Goldene Perle 2012

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Bereits zum vierten Mal fand der Wettbewerb Goldene Perle für die besten deutschen Flaschengärsekte statt, den der Meininger Verlag in Kooperation mit dem Verband der traditionellen klassischen Flaschengärer (im Folgenden VdtkF genannt) veranstaltet. Deutsche Spitzensekte sind in Deutschland klar im Trend, wenngleich die Absatzzahlen im Vergleich zum allgemeinen Schaumweinkonsum hierzulande leider nach wie vor verschwindend gering sind. Bei Regalpreisen von teilweise deutlich unter 4 Euro ist aber Flaschengärung einfach nicht drin. Und Sekt ist nicht das gleiche wie Flaschengärsekt, auch wenn der Name noch so ähnlich klingt und im Volksmund keinerlei Unterscheidung gemacht wird. Champagner hat es da deutlich einfacher: Egal, ob der Verbraucher weiß,
ob der Name Champagne für eine Rebsorte, Herkunft oder Herstellungsmethode steht – er weiß, dass das Produkt teurer ist als der Prosecco mit Kordelverschluss. Das macht den Absatz und die Kommunikation von Wertigkeit
dann doch wesentlich leichter. Aber das ist ein anderes Thema. Kommen wir zur Verkostung.

Rege Beteiligung

Nach 170 Flaschengärsekten bei der ersten gemeinsam mit dem VdtkF durchgeführten Goldenen Perle 2008 und 240 im Jahr 2010, waren dieses Mal 243 Schaumweine auf den Verkostungstischen. In insgesamt sechs verschiedenen Kategorien wurden die besten Vertreter in einer Blindprobe ermittelt. Die jeweils Besten der einzelnen Kategorien mussten dann in einer Finalverkostung erneut gegeneinander antreten. Die mengenmäßig stärksten Kategorien waren mit 55 und 54 Proben erwartungsgemäß die Kategorien Riesling Brut/Extra Brut und Rebsortenreine Burgundersekte Brut/Extra Brut. Die Kategorie Rosé- und Rotsekte folgte als Trendkategorie zumindest für Rosé!) mit 42 Proben, bei den Pinot Cuvées Brut/Extra Brut gab es 34 Sekte zur Auswahl, im Premium- Segment, bei dem alle Geschmacksrichtungen zugelassen waren, stellten sich 33 Sekte dem Wettbewerb, und in der überwiegend mit aromatischen Sorten bestückten, generell aber für trockene und extra trockene Schaumweine ausgeschriebenen Gruppe kamen 25 Flaschengärsekte zusammen. Auch wenn alle Sekte ausschließlich innerhalb ihrer Kategorie und ohne Angabe von Jahrgang oder Herkunft verkostet wurden, können wir an dieser Stelle eine kurze Information zu den Herkünften geben. Baden war mit 59 Proben am stärksten vertreten, es folgten die Pfalz (55), die Mosel (32), der Rheingau (19), Rheinhessen (13), Württemberg (9) sowie Franken und die Nahe (jeweils 4 Proben) vor Saale-Unstrut, das mit einem Flaschengärsekt in der Probe vertreten war. Insgesamt 47 Sekte waren als deutsche Sekte ohne spezifisches Anbaugebiet deklariert.

