Der Badische Winzerkeller zahlt weniger Traubengeld aus (Foto: Gerold Zink).
Der Badische Winzerkeller zahlt weniger Traubengeld aus (Foto: Gerold Zink).

Weniger Geld für badische Winzer

Der Badische Winzerkeller, Badens größte Kellerei, steht vor einer Neuausrichtung. Weil die Konzentration im Handel weiter zunimmt, Preissteigerungen kaum möglich sind und sich badischer Spätburgunder nur schwer verkaufen lässt, ist der Umsatz 2019 von 48,2 auf 46,2 Mill. Euro gesunken. Dies hat Auswirkungen auf die Einkommen der Winzer: Sie werden rund 20 Prozent weniger Geld für ihre Trauben erhalten.

Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit steht der Weinmarkt unter Druck: Pläne für nächtliche Alkoholverbote in Brüssel und anderen großen Städten, eine neue Steuer auf aromatisierte Weinerzeugnisse in Frankreich, von Donald Trump verhängte Strafzölle, das wachsende Gesundheitsbewusstsein in Europa. Nachdem es vor Jahren noch einen Rotwein-Boom gab, sind international nun eher weiße Tropfen gefragt. Auf 43 Prozent der Rebfläche des Badischen Winzerkellers gedeihen aber rote Spätburgunder-Trauben. »Wir könnten mehr Grau- und Weißburgunder gebrauchen, Rotweine tun sich derzeit schwer am Markt«, sagt Peter Schuster, Vorstandsvorsitzender der Breisacher Kellerei.

Die Konzentration im Lebensmittelhandel, an den der Winzerkeller 80 Prozent seiner Weine verkauft, schreitet weiter voran. Im Prinzip gibt es noch vier große Player: Aldi, Lidl, Edeka und Rewe. »Hören kleinere oder mittelgroße Unternehmen auf, wie zum Beispiel Tengelmann oder die Supermärkte Nord, werden deren Märkte in der Regel an die Großen verteilt«, sagt Christof Joos, Marketingleiter des Winzerkellers. Damit steigt die Abhängigkeit der Lieferanten von den fast übermächtigen Handelsketten. Listet nur eine der vier eine Genossenschaft oder ein Weingut aus, können gleich 25 Prozent des Umsatzes fehlen. Dazu kommt, dass Edeka im Süden der Republik über eigene Weinkellereien verfügt. Darüber hinaus ist im Handel ein Trend zu beobachten, auf den der Badische Winzerkeller, so räumt Peter Schuster offen ein, vielleicht zu spät reagiert hat: die Bedeutung von Marken. 

Nach Angaben von Schuster hat das Unternehmen bereits mehrere Veränderungen in die Wege geleitet: Fokussierung auf die Marken, Reduzierung des Sortiments von 1.000 auf 500 Artikel, Einführung einer neuen Computersoftware zur Stärkung des Vertriebs, Umsetzung einer neuen Organisationsstruktur mit den Bereichen Produktion, Technik, Verwaltung, Marketing und Vertrieb, Veränderungen in der Logistik sowie vor allem die Reduzierung der Kosten um sieben bis zehn Prozent. Betriebsbedingte Kündigungen unter den rund 190 Beschäftigten wird es dabei voraussichtlich keine geben, »es wäre kurzsichtig, jetzt gute Mitarbeiter zu entlassen«, betont Schuster. Befristete Zeitverträge werde man aber eventuell nicht verlängern und freiwerdende Stellen nicht besetzen.

Der Vorstandsvorsitzende hält nichts davon, Betriebsergebnisse zu schönen. Verschiebungen in der Bilanz »fallen einem irgendwann wieder auf die Füße«. Deshalb sei jetzt dieser »bittere Einschnitt« mit rund 20 Prozent weniger Traubengeld für die Winzer für den Jahrgang 2019 nötig. Vor Jahren hat der Badische Winzerkeller schon einmal durchschnittlich 9.500 Euro je Hektar ausbezahlt, jetzt werden es weniger als 8.000 Euro sein. »2020 erwarten wir wieder einen deutlichen Anstieg«, sagt Schuster, ohne sich jedoch auf eine genaue Prozentzahl festlegen zu wollen. gz

Ausgabe 8/2024

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