Das sind die neu gelabelten Biere des aktuellen Waldstadt Sortiments. Seit Februar hat die Brauerei neue Besitzer. (Foto: Waldstadt Brauerei)
Das sind die neu gelabelten Biere des aktuellen Waldstadt Sortiments. Seit Februar hat die Brauerei neue Besitzer. (Foto: Waldstadt Brauerei)

Nach Brauereikauf: Kreatives Besitzerteam will durchstarten

Seit Februar 2020 läuft die Waldstadt Brauerei in Iserlohn, Märkischer Kreis, NRW, unter neuer Führung. Zwölf Freunde haben in die insolvente Brauerei im Sauerland investiert. Vier davon haben einen anderen Beruf und helfen in ihrer Freizeit dabei, die Waldstadt Brauerei zum Erfolg zu führen. Diese Umstände bedingten nun eine „moderate Preiserhöhung des hauseigenen Pils und des Lager Biers“.

Thomas Kritzler aus dem Besitzerteam argumentiert: „Neben unserer Leidenschaft für besondere Biere bringt unser Team die nötige unternehmerische Erfahrung mit. Unser Finanzexperte hat die Gründe der vergangenen Insolvenz intensiv durchleuchtet. Ein Grund war, dass die Waldstadt Brauerei vorher einfach zu knapp kalkuliert hat. Das müssen wir zukunftssicherer machen.“

„Vertretbare Erhöhungen“

Für das Waldstadt Pils steigert sich der Preis pro Kasten um 2 Euro, die Waldstadt Lagerbiere kosten zukünftig pro Kasten rund 4 Euro mehr. Die neuen Biersorten werden sich in der gleichen Preiskategorie bewegen. „Wir denken, diese Erhöhung ist vertretbar. Vor allem, weil wir unsere neuen Bierkreationen wie Lager, Pale Ale, IPA und Porter mit ganz besonderen, hochwertigen Zutaten brauen werden. Die großen Brauereien mit industrieller Herstellung sind diesen Schritt in den letzten Wochen bereits wegen erhöhter Rohstoff- und Energiekosten gegangen. Wir kalkulieren mit unseren in der Tradition des Brauhandwerks hergestellten Bieren jetzt ebenfalls neu“, sagt Nathaniel Stott, Biersommelier und Mitbesitzer.

Ein Team mit Leidenschaft

Eine insolvente Brauerei zu neuem Erfolg zu führen, ist eine Herausforderung, der sich ein Team von zwölf Menschen voller Leidenschaft zur Bierbraukunst gestellt hat. „Wir alle arbeiten gemeinsam daran, dieses Pferd wieder auf die Beine zu stellen, bevor es losrennt. Jeder von uns bringt seine eigene Expertise in die Brauerei ein“, erklärt Lutz Aschke, der hauptberuflich Start-ups beim Wachstum betreut. „Die Freude über den ersten Umsatz lässt Gründer oft vergessen, dass auch genug Geld dabei verdient werden muss. Wir beachten diesen Aspekt natürlich“, weiß Aschke aus Erfahrung.

Die Mitglieder des Besitzerteams bestehen aus Menschen der unterschiedlichsten Branchen: ein promovierter Physiker, ein Biersommelier/Pub- Besitzer, ein Finanzexperte, ein Zahnarzt und ein Kardiologe, ein Anwalt sowie ein Wirtschaftsprüfer, eine Restaurant-Besitzerin, ein Lehrer, ein Bau- sowie ein Brauereianlagen-Unternehmer und der Besitzer einer Autowerkstatt. Was sie alle verbindet, sind Freude und Hingabe, selbstgebrautes, leckeres und lokales Craftbier herzustellen, zu verkaufen und zu trinken. Sie alle entschieden sich aus voller Überzeugung für Bierherstellung in Iserlohn und haben gleiche Anteile an der Firma.

Aktuell arbeiten zwei Vollzeit-Mitarbeiter und zwei Aushilfen in der Brauerei. Oliver von Wrede ist seit über 20 Jahren Brauer. Er war der gute Geist der Waldstadtbrauerei und hat in Iserlohn mittlerweile zwei Insolvenzen mitgemacht: „Ich bin sehr froh, dass wir mit diesem neuen, engagierten Team durchstarten. Wir werden die bisherigen Biere weiter pflegen, mit zum Teil neuen, höherwertigeren Zutaten. Wir haben so viele tolle Ideen für neue Biersorten und können es kaum erwarten, diese bald vorzustellen“, freut sich Oliver von Wrede.

Erweitertes Angebot

Die Waldstadt Brauerei bietet aktuell Bier-Braukurse sowie Führungen mit Bierprobe an. Wer sein eigenes Bier mit individuellem Label brauen will, kann dies als sogenannter Gipsy-Brauer unter Anleitung machen. Die Waldstadt Akademie, ein Tag der offenen Tür sowie ein Bierfestival sind in Planung.

Zum Hintergrund

The Shakespeare Brewery GmbH und CO. KG ist eine lokale Spezialitätenbrauerei im Grünen Tal in Iserlohn. Nach der Insolvenz der Waldstadt Brauerei bilden seit 2020 zwölf Inhaber das Besitzerteam und vertreiben die Marke Waldstadt Brauerei. Die Anlage kann pro Jahr bis zu 3.000 Hektoliter Bier produzieren. Gebraut wird das in der Region bekannte Waldstadt Pils und Spezialitätenbiere wie Lager, Pale Ale und Porter. Die Produkte werden über ausgesuchte Getränkemärkte und Gastronomiebetrieben der Region, über Direktabholung an der Brauerei, über spezialisierte Vertriebspartner in ganz Deutschland sowie online verkauft. // ja

Schlagworte

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.