Undercover: HeimWerk, München
Undercover: HeimWerk, München

Undercover: HeimWerk, München

Lob oder Tadel? Begeisterung oder Ernüchterung? Champ oder Loser? fizzz testet undercover:

HeimWerk, München

Heimat und Handwerk – die Grundlagen des „HeimWerk“, ein System mit zwei Standorten in München und einem in Düsseldorf. Das wollen wir uns genauer ansehen und besuchen das Restaurant in München-Schwabing. Viel Holz und warmes Licht schaffen eine wohlige Atmosphäre. Tiefhängende Industrial-Lampen durchbrechen den Wirtshaus-Charakter. Das Gartenzwerg-Logo an Wänden, auf Bierkrügen und im Merch greift das spießig-heimatliche Thema ironisch auf. Die Speisekarte bietet neben vielen Schnitzel-Varianten – darunter auch vegetarische – deutsche Gerichte von Backhendl bis Käsespätzle. Der Clou: Die Gerichte sind sowohl in Snack-Größe als auch als „Normahl“ zu bekommen. Das schlägt voll in die MiMa-Kerbe. Wir ordern einen Herbstsalat von der Wochenkarte und ein Kalbsschnitzel. Letzteres ist sehr zart und schmackhaft, leider zerfällt die nicht ganz knusprige Panade. Der Salat versprach Pilze und liefert „nur“ Champignons – die zu sauer mariniert und leider kalt sind – obwohl doch gerade Pilz-Zeit ist! Walnüsse und getrocknete Cranberrys liefern Abwechslung in der Konsistenz, sind aber recht einfallslos drübergestreut. Der Wunsch, nochmal einen kurzen Blick in die Karte zu werfen, wird hier smart erfüllt, denn diese hängen dekorativ an den Wänden: praktisch! Zum Abschluss gibt es noch einen klassischen Kaiserschmarrn, dazu eiskalten Apfelkompott. Gut, aber kein Wow.

Das Engagement des Teams steht aber außer Frage: Nicht nur die Servicekraft ist äußerst aufmerksam. Auch die Küche arbeitet hocheffizient. Beispiel gefällig? Als die sieben Gäste am Nachbartisch ihre Bestellung aufgeben, rennt die Servicekraft in die Küche und stoppt die Order: Sonst seien die ersten Gerichte schon fertig, bis alle durch sind, sagt sie. Und ja, der Laden ist gut gefüllt. Wer sich dann noch von der Qualität der Zutaten überzeugen will, hat ausreichend Gelegenheit. Eine Infotafel zeigt ausgewählte Lieferanten, und an den Wänden prangen Deko-Schriftzüge wie „Artgerechte Tierhaltung“. Was das genau bedeutet, bleibt offen; ebenso, warum der Schriftzug uns an Horrorfilm-Typographie erinnert…

Fazit: Deutsche Küche wird hier nicht neu interpretiert, aber frisch und modern allemal. Etwas mehr Kreativität in der Küche würde derweil nicht schaden.

Überzeugt: Wahl der Portionsgrößen
Überdauert: Gute alte Gartenzwerge
Überbetont: Artgerechte Tierhaltung


Friedrichstraße 27, 80801 München
Tel.: 089 21896104
heimwerk-restaurant.de

fizzz 04/2024

Themen der Ausgabe

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Juliane Winkler, die Restaurantleiterin des „Nobelhart & Schmutzig“ in Berlin liebt ihren Beruf. Und setzt sich mit
#proudtokellner dafür ein, dass er mehr Wertschätzung erhält.

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