Foto: iStock.com/halbergman
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Best of Pinot Noir Deutschland

Mehr Konturen, mehr Schliff, mehr Pinot: Das Niveau deutscher Spätburgunder steigt rasant. Wir verkosteten 400 Proben aller Preisklassen und Stile. Viele waren sehr gut, jede vierte gar herausragend.

Text: Michael Hornickel

Bei Spätburgunder weiß man nie, was kommt. Wird’s ein mollig-runder Fruchtling, eine voluminöse, durchkonfektionierte, röstig-würzige Schoko-Holz-Bombe oder ein typisch hellfarbener, mineralisch gewachsener, samtener Pinot unergründlicher Tiefe, der sich räumlich am Gaumen ausbreitet? Der erste Typ ist der deutsche Standard-Spätburgunder, sauber, freundlich und ohne anzuecken. So fing alles an. Der zweite ist der aufgebrezelte Top-Model-Premium-Wein, der von überall auf der Welt herkommen kann und entsprechend von einer internationalen Karriere träumt. Derartiges gibt es aus deutschen Kellern seit etwa zwanzig Jahren – und reichlich bei unserer Verkostung. Und der dritte ist sowas wie Romanée-Conti. Auch in diese Richtung wagen sich heute einige wenige Erzeuger.

Deutsche Spätburgunder gibt es demnach in drei Grundstilrichtungen oder in einer Kombination dieser. Manche haben gar von allen drei Typen etwas. Sie konnten sich wohl nicht entscheiden. Entschieden haben aber viele eine internationale Orientierung. Das fängt schon beim Namen an. Die wohlklingende französische Bezeichnung Pinot Noir taucht verstärkt auf den Etiketten auf. Das wirkt nicht so bieder und ist bei den ehrgeizigsten Weinen mit Premium-Anspruch beliebt. Während etwa jede siebte der 400 angestellten Proben aller Preisklassen Pinot Noir auf dem Etikett führte, war es bei den mit „herausragend“ bewerteten Top-Gewächsen schon jede vierte.

Das waren natürlich auch die teuersten. Die deutschen Weine bieten international gesehen das lukrativste Preis-Qualitäts-Verhältnis. Die Erzeuger werden bei der Preisgestaltung aber immer mutiger. Nicht zuletzt die Große-Gewächs-Strategie des VDP zieht die Kurse nach oben, andere folgen dem Beispiel. So bewegten sich im Preisbereich ab 20,- Euro aufwärts immerhin rund 30 Prozent der angestellten 400 Weine. Zwischen 10,- und 19,99 Euro waren es, weniger erstaunlich, rund 40 Prozent. Demnach bleiben die restlichen 30 Prozent für die Preisklasse unter 10,- Euro, in der übrigens viele „sehr gut“ bewertete Tropfen zu finden sind. Selbst unter 5,- Euro ist noch ordentlicher Spätburgunder zu haben. Zwei davon haben wir sogar als Schnäppchen in unsere Top Ten aufgenommen.