Die Quilitäten

Alles in allem können sich die deutschen Sektproduzenten mit ihren Flaschengärschaumweinen sehen lassen. Insgesamt 79 Prozent der angestellten Proben wurden mit einer mindestens guten Punktzahl bewertet. 95 Sekte erreichten das Segment 81 bis 84 Punkte, 91 die Kategorie „sehr gut“ mit 85 bis 88 Punkten und 7 Sekte eine „herausragende“ Bewertung mit 89 bis 91 Punkten. 91 Punkte waren dann auch die höchste Punktzahl, erwartungsgemäß für den Sieger aus der Kategorie Premiumsekt, denn hier zeigen die Produzenten, mittlerweile auch zu entsprechend hohen Preisen, was in Deutschland derzeit möglich ist. Potenzial nach oben ist dennoch gegeben, denn so betörend die Spitze auch sein mag, im internationalen Vergleich hat Deutschland noch einigen Nachholbedarf. Erneut zeigte sich wieder sehr deutlich, dass kühlere Jahrgänge eindeutig im Vorteil sind. So landeten gleich 22 Flaschengärsekte aus dem für die Sektgrundweinproduktion prädestinierten Jahrgang 2010 in der Bestenliste, und auch wenn nur zwei 2008er in der aktuellen Top-60 auftauchen, der Jahrgang wird noch für einige Begeisterung sorgen, denn bei manchem top Produzenten liegen die 2008er Sekte noch auf der Hefe. Deutlich offener und zugänglicher dann die wärmeren Jahrgänge, allen voran 2009, der mit 17 Sekten in der Bestenliste prominent vertreten ist. Genau wie bei den weißen Stillweinen ist 2009 auch bei Sekt ein Jahrgang, der schon früh sehr viel Spaß macht, für die langjährige Lagerung aber nicht optimal sein dürfte.

Vorteil Hefelager

Wie gleich zwei 2005er Sekte von Volker Raumland mit Nachdruck zeigen, lohnt sich der lange Ausbau auf der Hefe um den Sekten mehr Tiefgang, Struktur und Finesse zu geben – vorausgesetzt man ist Hefenoten gegenüber beim Flaschengärsekt offen. Manche Verkoster störten sich regelrecht an jenen Aromen, die sie dann doch zu sehr an die Champagne erinnerten, wie sie mahnend betonten. Deutscher Sekt müsse frisch und knackig sein – sicherlich eine Streitfrage und außerdem stark an den persönlichen Geschmack gebunden. An den gereiften Qualitäten gibt es indes keinerlei Zweifel. Schon vor zwei Jahren war der 2005 V. Triumvirat von Raumland auf dem ersten Platz der Premium-Kategorie. Dieses Mal, mit zwei Jahren mehr Hefelager, konnte der Sekt nochmals einen Punkt zulegen und war in seiner Kategorie der unangefochtene Star – außer bei den Frische-Fanatikern.

Die Sieger

Die sechs Siegersekte, von denen lediglich einer ein jahrgangsloser Sekt ist, zeigen ein gänzlich anderes Bild als die Anstellungen. Drei der Sieger sind ohne regionalen Bezug als deutscher Sekt deklariert. Allerdings dürften die Grundweine für alle drei aus Rheinhessen und der Pfalz stammen. Zwei Pfälzer sind in den Kategorien Riesling und Burgundersekte vorne, ein Rheingauer lässt mit seinem Spätburgunder-Rotsekt die komplette Rosé-Fraktion im Regen stehen. Generell darf man ja ruhig auch mal ein bisschen Kritik äußern: Rosé war die mit Abstand am schwächsten aufgestellte Kategorie – hier scheint der Trend und die gesteigerte Nachfrage die Mehrzahl der Produzenten zur Eile getrieben haben – den meisten Proben fehlte es letztendlich schlicht und ergreifend an Tiefgang und Finesse.

Dieser kleine Kritikpunkt soll auf jeden Fall nicht vergessen lassen, dass die deutschen Flaschengärsekte auf einem sehr guten Weg sind. In einem Preissegment um 10 Euro und leicht darüber inklusive Sektsteuer bekommt man größtenteils sehr viel Gegenwert. Das Arbeiten mit leicht erhöhten Restzuckerwerten lässt auch eine gewisse Massenkompatibilität erkennen. Im Top-Segment, das sich definitiv an eine andere Zielgruppe richtet, sollten einige Produzenten dann aber doch noch etwas sparsamer mit der Dosage umgehen.

Richard Grosche