MEININGERs WEINWELT (02/2011): VDP Deutschlands rote Spitze: Große Gewächse

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Laut Statuten des VDP dürfen die roten Großen Gewächse frühestens nach zwölf Monaten Reife im Holzfass vermarktet werden. Wer also in 2010 Spätburgunder und Co. probiert, hat vor allem den Jahrgang 2008 auf dem Tisch stehen. Es gibt jedoch auch jede Menge Flaschen aus älteren Jahrgängen, die einen guten Eindruck vom Entwicklungspotenzial dieser Weine vermitteln. Für unsere Probe haben uns die VDP-Weingüter insgesamt 65 Spätburgunder, zwei Frühburgunder und sieben Lemberger eingesandt. In fast allen Anbaugebieten ist Spätburgunder für die Großen Gewächse zugelassen, nur in Württemberg ist auch Lemberger erlaubt, an der Ahr dürfen die Winzer auch Frühburgunder zum Großen Gewächs ausbauen. Das erklärt die geringe Zahl an Frühburgundern und Lembergern bei unserer Probe und den deutlichen Schwerpunkt bei den Spätburgundern.
 
Von den 65 Rotweinen erzielten 20 Weine eine Bewertung zwischen 91 und 94 Punkten. Dabei fällt nicht nur auf, dass die klassischen Rotweinregionen Ahr und Baden auftrumpfen konnten – insgesamt 26 unserer Empfehlungen kommen aus diesen beiden Regionen –, sondern dass diese Weine von nur zwölf Winzern stammen. Besonders überzeugt hat Jean Stodden, dazu Becker, Huber, Dr. Heger, Meyer-Näkel und Fürst. Ihren Anspruch, eines der dynamischsten und stärksten Weinbaugebiete in Deutschland zu sein, unterstrich die Pfalz mit immerhin sechs Weinen und einem von drei Weinen mit unserer Höchstbewertung von 94 Punkten. Die beiden anderen 94-Punkte-Weine unserer Probe kamen erwartungsgemäß aus Baden und von der Ahr. Und auch aus Franken waren uns sechs Burgunder eine Empfehlung wert. Insgesamt zeigte die Probe, dass sich die deutschen Spätburgunder- Spezialisten in der internationalen Spitze behaupten können. Natürlich helfen die kühlen klimatischen Umstände wie in 2008 dabei, um den Weinen bei gezügelten Alkoholwerten die nötige Eleganz und viel Extrakt zu verpassen. Frühburgunder ist nach wie vor eine Sorte für Kenner und Könner und mit seiner immer noch geringen Anbaufläche eine rare Spezialität.
 
Beim Lemberger aus Deutschland ist zwar eine gute Entwicklung zu erkennen, doch um mit der Spitze in Österreich mithalten zu können, müssen die deutschen Winzer sich noch ein wenig mit der Sorte beschäftigen. Diese Beschäftigung lohnt aber, bietet Lemberger doch nicht nur die Möglichkeit, sich zu profilieren, sondern etabliert sich zunehmend als ausdrucksstarke und vielseitige Spezialität in Europa.