MEININGERs WEINWELT (01/2009): Argentinien & Chile

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Alejandro Hernandez ist verzweifelt: “Ein Teil der chilenischen Rebfläche verrieselte im Frühjahr leicht, der andere nicht. Ein Teil wurde zwei Wochen später reif als der andere. Und ausgerechnet ich habe es nicht gemerkt.” Ausgerechnet er, Chiles bedeutendster Oenologie- Professor, der es immerhin zum Präsidenten des O.I.V., somit zum ranghöchsten Repräsentanten des Weltweinbaus gebracht hat, merkte nicht, dass ein großer Teil der chilenischen Merlot-Pflanzungen gar kein Merlot waren, sondern die Sorte Carmenère. Sie stammt aus Bordeaux, ist heute dort noch zugelassen, wurde aber nach der Reblauskatastrophe kaum noch angepflanzt, eben weil sie so leicht zum Verrieseln (Abwurf der Blüten in feuchtkalten Frühjahren) neigt. Hernandez nimmt es gelassen: “Es war eine neue Chance für uns.” Die Chilenen machten aus dem Lapsus einen Trumpf: Carmenère wurde für sie zu einer einzigartigen Spezialität (über 6 000 Hektar). Auch Argentinien verfügt über eine Rebsortenbesonderheit, die einst in Bordeaux in Ungnade fiel: der Malbec. Ihm war es dort zu kalt, außerdem ist er ohnehin krankheitsempfindlich. Heute liefert er aus Mendoza und Umgebung (rund 24 000 Hektar) viel Farbe und Tannin (im Gegensatz zum tanninärmeren Carmenère). Gründe genug, diese beiden spannenden Sorten zu präsentieren. Aus insgesamt 180 Proben (rund 90 pro Land) stellen wir rund 100 Top- Weine vor (inklusive einiger Cabernet Sauvignon und Cuvées).