenn es Einlassbeschränkungen geben sollte, dann werden wir das Festival nicht stattfinden lassen. Wir wollen ein freies, offenes, ausgelassenes Festival unter den strengen Hygieneauflagen, die wir ohnehin schon hatten.“

Wie sieht das Angebot bei euch in diesem Jahr aus? Was sind die Highlights?
„Highlights sind vor allem die 30 Top-Foodtrucks mit unterschiedlichen Speisekonzepten, darunter zwei Trucks mit südamerikanischem Food und zwei super Konzepte, die in die vollwertige vegane Richtung gehen. Ansonsten bieten wir die komplette Klaviatur – von Curry über Pizza und Burger bis zu Pulled Pork, Brisket, Eis und Kaiserschmarrn. Wir haben den Bereich der Aktionsstände und auch den Bereich für Familien ausgeweitet. Es gibt eine Bühne mit Live-Musik und einen DJ. Und am Samstag werden wir eine große Festivalnight in unserer Marthabräuhalle feiern. Nicht zu vergessen: Der Eintritt ist weiterhin frei, da halten wir die Fahne hoch.“

Foodtruck Festival Fürstenfeldbruck
25. und 26. Juni 2022
Volksfestplatz Fürstenfeldbruck
foodtruck-festival-ffb.de

Schlagworte

fizzz 04/2024

Themen der Ausgabe

Juliane Winkler, Berlin

Juliane Winkler, die Restaurantleiterin des „Nobelhart & Schmutzig“ in Berlin liebt ihren Beruf. Und setzt sich mit
#proudtokellner dafür ein, dass er mehr Wertschätzung erhält.

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Der neue Hamburger Food-Markt setzt Maßstäbe − auch bei der Zusammenarbeit der Betreiber.