Deutsche Verbraucher wollen eine noch größere Auswahl an alkoholfreiem und alkoholarmen Bier. (Foto: pixabay / Mabel Amber)
Deutsche Verbraucher wollen eine noch größere Auswahl an alkoholfreiem und alkoholarmen Bier. (Foto: pixabay / Mabel Amber)

Deutsche haben Durst auf funktionelles Bier

Geschlossene Lokale, abgesagte Veranstaltungen und verstärkter Gesundheitsfokus der Verbraucher: Die Covid-19-Pandemie stellt die Bierbranche auf eine harte Probe. Dabei scheint Bier einen Vorteil gegenüber anderen Alkoholika zu haben, wie der neue Bierreport des Marktforschungsinstitutes Mintel bestätigt. Tatsächlich findet knapp ein Drittel (32 Prozent) der deutschen Biertrinker den beliebten Gerstensaft gesünder als manch andere alkoholischen Getränke (Basis: 1,974 Internetnutzer über 18 Jahren, Deutschland, Dezember 2019).

Dennoch bleibt Bier nicht vom steigenden Gesundheitsbewusstsein der Deutschen verschont. Der Trend zur geringerem Alkoholkonsum zeigt sich auch hier: Zwischen 2015 und 2019 hat sich der Pro-Kopf-Konsum von Bier in Deutschland laut Mintel von 109,5 auf 104,8 Liter um über 4 Prozent verringert.

Alkoholfrei-Segment: Wunsch nach noch größerer Auswahl

Viele deutsche Biertrinker greifen mittlerweile zu alkoholfreien bzw. alkoholarmen Varianten. So haben fast zwei Fünftel (41 Prozent) der Verbraucher in den drei Monaten vor der Befragung jene Arten von Bier konsumiert. Vor allem Jüngere zeigen sich von solchen Optionen angesprochen: Während bei den 18- bis 24-jährigen Befragten 49 Prozent zu alkoholfreien bzw. -reduzierten Sorten greifen, sind es bei älteren Verbrauchern über 45 Jahren gerade einmal 36 Prozent. Dass sich außerdem 15 Prozent der Deutschen mehr Auswahl im alkoholfreien/-armen Segment wünschen, zeigt, dass es nach wie vor Potenzial für Sortimentsausweitung und Innovationen gibt.  

Noch weitestgehend ungenutztes Potenzial besteht in der Vermarktung des geringeren Kaloriengehalts von alkoholarmem bzw. -freiem Bier. In der Tat findet fast die Hälfte der deutschen (45 Prozent) Bierkäufer das Getränk zu kalorienhaltig, während weitere 16 Prozent den Wunsch nach einer größeren Auswahl an kalorienreduzierten Bieren äußern. 

Bier mit zugesetzten Vitaminen auf dem Vormarsch

Interesse an Biersorten, die nach dem Sport getrunken werden können, zeigen 38 Prozent der deutschen Biertrinker. 42 Prozent dieser Befragtengruppe trinken alkoholfreies bzw. -reduziertes Bier. Weitere 30 Prozent derselben Konsumentengruppe wünschen sich eine größere Auswahl an kalorienreduzierten Optionen. Nachfrage besteht auch nach funktionellen Biersorten: So finden 7 Prozent der deutschen Verbraucher Biersorten mit zugesetzten Vitaminen und Mineralien ansprechend – bei den 25- bis 34-jährigen Millennials steigt dieser Anteil sogar auf 21 Prozent.

Heidi Lanschützer, Associate Director for Mintel Food and Drink Germany, erklärt: „Aufgrund der Bewegungseinschränkungen im Zuge des Lockdowns hatten viele Menschen Angst vor einer Gewichtszunahme. Es ist daher verständlich, dass während dieser Zeit viele versucht haben, auf kalorienhaltige und ungesunde Lebensmittel und Getränke, wie z. B. Alkohol, weitestgehend zu verzichten. Tatsächlich berichten 19 Prozent (Basis: 2000 Internetnutzer über 16 Jahren, Deutschland, Mai 2020) der Deutschen, seit dem Covid-19 Ausbruch weniger Alkohol getrunken zu haben. Aufgrund ihres gesünderen Images haben alkoholarme bzw. -freie Biere großes Potenzial für den Genuss in den eigenen vier Wänden – das gilt vor allem für jüngere Verbraucher.“

Hintergrund zur Studie

Mintels Verbraucherumfragen basieren auf Stichprobenerhebungen von mindestens 1.000 Verbrauchern (16 Jahre und älter) in Deutschland. Die Umfragen wurden online durchgeführt, die Befragten wurden nach einem Stichprobenverfahren per Zufall ausgewählt. Die Umfragen sind repräsentativ für die Bevölkerung in Bezug auf Alter, Geschlecht und Region. Mehrfachnennungen waren bei den Umfragen möglich. // ja

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.