Foto: www.deutscheweine.de
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Renaissance des Sankt Laurent

 

 

Sankt Laurent gilt als schwierig. Nicht dass aus den engbeerigen Trauben keine guten Weine zu machen wären, aber die Sorte kränkelt leicht, ist blüte- und frostempfindlich und liefert unregelmäßige Erträge. Das hat kein Winzer gerne. Dennoch erlebt sie eine Renaissance, zumindest in Österreich. In Deutschland liegt die Sankt-Laurent-Rebfläche prozentual bei rund zwei Prozent unter den roten Sorten. Rheinhessen und Pfalz teilen hierbei das Gros unter sich auf. Eine stärkere Verbreitung erfährt sie bei uns nicht, aber mehr Beachtung. Gut 150 Proben haben wir verkostet, etwa gleich viel aus Österreich und Deutschland. Dabei wurden knapp 90 Prozent als überdurchschnittlich (ab 81 Punkte aufwärts) eingestuft, die Hälfte schaffte sogar mindestens 85 Punkte (sehr gut). Das beweist das hohe Niveau.

Die Verkostung bot Gelegenheit, sich mit dem Sortenprofil des wenig geläufigen Sankt Laurent zu beschäftigen. Allzu leicht ist er nicht greifbar. Er hat ein gutes Farbpotenzial, deutlich mehr als ein Spätburgunder, mit dem er gerne verglichen wird. Gut ausgereifte Trauben bringen hohe Extraktwerte und gleichzeitig ist das Säurepotenzial recht hoch. So können kräftige Weine entstehen, die gleichzeitig eine herzhafte Säurefrische mit sich bringen. So kommt es zu dem eigenwillig säuerlich-fruchtigen Stil des Sankt Laurent, der dann richtig spannend wird, wenn genug Substanz mit im Spiel ist. Das Aroma ist vielfältig, da jeder Standort unterschiedliche Ausprägungen mit sich bringt. Sauerkirsche ist im Rohzustand das am häufigsten zitierte Vergleichsaroma. Rote Johannisbeere, auch Himbeere ist bei jungen Weinen das Pendant zur Sauerkirsche, bei leichten Weinen auch Veilchen. Ab da geht’s los über die ganze Beerenfruchtpalette und der Ausbau lässt noch weitere Spielmöglichkeiten zu.

Rund 40 Prozent der angestellten Weine leisteten sich einen Barrique-Ausbau, weitere 40 Prozent kamen ins große Holzfass. Der Barrique-Ausbau mag überraschen. Könnte man doch meinen, dass eine Pinot-Typik gesucht wird, statt stoffiger Konzentration. Allerdings wurde der Barrique-Einfluss meist zurückhaltend gehandhabt. So zumindest bei unseren Top-Bewertungen. Hier sind sie.