Foto: Mostovyi Sergii Igorevich/Shutterstock.com
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Lambrusco-Verkostung

Heitere, spritzige Trinkigkeit

Er litt lange an seinem schlechten Image als süßer roter Sekt vom Italiener an der Ecke. Dabei ist Lambrusco heute als gepflegter Perl- oder Schaumwein unterschiedlichster Macharten zu haben.

Text: Michael Hornickel

Irgendwann hat man ihn beim Italiener an der Ecke schon mal probiert: den süßen, prickelnden Rotwein namens Lambrusco. Zusammen mit den anderen Klassikern, trockenem Chianti und mildem Valpolicella, gehört er seit einem halben Jahrhundert zum Standard des Offenausschanks italienischer Mittelklasse-Pizzerien in Deutschland.

Und schlechter Offenwein-Ausschank in der italienischen Gastronomie hat ja auch irgendwie Tradition. Bei den ersten Pizzerien in Deutschland wussten es die Betreiber meist nicht besser; kochen konnten sie schließlich ja auch nicht. Und heute, da das alles etwas professioneller geworden ist, wundert man sich trotzdem immer noch, warum viele italienische Ristorante in Deutschland so eine glasweise Anti-Werbung für italienischen Wein betreiben.

Trotzdem kam der most-gesüßte Lambrusco schon immer gut an. Der nicht-weinaffine Durchschnittsdeutsche, der sowieso lieber süß trinkt (wie über die Hälfte der in Deutschland verkauften Supermarkt-Weine beweisen), konnte sich so vorsichtig an das, was man sich unter italienischer Ess- und Trinkkultur vorstellte, herantasten. In der Genussregion Emilia-Romagna ist Lambrusco jedenfalls schon lange kein Geheimtipp mehr und auch in der deutschen weinaffinen Szenegastronomie hält der Lambrusco derzeit gerade Einzug. Lambrusco hat sich gewandelt, sozusagen diversifiziert: Er ist nicht immer Rot, sondern es gibt ihn auch als Rosé, ja sogar mal in Weiß. Lambrusco ist nicht immer süß, sondern auch schon mal trocken, gerne halbtrocken. Ja und es gibt ihn nicht nur als Perlwein, sondern auch schon mal als Schaumwein.

In welcher Version auch immer: Kein anderer Wein wurde je so auf Trinkigkeit hin getrimmt wie Lambrusco. Man machte sich immer Gedanken darüber: Wie kann ich die Säure und/oder die Tannine mit Süße abpuffern? Wie kann ich die Aromatik verbessern? Wie viel Kohlensäure ist am angenehmsten? Dabei strebt Lambrusco nicht nach Größe. Er soll fruchtig sein und schmecken! Wir stellen ein gutes Dutzend gelungene Beispiele in (fast) allen Versionen vor. Die besten sind aromatisch, druckvoll und rassig.